Gemeinderat, 2. Sitzung vom 23.06.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 109
in Wien mit einem Plus von 0,5, in Folge des Jahres 2023 mit einem Plus von 2,5. Und wir sehen, dass wir hier in Wien durchaus eine sehr stabile Wirtschaftssituation vorfinden, aber nicht unabhängig von den Rahmenbedingungen sind. Die Inflation ist nach wie vor mit 3,9 Prozent sehr hoch, wenn auch die davorliegenden Jahre natürlich eine wesentlich höhere Inflation zu verzeichnen hatten. Die Arbeitslosigkeit ist in Österreich um 8,2 Prozent angestiegen, in Wien um 6,1 Prozent, und auch wenn wir hier besser liegen als im Österreichschnitt - darauf komme ich im Laufe meiner Ausführungen noch einmal zu sprechen -, sehen wir natürlich, dass wir bei einigen Zielgruppen besondere Herausforderungen haben.
Wir sehen also, dass die globalen und nationalen Bedingungen vor allem dem Wirtschaftsstandort Wien durchaus auch da oder dort zu schaffen gemacht haben. Aber, und das ist positiv zu verzeichnen, es gibt einige Sektoren am Wirtschaftsstandort Wien, die ganz besonders gut florieren und sich ganz besonders gut entwickelt haben. Vielleicht lassen Sie mich mit einem der stärksten Sektoren beginnen, nämlich dem Tourismusstandort Wien. Es ist tatsächlich so, dass wir im letzten Jahr 6 619 Kongresse und Messen in Wien gehabt haben. Das ist eine sehr beeindruckende Zahl und hat zur Folge, dass wir 5,6 Milliarden EUR nur im Messe- und Kongresstourismus erwirtschaften konnten und damit eine hohe Wertschöpfung lukriert haben. Insgesamt hatten wir 18,9 Millionen Nächtigungen in Wien. Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist ein absolutes Rekordjahr, was den Tourismus betrifft, und darauf können wir auch sehr stolz sein. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)
Weiters haben wir einen Rekord bei den Unternehmensgründungen. Wir haben 2024 in Wien 10 000 Unternehmensgründungen zu verzeichnen und ein Viertel des österreichischen Bruttoregionalproduktes wurde in Wien erwirtschaftet. Das sind 119 Milliarden EUR. Wien setzt hier ganz klare Zeichen, Wien trägt hier ganz klar dazu bei, dass der Wirtschaftsstandort sich auch österreichweit etablieren, entwickeln und wieder erholen kann, und das werden wir auch in Zukunft machen, unseren Beitrag österreichweit auch zu leisten. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)
Ein weiterer Sektor, der mir sehr wichtig ist zu erwähnen, weshalb sich der Standort Wien gut entwickelt, ist der Life Science- und Biotech-Sektor. Hier gilt der Dank vor allem all jenen WirtschaftsstadträtInnen der Vergangenheit, die schon die ersten Impulse gesetzt haben, die im Forschungsbereich, in der angewandten Forschung, in der Zusammenarbeit auch mit den Universitäten und der Wirtschaftsförderung Standorte in Wien etabliert und so den Grundstein gesetzt haben, dass wir heute davon sprechen können, dass 50 000 Menschen in diesem Bereich tätig sind - Arbeitsplätze, die ganz besonders krisenresistent sind, die sich auch in Zukunft durchsetzen können, wenn es wirtschaftlich nicht so gut läuft. Und genau auf diesen Sektor setzen wir auch.
Der zweite Sektor ist der IT-Bereich. Auch der IT-Standort Wien ist ein prosperierender, ist einer, der sich sowohl im Bereich der Cybersecurity, aber auch in vielen anderen Entwicklungsbereichen und vor allem der KI-Entwicklung entwickelt hat und auch maßgeblich auch gefördert wurde. Hier haben wir zwei Sektoren, die für die Zukunft entscheidend sein werden. Deshalb machen wir genau das jetzt auch, wir verheiraten zwei Bereiche, nämlich die Biotech- und Life Science-Standorte mit der IT und werden so hoffentlich eine sehr fruchtbare Ehe erzeugen, die Leuchttürme hervorbringt, die wir im Bereich der digitalen Technologie, aber vor allem auch der künstlichen Intelligenz sehen werden. Wir haben uns dazu entschlossen - und ich bin dem Herrn Bürgermeister dafür sehr, sehr dankbar -, dass wir am Freitag unsere Bewerbung an die Europäische Kommission gesandt haben, um uns für einen der fünf KI-Gigafactory-Standorte zu bewerben. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)
Es liegt in den nächsten Monaten noch ein sehr intensiver Bewerbungsprozess vor uns, aber warum glauben wir, dass wir gerade in diesem Bereich Chancen haben, einen Zuschlag zu bekommen? - Fünf Standorte europaweit, da gibt es schon einiges an Konkurrenz, aber ich möchte es gern erklären. Das eine ist, weil wir am Standort Wien ein Asset haben, das viele andere Städte und Regionen seit langem nicht mehr haben, nämlich eine funktionierende Daseinsvorsorge. Wir haben dem neoliberalen Druck der Neunziger- und Nullerjahre nicht nachgegeben, haben keine Budgetlöcher gestopft, indem wir die Daseinsvorsorge privatisiert haben, sondern sie ist durch viele Reinvestitionen der Stadt Wien auf einem hohen Niveau geblieben, und das ist jetzt eine der wirklich positiven Rahmenbedingungen für diese Bewerbung. Daher ein ganz klares Bekenntnis auch in Zukunft zur funktionierenden Gemeinwirtschaft und Daseinsvorsorge. (Beifall bei der SPÖ sowie von GRin Jing HU, BA, MPharm und GRin Dr. Maria In der Maur-Koenne.)
Wir haben damit die Möglichkeit, so eine Gigafactory an Strom und auch an erneuerbare Energie anzuschließen und zu versorgen. Wir haben vor allem die Möglichkeit, durch ein funktionierendes Fernwärmenetz dann auch die Abwärme zu nutzen und damit einen ökologisch unglaublich großen Beitrag zur Dekarbonisierung dieser Stadt zu leisten. Und genau diese Anschlüsse, diese Versorgung, die eine Gigafactory auch braucht, ist einer der Punkte, warum wir glauben, dass wir gute Chancen haben. Der zweite Punkt ist der digitale Humanismus. Wien ist die Stadt, die - ich weiß das aus vielen Gesprächen - auch international für den digitalen Humanismus inzwischen sehr, sehr ausgezeichnet und bekannt ist. Wir haben ja schon im letzten und auch in diesem Jahr sehr viele Initiativen und Veranstaltungen gesetzt. Es zeigt nämlich, dass wir einen sorgfältigen, einen ordentlichen, einen guten Umgang mit Datenstrukturen haben, mit der IT, mit dem digitalen Leben, und auch das wird ein wichtiges Asset sein in dieser Bewerbung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Schlussendlich ist es auch wichtig, dass wir Abnehmerinnen und Abnehmer für diese Leistung generieren. Wir haben in den letzten Jahrzehnten als Stadt ein Alleinstellungsmerkmal aufgebaut, die sich im CE-Raum als Partnerin ganz klar etabliert hat, mit unseren Verbin
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