Gemeinderat, 2. Sitzung vom 24.06.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 110
Wien war immer auf der richtigen Seite und deshalb ist Wien Regenbogenhauptstadt.
Lassen Sie mich eines klar sagen: Wir alle in der Community spüren es, der Wind wird rauer. Hart erkämpfte Rechte werden tagtäglich in Frage gestellt. Letztes Jahr wurde ein Anschlag auf die Wiener Regenbogenparade gerade noch verhindert, vor kurzem wurde ein rechtsradikales Netzwerk aufgedeckt, das gezielt Hetze auf schwule Männer gemacht hat. Und in Ungarn wird die Pride heuer einfach verboten. Auch bei uns hier im Gemeinderat wird es aggressiver, unangenehmer in den politischen Debatten.
Eine andere Sache möchte ich auch noch zu Beginn außer Streit stellen. Wir sind eine Community und nur gemeinsam können wir uns diesen Herausforderungen stellen. Transpersonen, intergeschlechtliche Menschen, nonbinäre und auch asexuelle Lebensformen gehören gleichberechtigt und im vollen Umfang zu uns. Ich warne jede Person davor, da einen Unterschied zu machen. Es gibt nicht die guten und die schlechten queeren Personen. Wir lassen uns nicht spalten. (Beifall bei SPÖ, GRÜNEN und NEOS.)
So. Jetzt zum Rückblick auf das Jahr 2024. Es war ein gutes Jahr. Wir konnten im Juni das erste queere Jugendzentrum eröffnen, ein Projekt, das nach langer, umsichtiger und wissenschaftsbasierter Planung realisiert wurde. An die Kollegin Hungerländer adressiert: Dieses Jugendzentrum ist keine Gefahr für Jugendliche, es rettet Leben von Jugendlichen. (Beifall bei SPÖ, GRÜNEN und NEOS.)
Getragen vom Verein Q:WIR hat es seine Heimat in Ottakring gefunden, meinen Heimatsbezirk, was mich natürlich besonders freut. Es ist ein Safespace für LGBTQIA-Jugendliche im Alter von 12 bis 27 Jahren und deren FreundInnen. Es gibt dort Austausch, Themenabende, gemeinsames Kochen, Musikworkshops und vieles mehr, alles, was es in anderen Jugendzentren auch gibt. Was mich persönlich besonders berührt: Ich hätte mir in meiner Jugend nicht einmal vorstellen können, dass es so einen Ort jemals geben kann. Einen Ort, wo man als junger Mensch queer sein darf ohne Erklärung, ohne Angst, wo man Gleichgesinnte trifft und einfach so sein darf, wie man ist. (Beifall bei SPÖ, GRÜNEN und NEOS.)
Ich möchte mich an dieser Stelle von ganzem Herzen bedanken bei Luca, Mäx, Noah und dem gesamten Team von Q:WIR. Mit eurer Arbeit bekommt das queere Leben einen weiteren Raum und geht einen weiteren großen Schritt in Richtung Akzeptanz und gesellschaftliche Anerkennung.
Aber es sind nicht immer nur die großen Projekte, die das queere Leben in Wien leichter machen. Ein Herzstück der queeren Infrastruktur in Wien ist die WASt, die Wiener Antidiskriminierungsstelle für LGBTQIA-Angelegenheiten. Alleine 2024 hat sie über 180 kostenlose, anonyme Beratungen durchgeführt. Menschen, die Diskriminierung erlebt haben, im Job, in der Schule, in der Öffentlichkeit, finden dort Unterstützung. Darüber hinaus gab es 42 Schulungen und Seminare mit über 1 300 Teilnehmenden, Schulungen in Magistratsabteilungen, in Gesundheitseinrichtungen, an Universitäten und Schulen. Zudem vergibt die WASt auch gezielte Förderungen. 23 000 EUR wurden im Rahmen des queeren Kleinprojektetopfs vergeben und 50 000 EUR für den Fördercall zum Regenbogenmonat.
Auch wissenschaftliche Studien werden durch die WAST durchgeführt. Die Studie "Queer in Wien II", auch durchgeführt vom Institut für Höhere Studien, wird noch dieses Jahr präsentiert und uns ein aktuelles Bild der Lebensrealitäten queerer Menschen bieten. An dieser Stelle klingt mein … (GRin Mag. Caroline Hungerländer, MSc: Welche Studie, die …) - Ja, schauen Sie, es ist einfach eine wissenschaftlich basierte Studie (GRin Mag. Caroline Hungerländer, MSc: … Therapeuten, ein an …) - und Sie müssen sich nicht fürchten … (GRin Mag. Caroline Hungerländer, MSc: Ich fürchte mich nicht!) - Sie müssen sich nicht fürchten vor diesen Institutionen. Diese Institutionen machen gute Arbeit für Menschen. (Beifall bei SPÖ, GRÜNEN und NEOS.)
Wenn etwas für queere Menschen gut ist, ist es für alle anderen Menschen auch gut. Gut. (GRin Mag. Caroline Hungerländer, MSc: Aber wissenschaftlich … zwei Geschlechter.)
Also, ich wollte mich noch bedanken bei der umsichtigen Arbeit von Wolfgang Wilhelm, dem Leiter der WASt, und seinem Team. Danke für deine Arbeit, dein Engagement und deine Beständigkeit.
Abschließend möchte ich mich noch bei den Organisatoren der Vienna Pride und der Regenbogenparade bedanken. Als Stadt Wien unterstützen wir die Pride inhaltlich und natürlich auch finanziell, von den drei Tagen im Pride Village bis hin zur Vienna Pride-Konferenz, die ebenfalls im Rathaus stattgefunden hat. Rund 340 000 Menschen waren bei der Regenbogenparade dabei. Das ist nicht ein Fest, sondern das ist ein politisches Statement und eine Demonstration.
Ich möchte mich wirklich bedanken für die gute Zusammenarbeit mit den VeranstalterInnen, ich danke dem Team der Vienna Pride, der HOSI Wien, allen OrganisatorInnen der Regenbogenparade, danke Anso, danke Katharina und danke allen ehrenamtlichen Unterstützenden. (Beifall bei SPÖ, NEOS und von GR Kilian Stark.)
In diesem Sinne möchte ich mit einem Satz schließen, den ich auch schon bei der Eröffnung der Vienna Pride dieses Jahr gesagt habe: Wir lassen uns nicht einschüchtern. Wir lassen uns nicht spalten. Wir stehen auf für uns, für unsere Rechte und für alle, die es nicht selber tun können. Wir sagen laut und klar: Unsere Zeit ist jetzt, unser Platz ist hier, und unser Kampf geht weiter. In diesem Sinne für Sichtbarkeit, Sicherheit und Selbstbestimmung und für eine Stadt, in der alle Menschen frei von Angst leben können. Für Wien. Für die Regenbogenhauptstadt. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ, GRÜNEN und NEOS.)
Vorsitzende GRin Marina Hanke, BA: Vielen Dank, das war eine Punktlandung von acht Minuten. - Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Löcker, ebenfalls mit einer selbst gewählten Redezeit von acht Minuten. - Bitte.
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