Gemeinderat, 2. Sitzung vom 24.06.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 110
Im Vergleich zu anderen Bundesländern sind Frauen häufiger erwerbstätig, sie arbeiten seltener in Teilzeit, sie haben bessere Chancen auf ein höheres Einkommen. Jetzt ist natürlich klar, es braucht noch einen langen Weg, damit wir wirklich bei Gleichstellung in dieser Gesellschaft angekommen sind, aber es sind wichtige und richtige Schritte.
Dazu trägt auch der WAFF bei mit gezielter Unterstützung am Arbeitsmarkt. Für 2025 stehen da zum Beispiel 157 Millionen EUR zur Verfügung für all jene Frauen, die eine Weiterqualifizierung, eine Umqualifizierung, ein Bildungsangebot in Anspruch nehmen wollen, um neue Chancen zu erlangen. Dazu braucht es aber eine Prämisse, die - und damit komme ich zu einem zweiten Punkt, den ich sehr bewusst mitgenommen habe - für uns alle gilt, gleich welches Geschlecht, nämlich eine gute und eine vorhandene Gesundheit. Ich glaube, auch da werden Sie mir alle recht geben, ohne Gesundheit ist alles nichts.
Es ist sicher keine Überraschung, wenn ich Ihnen nochmals sage, was gestern auch schon in der Geschäftsgruppe Gesundheit debattiert wurde. Da hat die Frau Kollegin Laschan - ich kann mich gut erinnern an gestern - etwas sehr Richtiges gesagt: Frauen sind nicht kleine Männer. Ich glaube, es ist auch keine Überraschung für Sie, wenn ich sage, dass das jahrzehntelang vernachlässigt wurde in dieser Gesellschaft, dass Frauengesundheit aber nicht etwas ist, was vernachlässigt werden darf.
Mit dem Frauengesundheitszentrum Fem MED am Reumannplatz hat die Stadt Wien seit 2023 eine ganz eigene medizinische Clearingstelle geschaffen. Ich möchte jetzt die Geschäftsgruppe Gesundheit nicht wiederholen, aber es ist so wichtig, hier herauszuheben, was das für eine Bedeutung für die Frauen hat, die dort hingehen. Ich bekomme drei Befunde und weiß einfach nicht, was ich jetzt tun soll, weil es sonst keine Anlaufstelle gibt. Jetzt gibt es eine, und zwar in unterschiedlichsten Sprachen, niederschwellig, wo ich hingehen kann und mir Hilfe, Unterstützung geboten wird, wie ich denn jetzt weitertun soll, wie ich denn zu einer Therapie komme und dass vor allen Dingen interdisziplinär. Allein im ersten Jahr wurden 5 000 Beratungen durchgeführt, und das, glaube ich, sehr geehrte Damen und Herren, kann sich wirklich sehen lassen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Ganz generell muss der Gendermedizin der Stellenwert gegeben werden, den sie verdient hat. Denn Frauen sind nicht Menschen zweiter Klasse, auch nicht in der Medizin. Umso mehr freut es mich, dass zum Beispiel auch ganz bewusst der Bezirk Favoriten, ein großer Flächenbezirk, zum ersten Gendermedizin-Bezirk geworden ist, mit ganz gezielten Angeboten für Mädchen und Frauen in Wien. Ein solches Angebot ist Die Rote Box mit der Zielgruppe all jener, die sich Periodenprodukte nicht leisten können, die in Kooperation mit Bipa mittels Gutscheinheften in Jugendzentren, in Sozialmärkten und anderen Stellen Unterstützung bekommen hat, um gefährlichen Alternativen wie Stoffresten oder Klopapier oder einfach gar nichts zu verwenden vorzubeugen. Glauben Sie mir, auch das kommt in Wien vor, das ist tatsächlich auch etwas, dass hier erwähnt werden muss.
Für die Ausweitung der Periodenbox auch vielen Dank an die Frau Stadträtin. Das ist eine ganz konkrete Maßnahme, die auf der großen Wiener Frauenbefragung beruht. 15 500 Wienerinnen haben in mehr als 77 000 Antworten ihre Ideen, ihre Anliegen, ihre Wünsche mitgeteilt. Genau eine solche Befragung ist in unserem Regierungsprogramm wieder vorgesehen, für eine Zielgruppe, die im Diskurs, von dem ich hier ganz am Anfang gesprochen habe, ganz oft hintenangestellt wird, nämlich ältere Frauen und deren Bedürfnisse, damit wir da wirklich alle abholen. Das ist auch etwas, wofür Wien ganz konkret steht.
Was niemals, in keiner Gesellschaft - und damit komme ich zum letzten Punkt - passieren darf, ist, eine Sache zu vergessen, hintanzustellen - ich habe ja vorhin auch gesagt, Frauenrechte sind der Gradmesser für Demokratien -: das Thema Kampf gegen Gewalt an Frauen. Da verfolgt die Stadt Wien seit Jahrzehnten eine sehr entschlossene und umfassende Strategie, um Gewalt entgegenzutreten.
Es besteht ein sehr dichtes Gewaltschutznetz an spezialisierten Hilfseinrichtungen, an intensiver präventiver Bildungsarbeit, sei es die Männerarbeit, aber auch im Jugendbereich, unter systematischem Ausbau leicht zugänglicher und niederschwelliger Unterstützungsangebote.
Was steht dabei im Vordergrund? - Dass jede Frau, jedes Mädchen in Freiheit, in Selbstbestimmtheit, aber auch in Sicherheit leben kann, sehr geehrte Damen und Herren. Und das darf man im Diskurs niemals vergessen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Sehr bewusst wurde letztes Jahr - Sie erinnern sich sicherlich an die furchtbaren Femizide, die letztes Jahr diese Stadt bis zu einem gewissen Grad noch einmal aufgerüttelt haben wie bei jedem einzelnen Fall - hier noch einmal engmaschiger erweitert, sei es durch die Verdoppelung des Budgets für die Männerarbeit, die ich vorhin erwähnt habe, sei es durch die in Auftrag gegebene Studie zu versuchten Femiziden und die Erweiterung der präventiven Bildungsarbeit.
Wir haben uns aber auch angesehen, wo es denn noch sozusagen fehlt, und haben gesehen, es braucht ein Mehr an Sicherheit in der Nachtwirtschaft, ein Mehr an Sicherheit auch beim Feiern. Und wir haben das Wiener Veranstaltungsgesetz novelliert - wenn Sie sich erinnern -, wodurch jetzt konkret zum Beispiel in Klubs, bei Veranstaltungen ab 300 Personen ein Awareness-Konzept und Rettungsketten vorliegen müssen.
Belästigungen, Gewalt in welcher Form auch immer gegen Frauen und Mädchen bis hin zu Femiziden - und das ist etwas, das in Debatten zu betonen mir auch ganz wichtig ist -, sind nach wie vor traurige Realität und für viele Betroffene eine tägliche Erfahrung, oft unsichtbar, noch immer sehr stark schambehaftet. Und genau hier setzen wir wieder auch im Regierungsprogramm mit den unterschiedlichsten Maßnahmen an, sei es, ein eigenes Kompetenzzentrum gegen Cybergewalt zu schaffen, sei es ein Schwerpunkt auf Gewalt im digitalen Raum, et
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