«  1  »

 

Gemeinderat, 2. Sitzung vom 23.06.2025, Wörtliches Protokoll  -  Seite 77 von 109

 

renz arbeiten, die Tag für Tag, Jahr für Jahr, großartige hervorragende Arbeit leisten, nicht genug ist und dass es nicht reicht und dass es da eine unabhängige Kommission braucht. Und Sie unterstellen diesen Mitarbeitern, dass sie parteipolitisch handeln. Ich hoffe wirklich, dass Sie sich dafür entschuldigen. (GR Michael Stumpf, BA: Bestimmt nicht!)

 

Ich bin jedenfalls stolz darauf, dass wir trotz aller Herausforderungen der letzten Jahre an etwas festhalten, nämlich daran, dass Kultur in dieser Stadt kein Privileg ist. Sie ist Teil unserer öffentlichen Daseinsvorsorge. Kultur in Wien gehört allen und nicht nur wenigen. Ein Bereich, der mir oder uns ganz besonders am Herzen liegt, ist die Kulturvermittlung für junge Menschen, speziell für Lehrlinge. 2024 hat die Basis Kultur Wien mit dem Projekt Go for Culture acht Lang- und Kurzzeitprojekte für Lehrlinge umgesetzt. Knapp 300 Lehrlinge haben an diesem Projekt teilgenommen, gemeinsam oder in Kooperation mit den Vereinigten Bühnen Wien oder mit dem Theaterensemble Nesterval. Da erleben junge Menschen Kultur nicht als etwas Fernes, sondern als etwas, das sie direkt betrifft. Und weil das so gut funktioniert hat, wurde das mit 2025 ausgebaut und wird eben jetzt schrittweise umgesetzt.

 

Ich freue mich riesig, dass dieses Thema auch in unserem Regierungsprogramm verankert ist, denn Kulturvermittlung ist kein Nice-to-have, sie ist ein Schlüssel für Bildung, für Teilhabe und für Selbstbewusstsein. Dieser Zugang zieht sich durch viele unserer Projekte. Ein gutes Beispiel dafür sind auch die neuen Kulturankerzentren - das ist heute auch schon angesprochen worden -, wie zum Beispiel Bears in the Park, das im vergangenen Jahr nach Simmering gezogen ist und dort ein neues Zuhause gefunden hat, oder der Hof der Kulturen in der Josefstadt; nach der Sanierung des Volkskundemuseums wird dieses Ankerzentrum dort ein neues Zuhause finden.

 

Ja, das bedeutet nicht einfach nur Veranstaltungsflächen, das sind Anker im Grätzel, sie bringen Kultur dorthin, wo die Menschen leben, arbeiten und sich begegnen. Dass wir dabei auf Bestehendes aufbauen und gleichzeitig Neues schaffen, sieht man auch an den Bezirksmuseen. Bezirksmuseen Reloaded war ein Pilotprojekt, das jetzt in den Regelbetrieb übergeht. Das ist wirklich ein Meilenstein. Unsere Bezirksmuseen haben bewiesen, dass sie eben keine staubigen Schatzkammern sind, sondern hier ganz niederschwellig Bildungsarbeit leisten - mit Themen wie Migration, Arbeiterinnenkultur und weiblicher Stadtgeschichte.

 

Und ja, Kultur ist nicht nur Bühne, sie ist auch Begegnung im Grätzel. Eine ganz zentrale Rolle - ich habe es heute auch schon angesprochen - spielt die Basiskultur Wien. Sie steht für Kontinuität und Professionalität. Mit ihr schaffen wir Zugänge in Parks, auf Plätzen, in Hallen, in Hinterhöfen. Kultur, die kommt, ohne zu fragen, ob man sich ein Ticket leisten kann.

 

Natürlich gehören da auch die großen Sommerformate wie der Kultursommer dazu. Ich sage es ehrlich, es gibt kaum ein Projekt wie den Kultursommer, der so sehr zeigt, was Kulturpolitik für alle bedeutet - über 86 000 BesucherInnen, über 2 000 KünstlerInnen, alle fair bezahlt und bei freiem Eintritt, und das quer durch alle Bezirke. Das ist unser Verständnis von kultureller Nahversorgung. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

 

Oder die Tschauner Bühne: Ein Ort, der seit über 100 Jahren besteht, mit einem vielfältigen Publikum. Vielfalt ist auch das Stichwort, wenn wir über kültüř gemma reden, ein Projekt, das nicht nur Kunst fördert, sondern auch systemisch etwas verändert, ein Projekt, das seit über zehn Jahren KünstlerInnen fördert, die in unserer Kulturszene oft unterrepräsentiert sind. Zum Beispiel war Amoako Boafo, ein ghanaischer Maler, der mittlerweile international bekannt ist und auch vor kurzem im Belvedere ausgestellt hat, einmal Stipendiat bei kültüř gemma; oder Sanela Stankovic, über die ich in einer meiner ersten Reden gesprochen habe. Ich durfte vor nicht zu langer Zeit eine Ausstellung mit ihren wunderbaren Manga-Zeichnungen eröffnen.

 

Es freut mich besonders, dass ein fixer Ort für diese Arbeit entsteht, MEZEKERE, ein neuer Kunstraum im 7. Bezirk. Das ist eine Notwendigkeit, weil Sichtbarkeit Gerechtigkeit schafft. Ein weiterer zentraler Ort ist das WUK als soziokulturelles Herz im 9. Bezirk. Oder auch die vielen weiteren Projekte der Basis Kultur, die Kunstmesse, der Musikmarkt et cetera. Es geht nicht darum, wie laut oder leise ein Projekt ist, sondern darum, wem es nützt. Ich kann mit voller Überzeugung sagen, diese Projekte erreichen Menschen, die sonst außen vor bleiben.

 

Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen, dem Büro der Stadträtin, der MA 7 für ihre großartige Kulturarbeit. Wir sehen, es geht nicht nur darum, was Kultur kostet, sondern was sie wert ist. Kultur ist unser gemeinsames Versprechen, das niemand ausgeschlossen wird, weder im Theater noch im Leben. Denn Wien ist stark, wenn alle mitspielen können, auf der Bühne und darüber hinaus. Kultur ist nicht das Schlagobers am Eis, sie ist das Fundament für ein gutes Zusammenleben. Und wir sorgen dafür, dass dieses Fundament hält, für alle. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit war neun Minuten. Zu Wort gemeldet: StR Berger. Gewählte Redezeit sieben Minuten. - Bitte schön.

 

17.38.55

StR Stefan Berger|: Danke, Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin, meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Ich finde es schon recht niedlich, wenn die Vertreter der Regierungsfraktionen hier heraußen stehen und sagen, ja, bei Kulturförderungen, da passiert natürlich alles vollkommen objektiv, sachlich, ohne irgendwelche bewertenden Gesichtspunkte, meine sehr geehrten Damen und Herren, und Kultur wäre in Wien angeblich ein vollkommen freies Betätigungsfeld. Ich habe ziemlich in mich hineinschmunzeln müssen, ich weiß nicht, ich würde tatsächlich empfehlen, diesen Kunst- und Kulturbericht in Zukunft wieder rechtzeitig zuzustellen. Ich kann mich erinnern, in der letzten Periode hatten wir ihn auch einmal in der Früh eines Sitzungstages erhalten. Insbesondere natürlich auch für die Kolleginnen und Kollegen der Regierungsfraktionen, denn dann würden Sie sehen, das satte 90 Prozent des gesamten Kultur- und Wissen

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular