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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 24.06.2025, Wörtliches Protokoll  -  Seite 62 von 110

 

noch in den Neunzigerjahren einen Teil Psychologie studiert, um als Beratungslehrerin an drei Ottakringer Pflichtschulen zu arbeiten.

 

Sie hat unzählige Kinder und Jugendliche begleitet, mit offenen Ohren, pädagogischem Feingefühl und immer mit dem festen Glauben daran, dass Schule eben mehr ist als Unterricht. Für sie bedeutete Schule zuhören, verstehen, fördern, oftmals auch dort, wo Lehrpläne enden. Meine Mutter ist mittlerweile in verdienter Pension. Und die Welt hat sich weitergedreht, aber mit diesem Wandel kamen natürlich auch neue Herausforderungen.

 

Social Media sind längst Teil des Alltags. Sie prägen das Selbstbild junger Menschen und sind manchmal sogar stärker oder wichtiger als jede Schulnote. Das heißt, die Realität zeigt, dass Schule heute mehr leisten muss. Sie muss begleiten, auffangen, erklären und das mit einem ganzen Team. Multiprofessionelle Teams sind deshalb kein Luxus in der heutigen Zeit, sondern eine unbedingte Notwendigkeit. Denn kein Kind ist einfach nur ein Schulkind, es immer auch eine Tochter, ein Sohn, ein Freund oder eine Freundin, Teil einer digitalen Welt und Teil einer sozialen Realität. Dafür braucht es eben mehr als nur LehrerInnen, vor allem auch außerhalb der Schule.

 

Die Jugend von heute lebt in einer Welt, die sich radikal verändert hat, digital, politisch, gesellschaftlich. Die Möglichkeiten sind schier unendlich, aber gleichzeitig ist der Druck auch enorm. Leistungsanforderungen, Social Media, die Klimakrise, Orientierungslosigkeit. Viele Menschen fühlen sich oft schon erschöpft, lang bevor ihr Leben begonnen hat. Deshalb ist es besonders wichtig und deshalb brauchen unsere Kinder und Jugendlichen in dieser wunderbaren Stadt noch andere Orte und Möglichkeiten für Entfaltung und ehrliche Teilhabe. Orte, wo sie lernen zu reflektieren, wo sie lernen zu hinterfragen, was sie gelernt haben und vor allem - und das ist ganz besonders wichtig - Orte, wo sie lernen sie selbst sein zu können.

 

Die Stadt Wien bietet mit ihren geförderten Jugendvereinen ein ganzjähriges Netzwerk an Einrichtungen und Programmen. Ich durfte bereits die Wiener Jugendzentren - ich bin seit zwei Wochen erster Obfrau-Stellvertreter der lieben Marina Hanke dort - und auch WienXtra kennenlernen. Und ich kann euch nur sagen, was diese beiden Organisationen machen, ist einfach ein Wahnsinn.

 

Ich möchte hier ganz konkret die Jugendmillion herausnehmen. Eine jährliche Million Euro ermöglicht unseren Kindern und Jugendlichen, ihre Ideen für die Stadt einzubringen und mit dem Budget von 1 Million EUR - Ich kann es nicht oft genug sagen! - umzusetzen. Das heißt, von der Selbstorganisation von jungen Menschen bis hin zu Kultur- oder auch Sportinitiativen, es ist ein ganz klares Bekenntnis dieser Stadt, wir wollen die Erwachsenen von morgen dazu anleiten, zu lernen mitzugestalten. Solche Initiativen bringen natürlich auch Vertrauen zurück, Vertrauen junger Menschen in uns Erwachsene, aber natürlich auch in die Politik, die sie nicht nur verwaltet, sondern auch ermutigt und einlädt, mit ihnen am Tisch zu sitzen. (Beifall bei NEOS und SPÖ sowie von GRin Mag. Mag. Julia Malle.)

 

Ich bin nämlich ganz fest davon überzeugt, dass wir gerade in Zeiten der Umwälzungen und Krisensituationen nicht darauf verzichten sollten, gerade die nächste Generation und die jungen Menschen, die unsere Zukunft und unser Morgen sind, mitbestimmen zu lassen. Wir sollen ihnen das nicht nur zutrauen, wir sollen ihnen das auch ermöglichen.

 

Ich habe es gerade erwähnt, ich habe letzte Woche mit meiner Vorgängerin, der neuen Bildungssprecherin Dolores Bakos, das Sunset Cinema in Wien-Neubau eröffnen können. Ich kann Ihnen nur sagen, es war einfach phänomenal. Der Rasen war voll, die Stimmung war großartig und entspannt und die vier InitiatorInnen haben vor allen Menschen erklärt, wie sie auf die Idee gekommen sind, aber auch, wie durchaus anstrengend es war, diese Idee umzusetzen. Und genau darum geht es. Wir lassen junge Menschen mitgestalten und teilhaben, gleichzeitig aber auch erfahren, welche Verantwortung das bedeutet und mit sich bringt. Wir machen sie also fit für die Zukunft und befähigen sie so zu einem selbstbestimmten Leben. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Jugend, meine lieben KollegInnen, ist nicht nur die Zukunft und unsere Zukunft. Wenn sie nämlich Zukunft ist, bedeutet das auch, dass sie Gegenwart ist. Und wer will, dass unsere Demokratie lebendig bleibt, muss junge Menschen dazu befähigen, mitzureden. Wir sehen es täglich, die Polarisierung nimmt zu: Fakenews, Radikalisierung im Netz, Politikverdrossenheit. Umso wichtiger ist es, dass wir jungen Menschen heute mehr denn je das Werkzeug und das Rüstzeug an die Hand geben, mit denen sie Widersprüche aushalten, sich eine eigene Meinung bilden und Verantwortung übernehmen können. Genau darum lohnt es sich mehr denn je, in Bildung und in unsere Jugend zu investieren, nicht nur als System, sondern als Zukunft unserer Demokratie. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Wer mit Jugendlichen redet, merkt gleich, sie haben klare Werte, sie wollen wissen, wie sie leben werden, sie haben Ansprüche, sie wollen Gerechtigkeit. Es geht um den Klimaschutz, aber auch um psychische Gesundheit. Und es braucht mehr als irgendwelche PR-Gags und hohle Phrasen. Genau da setzt die Wiener Stadtregierung an. Ich möchte jetzt kurz taxativ ein paar Dinge aufzählen, es sind tatsächlich wahnsinnig viele, worauf ich aber besonders stolz bin, ist die Kinder- und Jugendmillion.

 

Wir wollen Kinder- und Jugendparlamente in den Bezirken durch die Fachstelle Demokratie stärken, bessere psychologische Betreuung in Jugendzentren, die Aufwertung von Jugendräumen und Beteiligungsformaten, den Ausbau von Online-Streetwork und digitaler Beratung, verstärktes Monitoring zu Trends und Gefahren im digitalen Raum und die pädagogische Aufbereitung dieser Findings, und was ich besonders wichtig finde, die Wiener Charter für digitale Rechte für Kinder und Jugendliche. Das sind wir nämlich den Kindern und Jugendlichen als Menschenrechtsstadt schuldig.

 

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