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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 24.06.2025, Wörtliches Protokoll  -  Seite 36 von 110

 

aber aus verschiedenen Gründen nicht abgerufen wurden. Schade ist, dass dieses Geld zurück ins Zentralbudget wandert und somit dann nicht mehr ausschließlich für Frauenagenden verwendet werden. Wir wissen aber gleichzeitig auch, dass es viele Vereine und Institutionen gibt, die um Förderungen ansuchen, aber diese nicht bekommen, wobei wir als Opposition nicht wissen, um welche Vereine, um welche Institutionen es sich handelt. Es wäre im Sinne der Transparenz sehr interessant, auch für uns zu wissen, wer angesucht hat, warum man von Seiten der Stadt das für nicht förderungswürdig hielt. Deswegen bringen wir auch einen Antrag ein, dass wir das in Zukunft sehr wohl vorgelegt bekommen, um auch ein wenig mitsprechen zu können und vielleicht auch um sicherzustellen, dass das Geld, das den Frauen zur Verfügung steht, auch wirklich abgerufen wird. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzende GRin Marina Hanke, BA: Die tatsächliche Redezeit waren neun Minuten. - Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Bakos mit einer selbst gewählten Redezeit und auch der fraktionellen Restredezeit von zwölf Minuten.

 

12.49.50

GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS)|: Werte Frau Stadträtin, werte Kolleginnen und Kollegen, werte Zuseherinnen und Zuseher!

 

Ich habe mich auf diese Debatte sehr gefreut und freue mich auch jedes Mal über frauenpolitische Debatten, weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass Frauenrechte und ihre Ausprägung schon auch weltweit der Gradmesser sind für Demokratien und Gesellschaften. Ich glaube, das ist etwas, wo Sie mir sicherlich zustimmen werden. Deshalb auch Danke, Frau Stadträtin, Sie haben das, glaube ich, noch einmal zugeflüstert und ich habe es auch sehr stark herausgehört bei der Frau Kollegin Keri, das ist einfach extrem wichtig.

 

Man hat es nicht immer leicht, die frauenpolitischen Sprecherinnen werden mir da sicherlich auch beipflichten, im öffentlichen Diskurs, in öffentlichen Debatten mit diesem Thema wirklich einen Anker zu finden und gehört zu werden. Das heißt, ich lege gewissermaßen als erste Prämisse für frauenpolitische Debatten zugrunde, dass man überhaupt Platz findet.

 

Die zweite Prämisse ist bis zu einem gewissen Grad Repräsentanz, deshalb auch wirklich Danke von Herzen, Kollegin Keri, dass du Namen erwähnt hast. Denn da sieht man tatsächlich, wie wichtig es ist, die, die die Frauenpolitik vorantreiben, nach vorne zu stellen und zu zeigen, was passiert, ganz gleich, welche Fraktion das macht, sondern wirklich parteiübergreifend aufzuzeigen, wie viel Engagement da dahintersteht. Es soll diese Repräsentanz eben nicht nur ein Schlagwort sein, sondern wirklich gelebte Realität. Das ist die zweite Prämisse.

 

Die dritte Prämisse ist - und die ist vielleicht sogar die allerallerwichtigste, wenn ich sie irgendwo priorisieren müsste -, dass Gleichstellung halt nicht von selber passiert. Auch da ist es wieder ganz gleich, aus welcher Fraktion wir sind, es geht darum, dass halt auch etwas dafür getan werden muss.

 

Genau da möchte ich auch ansetzen. Was ist im letzten Jahr alles erfolgt? - Ich möchte sehr spezifisch Themen herausgreifen und da sehr bewusst mit den kommenden Generationen beginnen, nämlich mit den Allerkleinsten, mit den Mädchen. Ob es der Wiener Töchtertag ist, wo schon die Allerkleinsten - und wenn ich sage, die Allerkleinsten, dann sind es wirklich die Kindergartenkinder - Einblick bekommen in vermeintlich - das sage ich jetzt wirklich doppelt unterstrichen - männliche Berufe bekommen, also in den Bereichen Technik, Digitalisierung, Handwerk, Naturwissenschaften, um schon von früh auf dafür sensibilisiert zu werden, dass jede wirklich alles werden kann, ob es ist, Apps zu entwickeln oder Roboter zu programmieren. Es gibt viele, viele Möglichkeiten, und es ist ein ganz wichtiger Schritt von klein auf zu zeigen, du hast alle Möglichkeiten, und du kannst wirklich auch alles werden, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei NEOS.)

 

Oder aber das Projekt "Mädchen feiern Technik", bei dem explizit Mädchen angesprochen werden, um spielerisch Einblicke in eben vermeintlich männliche Berufe zu bekommen. Diese tradierten Rollenbilder aufzubrechen, halte ich für ganz wichtig und deshalb war es mir auch wichtig, in dieser Debatte explizit darüber zu sprechen, weil diese Zuschreibungen, diese tradierten Rollenbilder, die wir noch immer haben, nicht nur die Berufswahl und die individuelle Entfaltung einschränken, sondern sich in so vielem mehr manifestieren, in der Ungleichbehandlung in vielen anderen Bereichen in unserer Gesellschaft.

 

Werden diese Rollenbilder hinterfragt und aufgebrochen, haben nicht nur alle die Möglichkeit, einen Beruf entsprechend ihren Interessen auszusuchen und sich frei zu entfalten, sondern man lernt, dass man nicht dem klassischen Klischee entsprechen muss. Vor allen Dingen lernen Mädchen, aber auch Buben, dass Fähigkeiten nicht geschlechtsabhängig sind. Wir schaffen damit eine Gesellschaft, die auf vielerlei Art gerecht ist, wirklich gerecht. Weil das auch genannt wurde in Bezug auf die Kinderbetreuung, dass eben Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich wird, dass die Vereinbarkeit von Kindern und Karriere möglich wird, die Aufteilung von Care-Arbeit und vielem mehr. Wo beginnt all das? - Das beginnt bei tradierten Rollenbildern und bei ihrem Aufbrechen, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.)

 

Aber - und da muss ich leider der Kollegin Keri ein bisschen widersprechen - ja, es ist natürlich wichtig, das zu hinterfragen, es ist wichtig, das aufzubrechen, aber es hängt halt natürlich vor allen Dingen von den realen politischen Rahmenbedingungen ab. Wenn ich als Frau keine Kinderbetreuung habe, wenn mein Partner, meine Partnerin keine Kinderbetreuung hat - und wir haben in Wien schönerweise die geringsten Schließtage, die längsten Öffnungszeiten österreichweit -, dann kann ich nicht von Vereinbarkeit von Familie und Beruf sprechen. Es braucht die realpolitischen Gegebenheiten, damit das bewerkstelligt werden kann, und darauf können wir zu Recht sehr stolz sein hier in Wien. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

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