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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 24.06.2025, Wörtliches Protokoll  -  Seite 67 von 110

 

Flügel verleihen. Das, was Sie aber nie erzählen, ist, dass Kinder ein Fundament brauchen, und dieses Fundament finden sie in ihren Familien. Und da wünsche ich mir wirklich, dass ihr mehr Bekenntnis zur Familie habt. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Das, was Familien noch brauchen: Ja, es gibt Familien, die brauchen Hilfe, weil wir es jetzt mittlerweile auch mit einer Generation von Eltern zu tun haben, die selbst nie erlebt haben, wie eine Familie funktionieren kann. Und da ist die MA 11 gefragt. Aber die MA 11 macht Folgendes: Die MA 11 zeigt mit dem Zeigefinger oder arbeitet mit erhobenem Zeigefinger bei den Familien und positioniert sich nicht als Partner, positioniert sich nicht als Partner für die Eltern, die Hilfe brauchen. Das ist etwas, was ich wirklich vermisse, denn so kann man kein Vertrauen aufbauen. Die Geschichte ist die, dass Familien, die Hilfe brauchen, Vertrauen brauchen. Aber so geht das nicht. Ich meine jetzt nicht die Menschen, die rund um die Jugend- und Kinderhilfe arbeiten, die Krisenpflegeeltern, die Pflegeeltern, die Sozialpädagogen, die Pädagogen. Ich ziehe den Hut vor jedem, der da arbeitet und versucht, zu helfen. Ich rede vom System, das nicht funktioniert. Dieses System müsst ihr euch anschauen und nicht mehr irgendwohin schieben. Ich will nicht mehr hören: Wir arbeiten an einem Datensystem und es ist alles so schwierig! - Dieses System kollabiert, und ich erzähle euch gleich, warum.

 

Dieses System kollabiert zum Beispiel allein bei den Krisenpflegeeltern. Da hat sogar die MA 11 um Hilfe gerufen. 80 Kinder sind zurzeit bei um die 40 Krisenpflegeeltern untergebracht, das heißt, zwei Kinder pro Familie. Die Familien haben aber auch oft selber Kinder. Und die andere Sache ist, dass jetzt an die zehn Krisenpflegeeltern gerne in den Urlaub gehen würden, aber sie nehmen die Kinder nicht mit. 20 Kinder in der Krisenpflege sind unter drei. Wo ist der Plan von euch für diese Kinder? - Ich kenne ihn nicht. Vielleicht kann irgendjemand herausgehen und mir dann erklären, was ihr mit diesen 20 Kindern vorhabt, wenn die Krisenpflegeeltern in einen Urlaub gehen, den sie sich auch verdienen. Diesen Plan möchte ich heute bitte hören. (Beifall bei der ÖVP sowie von GRin Mag. Berivan Aslan und GR Georg Prack, BA.)

 

Ich kritisiere das System und sage, ihr müsst euch echt etwas einfallen lassen. Denn StRin Emmerling hat vor dem Wahlkampf ganz großartig gesagt: "Ja, wir müssen die kriminellen Kinder wegsperren, wir brauchen sozusagen eine …" - Dann waren es WGs, also man weiß nicht einmal so genau, was die NEOS da wollten. Dann war die Geschichte die, dass wir jetzt im Koalitionsabkommen lesen: Wenn wir Kinder wegnehmen, weil sie Systemsprenger sind, dann aber nicht in Wien, sondern in ein anderes Bundesland, weit weg von Wien. - Und dann hat die MA 11 - und das liest man ja auch bei euch im Regierungsprogramm - gesagt, viele Kinder, die kriminell werden oder kriminell sind, haben eine Vergangenheit mit der MA 11. So, und jetzt stelle ich die Frage: Wenn die MA 11 Kinder ihren Familien abnimmt, hat die MA 11 dann nicht die Verantwortung für diese Kinder, dass sie eben nicht kriminell werden? Was passiert? - Ich verwende jetzt ganz bewusst ein Wort: Wenn die MA 11 sagt: "Wir haben die Verantwortung für diese Kinder!", dann sind das Kinder der MA 11. Dann erwarte ich mir, dass alles, alles getan wird, so wie es eine Familie tut, dass diese Kinder nicht kriminell werden. Und wenn sie mitkriegen, dass die Kinder kriminell werden, dann bewegen Sie sich verdammt noch einmal, dann schaffen Sie ein System, damit diese Kinder eine Chance auf ein erfülltes Leben als Erwachsene haben. (Beifall bei der ÖVP sowie von GRin Mag. Berivan Aslan und GR Georg Prack, BA.)

 

Wie Familie auch noch angesehen wird - das möchte ich jetzt wirklich sagen, weil wir da nie darüber diskutiert haben: Im August 2024 hat StR Hacker folgende Aussage getätigt - und es passt ja, weil wir ja den Jahresabschluss von 2024 besprechen -, und ich möchte folgendes Zitat sagen: Um die hohen Sozialhilfen für eine neunköpfige syrische Familie in Wien zu verteidigen, hat StR Hacker damals gemeint: "Ich halte es für einen unerträglichen Zynismus, dass die Spätgeborenen das abgetragene Gewand von älteren Geschwistern tragen sollen." - Er bezeichnete die Weiterverwendung von Kleidern sogar als mittelalterlich. Da muss ich sagen: Willkommen in der Realität! Wo in welcher Familie werden nicht Kleidungsstücke weitergegeben, die schon ein anderer getragen hat? - In einer Zeit, in der es um Ressourcenschonung geht, in einer Zeit, in der gespart werden muss, weil das Leben teilweise nicht mehr finanzierbar ist, wo werden Gewand oder Spielzeug oder Bücher bitte nicht weitergegeben?

 

Und ich habe niemanden widersprechen gehört, nicht die NEOS, niemanden anderen, auch nicht den Klimastadtrat, niemanden, Umweltstadtrat, niemanden habe ich sagen gehört: Das ist eigentlich gelebte Praxis in Familien. Wenn Sie solche Meldungen tätigen, haben wir das Gefühl, dass wir, wenn wir in unseren Familien Sachen an die Cousinen, die Cousins, die Geschwister, wie auch immer weitergeben bis es wirklich nicht mehr tragbar ist, die Rabenmütter und die Rabenväter sind. Wenn wir dann genau auf unsere Kinder aufpassen, sind wir die Helikoptermams und Helikopterdads.

 

Ihr könnt uns alles nennen, aber gebt uns Eltern die Freiheit, die wir brauchen. Gebt den Eltern eine Flexibilität, die so groß wie möglich ist! Lassen Sie die Eltern entscheiden, und zwar selbstständig entscheiden, was das Beste für ihre Familienmodelle ist. Und helfen Sie den Familien und helfen Sie den MA 11-Kindern, dass sie auch wirklich eine Chance haben! - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Wolfgang Seidl: Danke, Frau Kollegin, das waren jetzt insgesamt zwölf Minuten. Das heißt, insgesamt hat die ÖVP die 35 Minuten ausgeschöpft. - Als Nächster zu Wort gemeldet ist Kollege Weber mit einer selbst gewählten Redezeit von fünf Minuten.

 

16.21.53

GR Thomas Weber (NEOS)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender, liebe Frau Vizebürgermeisterin, geschätzte Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderatssitzungssaal, möglicherweise auch zu Hause via Livestream!

 

Ich möchte heute im Rahmen der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Integration, Transparenz und Märkte zu

 

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