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Gemeinderat, 59. Sitzung vom 23.10.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 40 von 82

 

MA 11 der Stadt Wien befindet. Sehr geehrter Herr Bildungsstadtrat, ich bitte und motiviere auch Sie, sich in dieses Thema einzubringen. Sie wissen, als Elementarpädagogin setze ich mich seit Jahren aktiv für den Kinderschutz im Kindergarten ein, um Kindern die Chance zu geben, über möglichen Missbrauch zu sprechen und sich Hilfe zu holen. Kinderschutz liegt mir in all seinen Bereichen am Herzen. Ein Wandbild eines verurteilten Sexualstraftäters in Kombination mit einem Familienzentrum - das passt für mich überhaupt nicht zusammen.

 

Im November wird mit der Aktion „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ eine klare Botschaft gesetzt. In Kürze haben Sie alle hier im Saal die Chance, bei der Abstimmung auch ein deutliches Zeichen zu setzen. Zeigen Sie im Sinne aller Opfer auf! Stimmen Sie bitte dem Antrag zur Entfernung des Wandbilds zu!

 

Jetzt möchte ich noch Grüße in den Livestream abschicken, weil ich weiß, dass heute jemand zusieht - eine Frau, ein Opfer von Helmut Kand. Ich wünsche alles Gute. Ich wünsche mir, dass sich auch andere Frauen melden, denen das genauso widerfahren ist. - Danke. (Beifall bei ÖVP und FPÖ sowie von StRin Mag. Judith Pühringer.)

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Dr. Stürzenbecher zu Wort gemeldet. Bitte.

 

12.56.06

GR Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Frau Berichterstatterin!

 

Es freut mich, dass wir heute hier diese wichtige Förderung, die eine Verdoppelung der Mittel für die Männerberatung bedeutet, einstimmig - soviel ich weiß - beschließen. Es ist wichtig, dass man in dieser Frage wirklich einheitlich vorgeht und dass das nicht - oder zumindest nicht sehr weitgehend - für parteipolitische Sachen verwendet wird, sondern dass man hier sehr eindeutig auftritt und sagt, dass man gegen jede Gewalt an Frauen ist, dass man überhaupt gegen jede Gewalt ist und dass wir Gewalt so weit wie irgendwie möglich aus unserer Gesellschaft verbannen wollen. Wir bekämpfen die Gewalt mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, ganz besonders die Gewalt an Frauen. Das muss hier deutlich gesagt werden.

 

Ich meine auch, dass es durchaus interessant ist, dass diese Männerberatung ja schon 1984 als gemeinnütziger Verein gegründet wurde und wir damit den ersten Verein dieser Art im deutschsprachigen Raum hatten. Das weiß man ja gar nicht. Das ist auch ganz besonders wichtig, weil es eben so ist, dass Männerberatung letztlich ja präventiv wirkt und damit hoffentlich möglichst viele künftige Fälle von Gewalt verhindert. Darum geht es ja vor allem: Dass man präventiv tätig ist. Dabei muss man auch sehen, dass es eine wesentliche Kooperation und ein Zusammenwirken zwischen Jugendämtern, Staatsanwaltschaften, Landesgerichten, der Kinder- und Jugendanwaltschaft der Stadt Wien, den Wiener Frauenhäusern und deren segensreicher Tätigkeit und dem Gesundheitsbereich gibt und man gemeinsam mit der Männerberatung versucht, Gewalt künftig zu verhindern. Dazu gehört natürlich auch Bewusstseinsbildung. Dazu gehört, gegen patriarchale Strukturen aufzutreten. Das heißt, dass man die Ursachen, die zu Gewalt führen, möglichst an der Wurzel bekämpft und dafür eintritt, dass es das in Zukunft nicht mehr gibt.

 

Es ist auch schon der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen genannt worden. Damit das aber nicht nur ein Lippenbekenntnis ist, verdoppeln wir die Mittel für den Verein Männerberatung. Ich glaube, das ist auch eine sehr, sehr gute Sache. Es ist auch wichtig, dass wir diese Angebote und die Beratungs- und Therapiemöglichkeiten so weit wie möglich fördern. Das führt zu einem besseren Sicherheits- und Lebensgefühl der Menschen in Wien. Das ist unser aller Ziel. Deshalb kann ich wirklich noch einmal sagen: Gut, dass wir das heute beschließen, aber unsere intensive Arbeit gegen Gewalt an Frauen und gegen Gewalt überhaupt muss weiterhin oberste Priorität sein. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin hat das Schlusswort.

 

12.59.39

Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann|: Lassen Sie mich nur ein paar Anmerkungen machen! Es war, glaube ich, Kollege Stürzenbecher, der es jetzt erwähnt hat. Die Wiener Männerberatung gibt es seit 1984, ein 40-Jahr-Jubiläum. Dass die Männerberatung in Wirklichkeit gerade erst in den letzten Jahren budgetär von Seiten der Stadt immer mehr Geld bekommen hat, hat schon auch einen historischen Grund. Es hat nämlich den Grund, dass sich eigentlich jahrzehntelang niemand - um es jetzt einmal so allgemein zu formulieren - für die Männerberatung zuständig gefühlt hat. Denn es gab Frauenbewegungen. Es gab die Feministinnen, die sich - das kann ich Ihnen in meinem Alter (Heiterkeit bei der Rednerin.) auch schon aus eigener Erfahrung erzählen - auch jahrelang nicht zuständig gefühlt haben und gemeint haben, das Thema Täterarbeit ist eigentlich überhaupt nicht das, was wir brauchen. Dafür setzen wir uns nicht ein.

 

Auch das war damals noch Diskussion. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten geändert - positiv, wie ich finde. Politisch gab es aber niemanden, der sich für das Thema, was man mit den Tätern tut, wie man etwas tun kann und wie man vor allem Budget hineingeben geben kann, zuständig gefühlt hat, bis die Stadt Wien - ich bin auch sehr froh darüber, dass es in der Finanz angesiedelt ist - es zum Thema gemacht hat und sich dann doch Frauen gefunden haben, die gemeint haben: Okay, wir nehmen uns der Sache jetzt an. Wir kümmern uns jetzt auch um die Täterarbeit - um einmal nur beim Thema Gewalt zu bleiben, weil die Männerberatung ja, wie du (in Richtung GR David Ellensohn), glaube ich, gesagt hast, auch noch viele andere Dinge erfüllt. Deshalb wurde dann auch angefangen, zu schauen, wie die Männerberatung auch finanziell unterstützt werden kann.

 

Das sage ich nur deshalb, weil sie eben diese Geschichte hat und ich mich in der heutigen Debatte eigentlich nicht nur darüber freue, dass jetzt das Budget für die Männerberatung verdoppelt wurde, sondern ich freue mich persönlich auch sehr darüber, dass sich vor allem Männer an der Debatte beteiligt haben. Ich sage das von dieser Stelle aus jetzt auch: Ich würde mich eigentlich

 

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