Gemeinderat, 61. Sitzung vom 17.12.2024, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 97
Geld. Das ist in anderen Bereichen mehr als das Jahresbudget, das viele Kulturbetriebe in dieser Stadt bekommen.
Die Wiener Symphoniker sind ohne Zweifel ein bedeutendes kulturelles Aushängeschild der Stadt, und natürlich freuen wir uns, dass es sie in dieser Stadt gibt, aber diese Erhöhung um eigentlich 4,83 Millionen EUR ist unangenehm oder sehr hoch, und wir fragen uns, wie das in diesem Zusammenhang weitergehen wird. Es gibt Gründe dafür, es gibt Inflationsanpassungen, es gibt Honorare und es gibt vielleicht auch innerhalb der Wiener Symphoniker Strukturschwächen, die wir analysieren sollten. Nur, dass Sie wissen, 2021 - auch damals sind wir schon alle hier gesessen - haben die Wiener Symphoniker 16,2 Millionen EUR bekommen, und auch damals waren wir schon erstaunt, weil es auch damals schon eine leichte Erhöhung war, und seither sind diese hohen Erhöhungen kontinuierlich fortgeschrieben worden.
Wir müssen uns damit auseinandersetzen, was das für das Gesamtkulturbudget der Stadt heißt, wenn die großen Institutionen dieser Stadt jedes Jahr große Strukturerhöhungen bekommen. Wo bleibt dann das Gesamtbudget, was passiert dann mit all den anderen, kleinen Vereinen, die wir natürlich nicht in dieser Form anpassen können? Wir brauchen eine langfristige Strategie.
Die Diskussion um die Finanzierung der Wiener Symphoniker ist natürlich ein Balanceakt zwischen der Bewahrung des kulturellen Erbes und der Verantwortung gegenüber dem Stadtbudget. Ich wäre dafür, das Kulturbudget an sich zu erhöhen, aber das wird nicht ausreichen in dieser Strategie. Also müssen wir schauen, wie wir die Qualität des Orchesters sichern und trotzdem finanzielle Nachhaltigkeit gewährleisten können.
Dieses Thema betrifft nicht nur die Symphoniker. Ich habe es schon erwähnt, im letzten Ausschuss gab es ähnliche Steigerungen vor allem für mit der Wien Holding assoziierten Institutionen, wie zum Beispiel die VBW, die Vereinigten Bühnen Wien, auch da 4,5 Millionen EUR Steigerung, für das Kunsthaus Wien 2,1 Millionen Steigerung, für das Haus der Musik 950.000 EUR Steigerung und die Wiener Symphoniker. Vieles aus diesen Steigerungen wurde aus Fremdmitteln finanziert, das heißt, das sind zusätzliche Kosten, die auf die Stadt zukommen.
Derzeit scheint es, als würde man auf der Stadtebene eher nach dem Prinzip „Too big to fail“ agieren. Statt strategisch gut vorbereitet große Summen möglichst gerecht auf unterschiedliche Player zu verteilen, wird in Großprojekte mit unklarem finanziellen Ausgang wie die Eventim-Halle, die Diskussion begleiten Sie sicher, oder was wir letzte Woche plötzlich gelesen haben, ein neues Musicalhaus im Prater investiert. Details dazu sind bisher im Dunkeln. Wir hoffen, dass wir bald mehr dazu wissen.
Bisher haben wir von der Kostenbeteiligung bei der Eventim-Halle gehört. Das waren immerhin 150 Millionen EUR. Mit diesen 150 Millionen EUR, aufgeteilt auf 23 Wiener Bezirke, könnten in jedem Bezirk 6 Millionen EUR Kulturgeld investiert werden. Das wäre ein ordentliches Ankerzentrum pro Bezirk. Die Innenbezirke brauchen das vielleicht weniger, das heißt, wir hätten noch mehr Gelder für die Außenbezirke. Wir müssen uns gut vorstellen, was das heißt, diese Riesensummen in eine einzelne Event-Halle zu investieren. Wien braucht eine Kulturstrategie, die sich aktiv um den Erhalt der spezifischen, spannenden und vielfältigen lokalen Kulturarbeit und Kultur-Locations kümmert. Dafür wollen wir eintreten.
Und nun zu dem Antrag: Wien ist eine Stadt der Kultur, der Musik und der Kunst, und unsere Festivals vom Donaufestival bis zum Johann-Strauss-Jahr sind nicht nur als kulturelle Höhepunkte zu werten, sondern gelten auch als Spiegel der Gesellschaft. Sie zeigen, wer wir sind, was uns ausmacht und welche Werte wir als Stadt vertreten. Genau deshalb ist es unsere Verantwortung, diese Veranstaltungen nicht nur als Unterhaltungsplattformen zu sehen, sondern auch als Werkzeuge für gesellschaftliche Veränderung.
Die MaLisa-Studie - MaLisa ist eine private Stiftung, die sich um Kulturstudien kümmert, Sie kennen sie vielleicht - stellt leider fest, dass 2022 noch immer 80 Prozent der KünstlerInnen, die auf deutschen Festivalbühnen auftreten, männlich sind. 80 Prozent! Das zeigt ein krasses Ungleichgewicht zwischen Auftrittsmöglichkeiten für Männer und für als Frauen gelesene Künstlerinnen quer durch die Festivals, egal, ob es klassische Musik ist oder Mainstreamangebote wie Pop oder Rock.
In Wien wird ein derartig umfassendes Gleichstellungsmonitoring, wie das von MaLisa angeboten wird, leider noch nicht umgesetzt. Die Daten, die wir da haben, sind recht oberflächlich. Oft beziehen sie sich überhaupt nur auf die Führungskräfte von Kulturvereinen oder Kulturinstitutionen. Das ist zu wenig, um tatsächlich sinnvolle Maßnahmen in Richtung Gleichstellung zu setzen.
Es ist notwendig, in einem ersten Schritt zumindest die größten Festivals der Stadt, die öffentlich finanziert sind, zu evaluieren. Es geht dabei um Frauenquoten, um den Anteil von KünstlerInnen mit Behinderungen und um Diversität im Cast. Es wäre sinnvoll, diese Zahlen zu haben, um wirklich Maßnahmen setzen zu können. Warum ist das wichtig? Ich sammle Ihnen jetzt fünf Argumente, dann ist meine Rede zu Ende.
Erstens, es geht um Chancengleichheit und Inklusion. Wien hat sich in einer Kulturstrategie 2030 dazu bekannt, Diversität und Chancengleichheit zu fördern, aber Worte alleine reichen dazu nicht aus. Wir müssen auch handeln. Frauen und KünstlerInnen mit Behinderungen sind nach wie vor in allen Kulturbranchen unterpräsentiert. Festivals wie das Donaufestival oder das Johann-Strauss-Jahr bieten uns die Möglichkeit, Ungleichheiten aktiv auszugleichen, indem wir aktiv in der Programmierung Taten setzen.
Wenn wir diese Beteiligungen auch evaluieren, dann können wir sehen, wo wir bisher nicht genau hingeschaut haben und wo wir handeln müssen oder können. Es geht darum, allen KünstlerInnen in dieser Stadt die gleichen Chancen zu geben, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder auch körperlichen Voraussetzungen. Wir sind viele, und Wien ist viele, und darauf könnten wir eigentlich stolz sein.
Damit geht es gleich zum zweiten Punkt. Die Repräsentation unserer Gesellschaft. Unsere Festivals ziehen Millionen BesucherInnen an, sie sind ein Schaufenster für
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