«  1  »

 

Gemeinderat, 2. Sitzung vom 23.06.2025, Wörtliches Protokoll  -  Seite 82 von 109

 

All diese Dinge haben immer auch mit dem Ausreizen von gegebenen gesellschaftlichen Tabus zu tun, und das ist notwendig, weil sie Fragen stellen. Kunst erlaubt Fragen, erlaubt Räume des differenzierten Denkens und schult uns auch in Empathie. Kunst beantwortet nicht immer, sondern fragt mehr.

 

Wenn jetzt zum Beispiel so ein offener Raum wie die Festwochen, von Ihnen (in Richtung der ÖVP und der FPÖ) mehrfach angesprochen, im letzten Jahr ermöglicht, über gesellschaftliche Tabus wie über Corona zu sprechen, man sich über zweieinhalb Tage hinsetzt und Corona-Leugner, Menschen, die sich verweigert haben, Impfungen anzunehmen, Menschen, die aus dem Gesundheitswesen kommen, und Menschen, die Long Covid hatten, in einem Raum versammelt, dann ist das gelebte demokratische Kultur. Das ist ein Format, in dem wir leider viel zu wenig sprechen.

 

Das kann Kunst und Kultur, und deswegen greifen die auch heikle Themen auf. Heikle Themen, wie wir uns jetzt verhalten sollen in dem Verhältnis Israels zu den Palästinensern. Ein hochkomplexes Thema, wo wir selbstverständlich die Hamas verurteilen, weil sie der Auslöser war, aber wo wir auch problematisieren dürfen, ob jedes Mittel dagegen da auch gerechtfertigt ist. Diese Fragen müssen gestellt werden, ohne dass man sofort als Antisemit und Antisemitin punziert wird. Das traut sich die Kultur, weil sie eben auch nicht in letzter Konsequenz politisch verantwortlich ist und nicht als Politiker agiert. Ich könnte so etwas nicht sagen, aber in der Kunst und Kultur geht das.

 

Was ich zum Beispiel bedaure - Herr Mahrer, Sie haben doch damals ein Post gegen das Volkstheater geschrieben, wo zweimal Theater falsch geschrieben wurde. (Heiterkeit bei SPÖ und GRÜNEN.) Das war wirklich kein Zeichen von Bildung, da habe ich mir gedacht, okay, Deutschkurse für Inländer bitte auch. Also wollen wir das Feld erweitern, und wollen wir bitte auch einmal feststellen, dass ich Sie in all den Jahren nicht einmal gesehen habe, und ich bin wirklich jeden Tag im linksradikalen Konzerthaus (Heiterkeit bei der SPÖ), im terroristischen Musikverein, im marxistischen Zoom, auch beim linksradikalen Kinder-Literaturfestival. (GR Mag. Joseph Taucher - erheitert: Ich traue mich jetzt nirgends mehr hin.) Also ich bitte Sie, wovon sprechen wir? - Und haben Sie eine Verantwortung für Ihre Sprache! Diese Sprache des Hasses und der Zuspitzung sollte hier keinen Platz haben, weil wir miteinander sprechen wollen, miteinander arbeiten wollen. Wir haben alle eine Verantwortung. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.)

 

Was sind also die Leuchttürme? - Sie kennen Sie alle, das Wien Museum mit dieser Eröffnung hat gezeigt, dass jetzt fünfmal so viele Menschen kommen, um sich mit der Geschichte ihrer Stadt auseinanderzusetzen, sich Fragen zu stellen, woher kommen wir, wohin gehen wir. Wir haben das Pratermuseum und das Junge Theater Wien, davon werden wir nächstes Jahr besonders berichten, wenn das richtig in vollem Modus angelaufen ist. Wir haben also unterschiedliche Akzente gesetzt, auch für mehr Kinderkultur, mehr Kultur für die Jüngsten dieser Stadt, denn darüber passiert eben Integration. Denn auch ich bin interessiert an einem ethischen und humanistischen Weltbild, das ist mein Ursprung, und ich hoffe, auch unser aller, wo wir auch über Kunst und Kultur Empathie erlernen, uns vorstellen können, dass wir vielleicht auch andere hätten sein können, dass wir auch andere Biografien haben könnten, dass wir ein irres Glück haben, in diesen Krisenzeiten hier in dieser Stadt geboren zu sein oder hier zu leben. Das ist ein großes Glück, und da bin ich auch dankbar, dass Wien in der Summe - Kritik ist immer erlaubt - hervorragend funktioniert.

 

Ich möchte aber jetzt noch ganz stark auf einen Aspekt der Wissenschaft kommen. Digitaler Humanismus wurde mehrfach erwähnt, der ist ganz, ganz wichtig, aber auch das Complexity Science Hub, das wir sehr besonders gefördert haben. Ich glaube nicht, dass das bekannt ist, nämlich etwas Sensationelles. Das Complexity Science Hub, das wir in den letzten Jahren stark angeschoben haben, hat die Aufgabe, sich um Daten und Datenverarbeitung zu kümmern. Sie haben in der Zusammenarbeit mit Europol und der Zentralstelle Cybercrime Bayern einen Megaerfolg gehabt. Sie haben im Darknet die Ströme von Kryptowährungen verfolgt und konnten dazu den Schlüssel geben, dass die Polizei und Europol Kidflix - das klingt sehr lustig, ist aber eine der größten Pädophilenplattformen der Welt - geknackt hat und sie verboten werden konnte. 1 800 000 User und 1 400 Pädophile konnten dingfest gemacht werden, und das hat das Complexity Science Hub einfach durch die Bearbeitung von Daten herausgefunden. Da bin ich sehr stolz, dass wir mit unserer Wissenschaftsförderung dazu beigetragen haben.

 

Fazit meiner Rede: Kunst ist kein Luxus, sondern eine Daseinsvorsorge, und ich garantiere Ihnen, die weltanschauliche Gesinnung ist nicht der Punkt. Wir müssen eine große Bandbreite haben. Und sie wird auch gewährleistet durch eine Fülle von Jurys, von unterschiedlichen Bewertungen, von ExpertInnen in der MA 7. Das ist, glaube ich, eine demokratische, professionelle Plattform, mit der wir umgehen.

 

Ich komme gerade von einer kulturpolitischen Tagung in Bayern. Wir sind mit dieser Kulturpolitik wirklich über alle Grenzen hinaus berühmt geworden und berühmt und können sehr, sehr stolz sein auf diese Arbeit. Wir sind daher auch ein Tourismus- und ein Wirtschaftsfaktor. Natürlich sehe ich auch in den kommenden Jahren die Schwierigkeit, mit veränderten Budgets umzugehen. Ich hoffe, ich kann unseren Bereich weitestgehend schützen, weil es mir immer ein Anliegen ist, diese Breite zu fördern - von wean hean, von diesem wunderbaren Wienerliedfestival, das Sie hoffentlich auch das nächste Mal besuchen werden, bis hin zum Theater an der Wien, bis hin zum Theater der Jugend und so weiter.

 

Ich danke meinen Mitarbeitern. Damit meine ich zunächst einmal Sie alle, weil Sie mit Ihren Abstimmungen dazu beitragen, dass das möglich ist. Ich danke ganz besonders den leitenden Personen der MA 7, 8 und 9. Ich danke euch allen mit euren großen Teams. Ich danke meinem persönlichen Team in meinem Büro. Ihr macht eine vorzügliche Arbeit. Und es ist nicht ganz einfach

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular