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Gemeinderat, 61. Sitzung vom 17.12.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 56 von 97

 

diese Stadt. Es wäre daher sinnvoll und notwendig, die Vielfalt, die sich in dieser Stadt ja tatsächlich befindet, auch widerzuspiegeln. Wien ist eine Stadt voller unterschiedlicher Menschen, unterschiedlicher Geschichten und unterschiedlicher Perspektiven.

 

Wenn auf unseren Bühnen nur ein Teil dieser Vielfalt sichtbar wird, womöglich nur die männlichen Blicke, verlieren wir nicht nur Authentizität, wir verlieren auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Wir wollen aber, dass wir zusammenarbeiten, und daran arbeiten wir, denke ich, alle gemeinsam. Eine diverse Besetzung auf und hinter der Bühne stärkt das Gefühl der Zugehörigkeit und zeigt, dass in Wien jeder einen Platz hat, ganz gleich, wer man ist oder woher man kommt. Dieses Gefühl wollen wir eigentlich auch - zumindest hatte ich bisher den Eindruck - mit dem Donauinselfest verstärken.

 

Es geht aber auch um soziale Verantwortung. Als öffentlich geförderte Veranstaltungen tragen unsere Festivals eine besondere Verantwortung. Die Stadt investiert erhebliche Mittel, sprich, unsere Steuermittel. Es ist unsere Pflicht, sicherzustellen, dass diese Investitionen nicht nur kulturellen Mehrwert schaffen, sondern auch die soziale Gerechtigkeit in dieser Stadt beziehungsweise die Gleichstellung fördern und allen oder möglichst vielen Künstlerinnen und Künstlern dieser Stadt gleichermaßen zu Gute kommen können.

 

Die Einbindung von marginalisierten Gruppen, sei es durch barrierefreie Zugänge oder durch gezielte Förderungen von KünstlerInnen mit Behinderungen, ist ein Zeichen dafür, dass Wien diese Verantwortung ernst nimmt. Wien könnte auch eine Vorbildfunktion haben. Wien ist eine internationale Kulturmetropole, was wir hier tun, wird weit über die Stadtgrenzen hinaus wahrgenommen. Wenn wir Diversität und Inklusion konsequent umsetzen, können wir Vorbild für andere Städte sein, ein Leuchtturm für eine gerechte, inklusive Kulturlandschaft in ganz Europa. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Unter diesen Voraussetzungen bitte ich Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, lesen Sie sich unseren Antrag noch einmal durch, denken Sie darüber nach, wie wir mit unseren Festivals auch unsere Werte nach außen tragen können. Die Evaluierung von Frauenquoten, Quoten von KünstlerInnen mit Behinderungen und Diversität ist kein bürokratischer Akt, es ist ein Schritt in eine gerechtere Gesellschaft. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Festivals nicht nur kulturelle Highlights bleiben, sondern auch Vorreiter für Chancengerechtigkeit und Vielfalt in dieser Stadt sind.

 

Nur so können wir sicherstellen, dass Wien auch in Zukunft das bleibt, was es heute ist: Eine Stadt mit Kultur für alle und möglichst auch von vielen. Bitte stimmen Sie den beiden Anträgen, zumindest dem einen Antrag zur Evaluation des Johann-Strauss-Festivals zu, damit wir sehen, wo wir noch besser werden können. Wir können stolz auf diese Stadt sein, aber es gibt immer noch Verbesserungspotenzial. Bitte unterstützen Sie diese Forderung! Herzlichen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Schmid, ich erteile es ihm.

 

14.51.51

GR Dr. Gerhard Schmid (SPÖ)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!

 

Ein paar Worte zu den Wiener Symphonikern: Ja, es sind beträchtliche Erhöhungen der Zuwendungen, aber diese Erhöhungen der Zuwendungen ergeben sich schlicht und einfach aus a) den Gehaltserhöhungen, die kollektivvertragsmäßig organisiert sind und aus b) den Erhöhungen der Pensionsleistungen, die die Wiener Symphoniker auf Grund ihrer statutarischen Bestimmungen zu leisten haben. Das ist es.

 

Wenn man sich die Finanzen der Wiener Symphoniker genauer anschaut, dann gibt es zwei Möglichkeiten der Optimierung: Einerseits im Wege von Einsparungen - da sehe ich relativ wenig Spielraum, weil viele der Rahmenbedingungen exakt vorgegeben sind und die Geschäftsleitung der Wiener Symphoniker sich so wie jede andere Geschäftsleitung an die Rahmenbedingungen halten muss, was Gehälter und Pensionen betrifft - und andererseits die Möglichkeit, Einnahmen zu lukrieren.

 

Und da glaube ich, dass die Wiener Symphoniker einen sehr spannenden und erfolgsversprechenden Weg gegangen sind, weil sie in das Marketing investiert haben, weil sie viele internationale Verpflichtungen wahrnehmen werden, auch im Strauss-Jahr 2025 viele internationale Verpflichtungen wahrnehmen. Das erhöht die Bekanntheit des Orchesters, das erhöht aber auch den Marktwert des Orchesters. Das birgt auch die Chance in sich, höhere Einnahmen zu lukrieren. Das ist sicher der Weg.

 

Was die Evaluierung des Orchesters betrifft, vielleicht noch ein paar Bemerkungen: Es gibt zwei Formen der Evaluierung. Die künstlerische Evaluierung, die passiert in einer lupenreinen, basisdemokratischen Form, nämlich durch das Publikum. Wenn es nicht funktioniert, sitzt niemand im Konzertsaal, und daher ist die Evaluierung sozusagen aussagekräftig. Das ist nicht der Fall. Für die zweite Evaluierung, die wirtschaftliche Evaluierung, gibt es eine Geschäftsleitung, ein Kuratorium und vor allem den Aufsichtsrat, und der Rechnungshof schaut sich die Wiener Symphoniker ganz genau und im Detail an.

 

Im Übrigen möchte ich noch anmerken, dass die Wiener Symphoniker eines der ersten bedeutenden Orchester Europa-weit und international war, das die Einbindung von Frauen vorgenommen hat. Da haben sie absolute Pionierleistungen zu verzeichnen und waren diesbezüglich auch für viele andere Orchester Vorbild. Die Älteren unter uns erinnern sich an die Diskussion, die ausgelöst von den Symphonikern dann auf die Wiener Philharmoniker übertragen worden ist, wo dann sogar einmal ein Kulturminister eingeschritten ist und gesagt hat, wenn dort keine Frauen sind, wird es kritisch. Also da sind die schon gut unterwegs, und daher bitte ich Sie, diesen Antrag und dieses Poststück auch zu genehmigen. Danke. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort.

 

14.55.06Somit kommen wir zur Abstimmung über die Postnummer 95. Wer dieser Postnummer die Zustimmung erteilen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Einstimmigkeit fest.

 

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