Gemeinderat, 2. Sitzung vom 23.06.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 93 von 109
sie sich hinwenden sollen, die nach Orientierung im Gesundheitswesen suchen, die nicht krank genug sind, um in ein Spital zu gehen, aber auch nicht gesund genug, um einfach abzuwarten. Gesundheit darf kein Glücksspiel sein. Sie muss planbar, zugänglich und verständlich sein, für jeden Wiener und Wienerin, unabhängig vom Wohnort, Herkunft und Einkommen. (Beifall bei NEOS und Teilen der SPÖ.)
Deswegen haben wir im Regierungsprogramm klare Ziele festgelegt. Wir machen Wien zur digitalen Vorreiterin im Gesundheitswesen. Wir setzen neue Standards in Prävention und Gesundheitsförderung. Wir investieren gezielt in Schulgesundheit und Kinderprimärversorgung. Wir bauen wohnortnahe Gesundheitszentren aus und wir stärken Forschung, Gesundheitskompetenzen und Bewegung. (Beifall bei NEOS und Teilen der SPÖ.)
Meine Damen und Herren, in den letzten beiden Jahren der Fortschrittskoalition ist schon Einiges passiert. Die Gesundheitsversorgung wurde spürbar verbessert. Wir haben Erstversorgungsambulanzen in allen Wiener Spitälern eingeführt, um die Notaufnahmen zu entlasten. Wir haben in Wien erfolgreiche Strukturreformen eingeleitet, die Patientenströme vom Spital in den niedergelassenen Bereich lenken. Mit über 60 regionalen Gesundheitszentren, darunter auch die sehr erfolgreiche Primärversorgungseinheit, haben wir wohnortsnahe Versorgung in den Grätzeln deutlich gestärkt und gleichzeitig spürbare Entlastung der Spitäler erreicht. (Beifall bei NEOS und Teilen der SPÖ.)
Die Gesundheitsberatung 1450 wurde zu einer zentralen Anlaufstelle weiterentwickelt mit rund um die Uhr verfügbarer medizinischer Orientierung, mittlerweile sogar per Video. Und wir haben begonnen, School Nurses an Wiener Schulen zu etablieren. An den ersten Standorten sind sie bereits im Einsatz, als Ansprechperson für gesundheitliche Fragen, für Erste Hilfe und für Prävention. Sie kümmern sich um Kinder mit chronischen Erkrankungen, sprechen über Ernährung, Bewegung, über psychische Gesundheit. In Zeiten, in denen psychische Belastung für junge Menschen zunimmt, ist das ein wichtiger Schritt, ein erfolgreiches Modell, dass wir weiter ausweiten wollen, Schritt für Schritt und flächendeckend.
Man sieht, wir haben bereits viel erreicht, jedoch gibt es noch einiges zu tun. Gesundheit muss erreichbar werden. Deshalb bringen wir Gesundheitsangebote dorthin, wo sich die Menschen aufhalten, mit niederschwelligen Maßnahmen und Gesundheitsbildung in öffentlichen Räumen. Damit machen wir den ersten Schritt. Gerade dort, wo Menschen im Alltag Rat suchen, braucht es gut erreichbare, vertraute Anlaufstellen. Und genau da leisten Apotheken einen wichtigen Beitrag. Das Impfen in den Apotheken, so wie ich es in England selbst erlebt habe, ist mir ein persönliches Anliegen. Und das kann ein nächster sinnvoller Schritt sein, denn Vertrauen, Nähe und Verfügbarkeit sind entscheidend. Und gerade jetzt, wo die Impfbereitschaft sinkt, brauchen wir neue, praktische und niederschwellige Angebote. Und wir denken weiter. Nicht nur das Angebot muss stimmen, sondern auch die Wege dorthin. Wir schauen auf die Infrastruktur, auf Wege, auf Barrierefreiheit, und auf Erreichbarkeit, vor allem in Stadtentwicklungsgebieten. Denn was nützt das beste Angebot, wenn es nicht erreichbar ist.
Ein besonderer Fokus liegt auf den Jüngeren. Mit den School Nurses bauen wir Schulgesundheit weiter aus. Sie sind die ersten Ansprechpersonen bei akuten Beschwerden und setzen wichtige Impulse in der Prävention, bei Ernährung, Bewegung und psychischer Gesundheit. Sie verbessern die Gesundheit der Kinder, unterstützen das Schulpersonal und vor allem die Eltern. Für Kinder und Jugendliche gibt es nicht ausreichend ambulante Versorgungseinrichtungen und Angebote für entwicklungsrelevante Therapien auf Kassenbasis. Und genau deswegen bauen wir Kinder- und Jugendprimärversorgungseinheiten gezielt weiter aus, mit längeren Öffnungszeiten, besserer Versorgung und bestehend aus einem multiprofessionellen Team, denn kein Kind in Wien soll wochenlang auf einen Termin warten müssen. Gerade in der Psychiatrie und Psychotherapie für Kinder und Jugendliche müssen wir die Wartezeiten minimieren und Therapieplätze ausbauen. (Beifall bei NEOS und Teilen der SPÖ.)
Wir wissen, ein gutes Gesundheitssystem steht und fällt mit den Menschen, die darin arbeiten. Bei denen möchte ich mich heute bedanken. Wir starten deshalb eine große Ausbildungsoffensive in der Pflege und im Gesundheitsbereich. Wir schaffen mehr Ausbildungsplätze, bauen auf Kooperationen mit Fachhochschulen und Universitäten. Wir unterstützen mit Stipendien und finanzieller Absicherung während der Ausbildung, damit sich mehr Menschen für diesen Beruf entscheiden können. Aber eine bessere Ausbildung alleine reicht noch nicht. Wir verbessern auch die Arbeitsbedingungen in den Gesundheitseinrichtungen, mit mehr Zeit für den Patienten, besseren Dienstpläne und klaren Aufstiegsmöglichkeiten, mit Entlastung durch Digitalisierung, damit Ärzte und Pflegekräfte endlich wieder mehr Zeit für das Wesentliche haben, für den Menschen. (Beifall bei NEOS und Teilen der SPÖ.)
Gleichzeitig stärken wir die Verbindung zwischen Praxis und Forschung. Gemeinsam mit Universitäten fördern wir gezielt Innovation und Forschung, etwa bei der Gendermedizin, in der Behandlung von seltenen Erkrankungen und bei den Versorgungsmodellen. Wien soll ein Ort sein, an dem Bildung, Versorgung und Forschung Hand in Hand geht. Ein Gesundheitszentrum, das effizient zusammenarbeitet, braucht auch digitale Verbindungen, und das gilt im ganzen Gesundheitssystem. Digitalisierung muss uns helfen, die Versorgung einfacher, schneller und gerechter zu machen. Mit dem Ausbau der Digitalisierung, der Gesundheitsberatung 1450 schaffen wir eine zentrale niederschwellige Anlaufstelle. Wienerinnen und Wiener sollen dort nicht nur beraten werden, sondern auch gezielt zur Gesundheitseinrichtung gelenkt werden, digital oder telefonisch. Ein zentrales Gesundheitsportal, wiengesund, wird als digitale Drehscheibe dienen, dort finden Wienerinnen und Wiener alles an einem Ort: Information, Kontakt und sogar ein Terminbuchungstool, Telemedizin, Video
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