Gemeinderat, 59. Sitzung vom 23.10.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 82
Pandemie und an der Teuerung liegt und weiter Fakten zu ignorieren.
Liebe Wienerinnen und Wiener, die Sie dieses Spiel durchschauen, sprechen wir es deutlich aus und bleiben wir auch bei der Wahrheit. Ja, es war schon einmal leichter, Säle und Plätze zu füllen, selbstverständlich, aber das ist eine Aufgabe, die alle Kulturschaffenden trifft. Es ist eine Riesenherausforderung, vor allem für jene, die oft solo oder in kleinen Teams auf unseren Bühnen stehen. Nur haben die keine Millionenförderung wie das Volkstheater oder die Wiener Festwochen oder die Vereinigten Bühnen im Rücken. Mit diesem finanziellen Polster, der Jahr für Jahr ein herrlich gemachtes Bett bedeutet, muss mehr drinnen sein. Das haben sich die Wiener und Wienerinnen verdient. (Beifall bei der ÖVP und von GR Stefan Berger.)
Wo bleiben die echten Reformen, wo bleiben die Ideen, die Wienern und Wienerinnen Lust auf Kultur machen, anstatt sie zu vergraulen? Wo bleiben die offenen und ehrlichen Diskussionen, wo bleibt die Wertschätzung einer anderen Sichtweise? Wo bleiben die freudigen Theaterformen, die man gerne unterstützt? Wo spielt das Wienerlied noch eine hörbare Rolle? (StR Dominik Nepp, MA: … der Koalitionspartner!) Raus aus den eigenen Echokammern, in denen Sie sich reflexartig auf die Schulter klopfen! Das können Sie besser.
Wien war einmal Kulturhauptstadt Europas - war einmal, Vergangenheit. Wir müssen alles dafür tun, dass dieser Titel nicht bloß zur Erinnerung wird. Wien braucht dringend große, funktionierende und erfolgreiche Bühnen, damit wir diesem Titel der Kulturhauptstadt wieder gerecht werden. Wir brauchen die Großen, die erfolgreich sind, damit wir die vielen Kleinen, die auch Vielfalt zu uns bringen, nicht verlieren. Kunst ist vielfältig, Kunst ist provokativ, Kunst ist ironisch, Kunst ist aufwühlend, Kunst ist unbequem, aber Kunst darf auch unterhalten. Kunst darf auch Spaß machen, Kunst darf auch leicht sein und Kunst darf vor allem eines, wirtschaftlich erfolgreich sein. (Beifall bei der ÖVP.)
Kunst muss nicht jedem gefallen, doch sie muss glaubwürdig bleiben. Sie darf nicht zur Bühne für politischen Aktivismus verkommen, der sich als Kunst tarnt. Es reicht nicht, sich auf eigene Jubelrufe zu verlassen, die in den eigenen Kreisen verhallen. Die Wiener Bevölkerung verdient mehr. Zum Schluss: Wir brauchen eine Strategie, die sich nicht in der eigenen „bubble“ versteckt, sondern die Bedürfnisse und Interessen der Bevölkerung ernst nimmt.
Das demokratische Gespräch und das Feld des Dialoges, um Sie, Frau Stadträtin zu zitieren, bedeutet auch, andere Meinungen wertzuschätzen und zu respektieren. Ja, der Kunst ihre Zeit, der Kunst ihre Freiheit, aber es gibt kein Grundrecht auf stille Bewunderung. Danke auch für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur ein Mal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr GR Berger, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat.
GR Stefan Berger (FPÖ): Sehr geehrter Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren im Sitzungssaal und auf der Galerie!
Das Thema Kultur heute in der Aktuellen Stunde, die Redezeit ist mit fünf Minuten wie immer sehr beschränkt, dennoch versuche ich, einige Punkte unterzubringen.
Kulturpolitik, würde ich einmal behaupten, war in dieser Stadt tatsächlich schon einmal ruhmreicher. Kulturpolitik in dieser Stadt ist mittlerweile vor allem hochsubventioniert, und der Output, um es einmal neudeutsch zu formulieren, ist aber tatsächlich relativ bescheiden. Ich möchte jetzt nicht mehr gesondert auf Auslastungszahlen eingehen, auf die Probleme, tatsächlich Säle zu füllen, sondern vielmehr darauf, wie wir heute schon zwei Mal gehört haben, dass man sich über den Begriff „linker Freundeskreis“ so echauffiert.
Drei Beispiele zeigen doch augenscheinlich, dass man, wenn man einer gewissen vermeintlich kulturellen Elite in dieser Stadt angehört, tatsächlich Narrenfreiheit genießen kann. Das Volkstheater ist bereits angesprochen worden, die Kennzahlen sind mehr als beschaulich. (Ruf bei den GRÜNEN: Überschaubar!) Womit gelingt es diesem Theater, tatsächlich noch aufzufallen? Schlichtweg mit Provokation. Ich darf vielleicht die letzte Abo-Kampagne zitieren, wo in dieser Stadt Plakate aufgehängt werden mit „Du liebes Arschloch, hol dir dein Abo!“ Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist mittlerweile das Niveau, auf das man als einst ruhmreiches Theater mittlerweile gekommen ist.
Die Wiener Festwochen wurden bereits angesprochen, 13 Millionen EUR, da wird zum Teil dem Antisemitismus der Teppich ausgerollt. Jetzt, noch Wochen später, ist auf der Homepage, wenn man hinunterscrollt, eine Petition gegen die FPÖ zu unterzeichnen, wo irgendwelche obskuren Behauptungen aufgestellt werden. Plötzlich wäre die FPÖ für den Ständestaat, das ist ganz interessant, wie auch immer man dazu kommt. Das ist größtenteils tatsächlich politischer Aktivismus, wie es auch zuvor richtig formuliert worden ist, der als Kunst in dieser Stadt zur Schau gestellt beziehungsweise auch sehr üppig gefördert wird, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)
Man muss sich anschauen, wer die Herrschaften, die handelnden Personen auch bei diesen Wiener Festwochen sind. Das sind überraschenderweise dieselben Leute, die sich dann auch im Personenkomitee zur Nationalratswahl bei SPÖ-Kandidat Andreas Babler finden, Herr Milo Rau, Herr Misik und Konsorten, Herrschaften, die eben nicht unscheinbar in der Vergangenheit aufgetreten sind.
Das Theater in der Josefstadt ist mittlerweile ja ein eigenes Kapitel. Im Theater in der Josefstadt gibt es einen Direktor, einen Intendanten, Herrn Föttinger, der eine Pressekonferenz zum kommenden Spielplan abhält, als würde er eine Parteitagsrede halten. Der Herr Kollege von der SPÖ findet es lustig. (GR Dr. Gerhard Dr. Gerhard Schmid schüttelt den Kopf.) Ich kann Ihnen verraten, viele Steuer- und Gebührenzahler in Wien finden das nicht lustig, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Der steht oder vielmehr sitzt dort neben
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