Gemeinderat, 59. Sitzung vom 23.10.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 82
ist in dieser Stadt! (Beifall bei ÖVP und FPÖ. - GR Thomas Weber: Das ist ja nicht auszuhalten!)
Dann, nachdem wir die Festwochen überstanden hatten - die übrigens mit einer Reihe von katastrophalen Kritiken zu Ende gegangen sind, abseits dieses Skandals -, gab es die berühmte Pressekonferenz von Herrn Föttinger, der aus einer Spielplan-Pressekonferenz de facto eine SPÖ-Wahlkampfveranstaltung gemacht hat. Auch das hat offenbar niemanden irritiert - das muss man wohl so zur Kenntnis nehmen. (GR Mag. Manfred Juraczka: O ja, den Wähler! Den Wähler hat es schon irritiert! - Ruf bei den NEOS: Braucht eh nicht ÖVP wählen!) Also den Wähler natürlich schon, aber nicht die Vertreter der Stadtregierung.
Und dann vor wenigen Wochen das wirklich absolute traurige Highlight des vergangenen Jahres, muss ich sagen: Das Volkstheater veröffentlicht einen Clip - auch das haben wir schon gehört -, in dem man die FPÖ mit dem Nationalsozialismus gleichsetzt, in dem davon gesprochen wird - ich zitiere -, der Anschluss sei zum Greifen nahe. Hitler-Klone werden gezeigt, die miteinander tanzen und eine Art Orgie feiern - die grauslichen Details erspare ich uns allen jetzt, man kann sich das ja im Internet anschauen. Sehr geehrte Kollegen von SPÖ und NEOS, bitte, bei allen parteipolitischen Unterschieden sollten wir uns gerade bei so einem Thema doch parteiübergreifend einig sein, dass eine derartige Relativierung und Verharmlosung des Nationalsozialismus an Geschmacklosigkeit nicht zu übertreffen ist und absolut keinen Platz haben darf. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)
Ja, Kunst darf natürlich und soll auch provozieren, sie darf auch schockieren - keine Frage -, aber die Freiheit der Kunst bedeutet nicht, dass man Opfer des Nationalsozialismus verhöhnen darf und das auch noch mit Steuergeld subventioniert wird. Und, Herr Kollege Margulies, es geht da eben nicht nur einfach um 1 Prozent, sondern wenn wir uns die Summen anschauen - die Festwochen bekommen über 13 Millionen EUR, das Theater in der Josefstadt 11 Millionen EUR, das Volkstheater über 12 Millionen EUR -, dann sehen wir, dass das unglaublich große Summen sind, die da ausgegeben werden, während andere Kulturinstitutionen wie die Augustinerkirche keinen Cent bekommen! Und dann würde man bei diesen Projekten, die man da über die Maßen finanziert, ja davon ausgehen, dass die dann einem gewissen Qualitätsanspruch entsprechen sollten. Aber nein, das sind dann lediglich jene Häuser und jene Projekte, die nichts anderes tun, als ihre offensichtlich politische Gesinnung auf geschmacklose Art und Weise zur Schau zu stellen. Und das ist einer Kulturmetropole Wien - was sie ja sein sollte und worauf wir, glaube ich, alle hinarbeiten sollen - sicher nicht würdig. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und von GR Wolfgang Irschik.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Dr. Samel. Ich erteile es ihr. Bitte Frau Gemeinderätin.
GRin Mag. Dr. Ewa Samel (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe Zuseherinnen und Zuseher vor den Bildschirmen!
Der Titel der heutigen Aktuellen Stunde der ÖVP lautet: „Kultur für alle, statt für den linken Freundeskreis! Wien subventioniert sich ins Abseits.“ Lassen Sie mich vielleicht gleich zu Beginn klarstellen: Wien subventioniert sich nicht ins Abseits. Wien lebt Kultur, und das auch mit wirklich großem Erfolg. Unser breites, vielfältiges und zugängliches Kulturangebot ist etwas, auf das wir wirklich sehr stolz sein können und wofür wir auch international bewundert werden.
Kultur in Wien verbindet, schafft Identität, fördert das Gefühl der Gemeinsamkeit und Solidarität. Es ist kein exklusives Angebot, das nur für einige wenige zugänglich ist, nein, im Gegenteil: Wir in Wien stehen für ein ernst gemeintes, leicht zugängliches Kulturangebot, das von den Menschen nicht nur angenommen wird, sondern auch begeistert genutzt wird. Genau das ist der Grund, warum so viele andere Städte auf uns blicken und uns auch als Vorbild sehen.
Lassen Sie mich daher vielleicht einige wichtige Projekte hervorheben, die exemplarisch für die Vielfältigkeit und die Breite des Kulturangebotes in unserer Stadt stehen. Ein besonders spannendes Projekt, das bald in fünf Bezirken - nämlich in Floridsdorf, Favoriten, Donaustadt, Simmering und Liesing - startet, ist zum Beispiel das Junge Theater Wien. Dieses Projekt bringt eine Vielzahl an Produktionen der darstellenden Künste in diese Bezirke, wo viele junge Menschen auch leben. Es richtet sich an ein Publikum zwischen 2 und 22 Jahren und ermöglicht es den jungen Menschen, direkt vor Ort an kulturellen Angeboten teilzunehmen. Vorstellungen werden in Veranstaltungsstätten wie den Volkshochschulen und Ankerzentren angeboten, was die kulturelle Teilhabe dezentral fördert. Ab November wird das Programm in den fünf genannten Bezirken der Öffentlichkeit vorgestellt. Die erste Spielsaison startet im September 2025, und damit schaffen wir ein weiteres Angebot, das junge Wienerinnen und Wiener ohne lange Anreise vor Ort genießen können.
Auch die Kultur in den Bezirken ist sehr, sehr vielfältig: Von den Bezirksmuseen über Ankerzentren als auch niederschwellige Orte der kulturellen Nahversorgung bis hin zu innovativen Projekten wie zum Beispiel dem Schlingermarkt in Floridsdorf oder „SOHO in Ottakring“, wo Kultur in Gemeindebauten stattfindet. Gerade erst hat auch zum Beispiel das Ankerzentrum „Bears in the Park“ in Simmering in der Nähe des Gasometers eröffnet, das auch ein wirklich tolles Beispiel dafür ist, wie vielfältig und lebendig Kultur in Wien, in unserer Stadt, ist.
Ein weiterer herausragender Meilenstein - er wurde auch vorhin schon angesprochen - ist natürlich auch der Bau des Wien Museums. Bereits in den ersten neun Monaten nach der Wiedereröffnung konnte das Museum eine halbe Million Besucherinnen und Besucher auch vor Ort begrüßen - ein beeindruckender Anstieg im Vergleich zu den früheren Jahren, in denen diese Zahl nur etwa ein Fünftel dessen betrug. Dieser große Erfolg lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen: Der freie Eintritt zum Beispiel in die Dauerausstellung macht das Museum für viele Menschen besonders attraktiv, aber auch die einzigartige
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