Gemeinderat, 59. Sitzung vom 23.10.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 82
Zur Frage der Jugendlichen: Das ist schon ein bedrückendes Phänomen, dass wir auch immer mehr Jugendliche sehen, da bin ich auch bei Ihnen. Es hat wohl verschiedene Ursachen, verschiedene Gründe, und deswegen ist es wichtig, dass wir die Wohnungslosenhilfe nicht nur als Etappenplan verstehen, der sozusagen bei einer Notschlafstelle beginnt und man arbeitet sich dann Stück für Stück durch das System durch, sondern dass es auch quasi Bypässe gibt. Unsere Chancenhäuser sind das Konzept für diese Bypässe. Die Chancenhäuser sind Notschlafstellen, wo aber sofort, in dem Moment, in dem jemand dieses Haus betritt, nach einer Lösung direkt zum wieder selbstständig Wohnenkönnen gesucht wird. Das gilt insbesondere für Jugendliche, bei denen wir versuchen, sie gar nicht einmal in einer Wohnungslosenhilfeeinrichtung - unter Anführungszeichen, nicht missverstehen - zu sozialisieren, sondern sie sofort in Wohngemeinschaften bringen, oder, wenn es überhaupt möglich ist, ins alleine Wohnen bringen, logischerweise mit Betreuung, damit nicht die Wohnungslosenhilfe dann wieder zuschlagen muss. Das ist das Konzept, das wir mit den Chancenhäusern haben. Da haben wir in der Zwischenzeit insgesamt rund 600 Plätze in Wien. Ich glaube, da sind wir auf einem guten Weg.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Mahdalik, bitte.
GR Anton Mahdalik (FPÖ): Sehr geehrter Herr Stadtrat, guten Morgen!
Wenn man aus dem 22. Bezirk ins Rathaus radelt, sieht man eigentlich ganzjährig immer an den gleichen Stellen Obdachlose übernachten - unter der Praterbrücke, Kaisermühlendamm, aber auch auf der Insel oder auch beim Donaukanal kurz vor der Urania, vor der Strandbar Herrmann. Ich glaube auch, dass das die Leute teilweise freiwillig machen. Bei der Urania schaut es mir eher aus, als würden die aus dem Bereich der organisierten Bettelmafia kommen. Ich weiß schon, ich könnte das jeden Tag der Stadt Wien, da der MA 40, melden, aber ich glaube auch, dass die 42er, die 45er, die 48er, also dass andere Abteilungen dort unterwegs sind und dass die Stadt Wien, die MA 40, auch weiß, wo Obdachlose übernachten, weil das ja seit Jahren gleich ist.
Meine Frage: Schickt die Stadt Streetworker, sonstige Bedienstete zu diesen neuralgischen Punkten, von denen man weiß, dass dort die Obdachlosen übernachten, um zu fragen, ob die nicht in eine Notschlafstelle kommen wollen?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf. StR Peter Hacker: Ja, das ist ganz klare Aufgabe der Straßensozialarbeit, all diese Stellen, die wir kennen, aufzusuchen. Wir sind auch immer dankbar, wenn es aus der Bevölkerung direkte Hinweise gibt, Anrufe oder Hinweise von Kolleginnen und Kollegen aus diversen Dienststellen gibt, die sagen: He, da habe ich etwas gesehen, schaut einmal hin! Die Straßensozialarbeiter haben den ganz klaren Auftrag, und tun das auch, so rasch wie möglich dort hinzufahren, mit den Leuten Kontakt aufzunehmen. Das Problem ist halt, dass wir, wenn wir von Menschen reden, die obdachlos sind und auf der Straße schlafen, durch die Bank von Menschen mit Traumata reden, meistens mit vielen Traumata, mit ganz vielen Verstörungen. Da kann es sogar sein, dass die, wenn Sie hingehen oder wenn ich hingehe und frage: „Na, wollen wir nicht irgendwohin gehen?“, sagen: „Ja, ja, mache ich eh!“ - Das sind aber so tiefsitzende Störungen, dass wir einfach verstehen müssen, dass die manchmal gar nicht in der Lage sind, im Augenblick Schutz, Unterstützung anzunehmen. Das ist also eine langwierige Arbeit, das ist ein Vertrauensprozess, den die Straßensozialarbeiter aufbauen, mit, wie ich finde, sehr gutem Erfolg, aber nicht lückenlos und nicht sozusagen schlagartig.
Da müssen wir ein bisschen verstehen, was hinter der Obdachlosigkeit steckt, was hinter den Menschen steckt, die oft grauenhafte Gewalterfahrungen haben, Verstörungen haben. Freiwillig legt sich keiner unter die Praterbrücke - jetzt im Sinne von wir zwei, ja, vielleicht einmal, wenn wir Jugendliche sind, aus Gaude, aber sicher nicht im Sinne von traumatisch verstörten, wohnungslosen Menschen, die unsere Unterstützung brauchen. Wie gesagt, wir haben auch die Strategien dazu. Jetzt, während der Zeit, in der die Winterquartiere offen sind, gibt es eine eigene App. Diese kann man auch sehr, sehr empfehlen, und ich würde mich sehr freuen, wenn wir alle miteinander dafür sehr Werbung machen. Die App ist wieder online. Das ist eine App, mit der man einfach, wenn man auf der Straße unterwegs ist und man irgendwo eine Person auf der Straße liegen sieht, sofort die Adresse schicken kann. Es geht fast vollautomatisch, man kann mitteilen und es können sofort Sozialarbeiter ausschwärmen, um dorthin zu gehen und zu schauen, ob man die Person davon überzeugen kann, in ein Notquartier oder in eine andere Einrichtung der Wohnungslosenhilfe zu gehen.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat. Damit ist die 4. Anfrage beantwortet.
Die 5. Anfrage (FSP-1407927-2024-KVP/GM) wurde von Herrn GR Eppinger gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Kultur und Wissenschaft gerichtet. In dieser Anfrage geht es um das Johann-Strauss-Festjahr 2025. (Anlässlich des 200. Geburtstages des Komponisten Johann Strauß Sohn im Jahr 2025 wird ein Festjahr mit unzähligen Veranstaltungen zu Ehren des Walzerkönigs organisiert. Der Gemeinderat hat hierfür auf Antrag der MA 7 als subventionsvergebende Stelle im November 2022 ein Gesamtbudget von 20 Mio EUR beschlossen, welches ein eigenes für dieses Festjahr gegründetes Unternehmen der Wien Holding als Subventionsnehmer bekommen hat. Nun wird seitens Ihres Ressorts mit Begründung der inflationsbedingten Mehrkosten eine zusätzliche Subvention in der Höhe von 2 Mio EUR als notwendig erachtet. Liegen Ihnen bzw. der MA 7 Unterlagen oder Dokumente über die Wirtschaftlichkeit des Johann-Strauß-Festjahres 2025, welches mittlerweile mit insgesamt 22 Mio EUR gefördert werden soll, vor?)
Bitte um Beantwortung.
Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Nochmals einen guten Morgen von meiner Seite! Ich wiederhole die Frage, weil sie ist ja öffentlich nicht so bekannt: Anlässlich des 200. Geburtstag des Komponisten Johann Strauss
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