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Gemeinderat, 53. Sitzung vom 22.04.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 10 von 76

 

scheut das Gespräch mit niemandem, jeder kann ihn kontaktieren und zu einem Gespräch einladen. Er hat jetzt verstärkt kommuniziert, in welchem Zusammenhang diese Einladung erfolgte. Übrigens finden sich in diesem Rat der Republik ganz viele Leute - von Valie Export über Sandra Hüller bis zum Berater des Bundespräsidenten. Es ist ein großes Gemisch an Zivilgesellschaft, an Künstlern, aber auch an normalen Bürgern dieser Stadt.

 

Die Kommunikation hat sich verstärkt, sie ist nochmals offensiver geworden, das finde ich gut. Das wird in Richtung Festwochen auch nochmals verstärkt werden. Er hat Boris Marte von der Erste Bank Stiftung eingeladen, dann einen Preisträger der Leipziger Buchmesse, Omri Boehm, der den Preis für Europäische Verständigung erhielt, einen Israeli, Philosoph, der gerade mit Daniel Kehlmann ein Buch herausgebracht hat, einen Dialog über Kant. Er ist also Kant-Experte und damit einer derer, die das Erbe der Aufklärung, nämlich die Freiheit des Sprechens, der Erkenntnis auch gegen bestimmte verschwurbelte Entwicklungen unserer Zeit und gegen Ungenauigkeiten und auch gegen den Fundamentalismus einer Identitätspolitik verteidigt. Er ist ein großer Friedensapologet und Friedensstifter, und dieser Philosoph, Israeli, wird die Rede über Europa machen, und wir sind alle herzlich eingeladen, seine Standpunkte zum Thema Aufklärung, zur Situation Europas in diesen Tagen zu hören. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. GR Berger, bitte.

 

9.48.14

GR Stefan Berger (FPÖ): Guten Morgen Frau Stadträtin!

 

Die Wiener Festwochen waren in den vergangenen Jahren insbesondere auch in wirtschaftlicher Hinsicht ziemliche Sorgenkinder, was entsprechende Auslastungen anbelangt. Wenn man sich mittlerweile allerdings das Programm des neuen Intendanten durchliest, so gewinnt man ein bisschen den Eindruck, man versucht, mit Provokation Zahlen nach oben zu treiben. Da gibt es dann so Veranstaltungen wie „Nieder mit dem Kaputtalismus“ oder auch die so genannten „Wiener Prozesse“, vermutlich in Anlehnung an die Nürnberger Prozesse, wo es wörtlich in der Programmbeschreibung heißt: „Der Staatsvertrag verpflichtet Österreich, alle Organisationen faschistischen Charakters aufzulösen.“ Zwei Sätze weiter heißt es dann: „müsste gar die FPÖ mit sofortiger Wirkung für illegal erklärt werden.“ Das Ganze folgt dem Konzept von Herrn Milo Rau, an der Dramaturgie beteiligt sind der Herr Claus Philipp, der ihnen vermutlich familiär nicht ganz unbekannt sein dürfte, der Herr Robert Misik, der Herr Florian Scheuba, und so weiter, und so fort. (GR Mag. Manfred Juraczka: Ist der Misik ein Extremist?!) Jetzt frage ich mich schon, ist das die neue Qualität an Kultur, auf die wir uns einstellen müssen oder ist das dem heurigen und dem nächsten Wahlkampfjahr geschuldet?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte.

 

Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Also erst einmal danke ich Ihnen für das aufmerksame Lesen des Programms (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Immer!), das aber noch mehrere Seiten umfasst. Es gibt da nämlich auch einen großen Bogen - Kirill Serebrennikov mit „Barocco“, wir haben eine wunderbare Arbeit von Peter Brook, wir haben Elfriede Jelinek in der Inszenierung von Jossi Wieler.

 

Der Bogen ist ein ganz großer und ein Teil davon ist dieser Rat der Republik, sind diese Prozesse, wo sich aber die Kunst selbst auf den Prüfstand stellen wird. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: FPÖ-Bashing!) Es wird auch Klimaklebern der Prozess gemacht, also alle Themen unserer Zeit werden spielerisch … (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: … nicht mit Extremisten vergleichen!) Nein, die werden spielerisch am Theater verhandelt, ja, und das ist eine sehr spannende Auseinandersetzung. Ich glaube, der Herr Mölzer ist auch eingeladen „by the way“ und hat auch schon zugesagt.

 

Klar ist das auch das Wesen der Kunst, dass sie ab und zu Formate kreiert, die erstaunlich sind, die im politischen Alltag so nicht stattfinden können. Ich bin nicht Dramaturgin und ich kann auch nur sagen, ich bin neugierig, ich glaube, es ist sehr ausgewogen eingeladen worden. Lassen Sie uns gespannt sein!

 

Aber eins kann ich Ihnen sagen: Die Festwochen sind zum heutigen Datum zu 60 Prozent ausverkauft, das hat es jahrelang nicht gegeben und ich finde auch die Bemerkung … (Zwischenruf und Heiterkeit bei der ÖVP. - Ruf bei der SPÖ: Lass dich nicht provozieren.) Was? Ach so, ich soll mich nicht provozieren lassen. Ich wollte eigentlich nur nachfragen, ich bin gar nicht provoziert. Ich finde es nur immer schöner, wenn wir es direkt am Gang oder sonst wo besprechen können, da habe ich kein Problem damit.

 

Aber lassen Sie mich Ihnen nur sagen, ich glaube, dass Sie eine spannende Festwochenzeit vor sich haben. Und bitte vergessen Sie nicht - das betrifft die ganze Kultur, weltweit: Es gab überall Corona. Wir vergessen immer die entscheidenden Jahre und auch die Entwicklung danach, bis ein Publikum sich wieder gewöhnt hat an Gemeinschaft, an ein angstfreies Umgehen in einem geschlossenen Raum. Das hat Zeit gebraucht. Aber wir haben, glaube ich, durch eine kluge und umsichtige Kulturpolitik bewiesen, dass diese Stadt das möglich macht und zu ihrem Publikum, aber auch zu den Künstlerinnen und Künstlern steht.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Frau GRin Mag. Berner, bitte.

 

9.52.20

GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Hallo, danke für die Ausführungen bisher!

 

Ich frage auch etwas zu den Festwochen, aber nicht zum inhaltlichen Programm, da haben wir eh schon genug gesagt. Ich möchte etwas zu den Freikarten fragen. Ich freue mich sehr, dass 60 Prozent der Karten schon verkauft worden sind. In den letzten Jahren gab es immer eine öffentlich-mediale Kritik daran, dass zu viele Freikarten vergeben werden über die Festwochen. Hat Milo Rau eine neue Struktur hineingebracht beziehungsweise wissen Sie schon, wie hoch der Anteil an Freikarten dieses Jahr sein wird?

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte.

 

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