Gemeinderat, 2. Sitzung vom 23.06.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 109
kulturellen Infrastruktur, in neue Räume, in moderne Angebote investiert. Es wurde zuvor schon erwähnt, das Wien Museum bricht alle Besucherrekorde. Der freie Eintritt in die Dauerausstellung zeigt zum Beispiel, wie niederschwellig der Zugang sein kann und wie groß das Interesse an der Geschichte der Stadt ist. Wir dürfen sehr stolz sein, denn diese Investitionen sind angekommen, und sie wirken auch.
Worauf ich noch eingehen möchte, ist natürlich das Thema Wissenschaft, dem zweiten starken Eckpfeiler unserer Geschäftsgruppe. 2024 wurde ein bedeutender Akzent gesetzt. Mit einem Förder-Call zu zeitgemäßen Formen des Erinnerns haben wir neue Wege eröffnet, wie Geschichte, insbesondere die des 20. Jahrhunderts, vermittelt werden kann. Die Themen Migration, Demokratie, kollektives Gedächtnis standen im Zentrum. Erste Projekten wurden bereits gestartet, gefördert mit insgesamt 800 000 EUR. Ziel war es hier natürlich, das Verbindende in unserer Geschichte sichtbar zu machen und jungen Wienerinnen und Wienern neue Perspektiven auf ihre Stadt zu eröffnen.
Ein weiteres herausragendes Projekt wurde auch schon zuvor genannt: Wien Geschichte Wiki, ein wirklicher Leuchtturm der digitalen Wissensvermittlung. Zum zehnjährigen Jubiläum wurde es 2024 von knapp vier Millionen Menschen genutzt. Ich denke, das ist ein starkes Zeichen, wie relevant fundierte Wissensvermittlung sein kann und wie toll man diese auch aufbereiten kann. Ein herzliches Danke auch dafür.
Im Jahr 2024 haben wir zudem bewährte Förderinstrumente gestärkt und neue Calls ausgeschrieben, wie zum Beispiel den Projekt-Call "Geschichte(n) Wiens" und damit Wiens Rolle als internationale Wissensstadt gefestigt. Ein wichtiger Schritt war dabei auch die substanzielle Erhöhung des Stiftungsbeirates für das DÖW auf jährlich 855 000 EUR, ein klares Zeichen gegen Geschichtsvergessenheit und auch gegen Antisemitismus. (Beifall bei der SPÖ.)
Auch die Wiener Vorlesungen hatten 2024 wieder große Strahlkraft, unter anderem mit Themen zu Demokratie und deren Gefährdung, Digitalisierung und KI, zu digitalem Humanismus oder auch den Herausforderungen des Klimawandels im urbanen Raum. Es freut mich auch sehr, dass der neue Standort des Complexity Science Hub eröffnet wurde, ein Ort interdisziplinärer Spitzenforschung, ein wirklich architektonisches Highlight und ein deutliches Bekenntnis zu Grundlagen- und Anwendungsforschung in Wien.
An dieser Stelle möchte ich auch den WWTF nicht vergessen, der zur Stärkung des Wissenschafts- und Forschungsstandorts Wien immens beiträgt und Jahr für Jahr gerade aufstrebende junge Forscherinnen und Forscher immer wieder für Wien gewinnt und auch langfristig an diesen Standort bindet. Hier hat sich der WWTF als wirklich großer, wichtiger Partner in der Weiterentwicklung unserer Wissenschaftsmetropole etabliert und dafür auch ein herzliches Danke.
Ich komme zum Fazit. Wien ist eine wichtige und wachsende Stadt, eine vielfältige Stadt und vor allem eine Stadt der Ideen, der Erinnerung und auch der Innovation. Wir setzen auf Kultur für alle, was wirklich wichtig ist, lebendig, aber auch dezentral. Wir setzen auf Wissenschaft als Motor einer offenen, kritischen Gesellschaft, und wir investieren mit Überzeugung in die Zukunft unserer Stadt. Ich freue mich natürlich auf die vielen weiteren Projekte, die noch kommen und auf das, was wir gemeinsam noch gestalten dürfen. In diesem Sinne darf ich Sie natürlich auch um Zustimmung zum Rechnungsabschluss ersuchen. Herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Dr. Gorlitzer, und ich erteile es ihm.
GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren via Livestream!
Wir sind bei der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft und Frau Samel hat schon gesagt, es gibt zwei große Eckpfeiler in dieser Geschäftsgruppe, Kultur und Wissenschaft. In Ihrem Regierungsprogramm steht auch: "Wien steht an der Schwelle zu einer neuen Ära als europäische Forschungs- und Innovationsmetropole." So haben Sie es hingeschrieben.
Ich fürchte, es ist nicht nur eine Schwelle, das ist ein ganzes Treppenhaus, das da zu erlangen ist. Man muss da sehr bedachtsam Stufe für Stufe aufwärts gehen, um dieses Ziel einer europäischen Forschungs- und Innovationsmetropole überhaupt zu erreichen. Warum ist das so, warum habe ich ganz nach unten gezeigt? - Weil der Anteil des Wissenschaftsbudgets in dem sowieso relativ kleinen Ressort für Kultur und Wissenschaft nicht einmal 7 Prozent beträgt, das sind 24 Millionen EUR. Ich spreche Ihnen gar nicht den guten Willen ab, aber ich merke eine absolute Zurückhaltung in diesem Bereich Wissenschaft. (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn man sich den Kultur- und Wissenschaftsbericht einmal genau durchliest, gibt es drei Fördernehmer, die genau die Hälfte der gesamten Fördermittel erhalten. Auf Platz eins ist der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds, der WWTF, den Sie gerade angesprochen haben, der sicher gute Sachen macht. Er hat ungefähr 28 Projekte pro Jahr unterstützt, bekommt von der Stadt Wien jetzt aktuell 12 Millionen EUR. Das ist an sich ein gutes Konzept, denn eine Privatstiftung von Banken schießt zusammen mit Privaten weitere 12 Millionen EUR zu. Präsident dieses WWTF ist Bgm a.D. Michael Häupl.
Auf Platz zwei ist das Architekturzentrum Wien, die Fördersumme schon ein bisschen kleiner, 1,75 Millionen EUR. Ganz aktuell ist Präsident dieses Architekturzentrums Wien Hannes Swoboda, ein auch nicht ganz unbekannter SPÖ-Politiker, ehemaliger Stadtrat und langjähriger EU-Abgeordneter. Er ist außerdem noch Präsident des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche, dessen Vizepräsident ist Peter Hanke, ein auch nicht ganz unbekannter SPÖ-Politiker. Und so geht es weiter, Kollege Swoboda ist bei über zehn oder zwölf Vereinen Präsident oder Vorstandsmitglied, also der hat wirklich viel zu tun.
Auf Platz drei liegt die Mozarthaus Vienna Errichtungs- und Betriebs GmbH mit 1,3 Millionen EUR Förde
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