Gemeinderat, 2. Sitzung vom 24.06.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 110
Es war uns ja auch auf der Bundesebene sehr wichtig, in der Bundesregierung, dass wir beim Klimagesetz an der Klimaneutralität 2040 festhalten, denn die Planungssicherheit ist zentral, denn hier geht es ja um langfristige Investitionen.
Und wenn man das intelligent macht, wenn man diese Energiewende intelligent macht, dann profitieren viele. Es profitiert natürlich der Mensch, wir die BürgerInnen in Wien profitieren. Es profitiert aber auch massiv die Wirtschaft, weil hier Investitionen getätigt werden, die sicher in die Zukunft weisen und die letztendlich langfristig unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern massiv reduzieren.
Und das haben wir zum Beispiel in Wien auch gemacht. Als erster Energieversorger in Österreich ist die Wien Energie seit Anfang Jänner unabhängig von russischem Gas. Und das war uns auch wichtig. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Das war uns auch wichtig, weil wir hier kein Geld in Staaten investieren wollen, die Krieg führen, die Angriffskriege führen, ja. Und man sieht an dieser Verbindung Energiewende, Klimaschutz hat sehr, sehr viel auch mit Kriegen zu tun.
Und man sieht jetzt wieder, wie abhängig wir letztendlich von fossilen Energieträgern sind. Und da ist der Weg, den wir als Stadtregierung gehen, glaube ich, ein zukunftsweisender Weg, und dieser zukunftsweisende Weg führt ja auch dahin, dass wir attraktiv für Standortansiedlungen sind. Es gibt einige Unternehmen, die gerade nach Wien gekommen sind, weil sie sagen, Wien hat sich zu dieser Klimaneutralität 2040 verpflichtet. Wien hat hier auch einen ganz klaren Plan. Wir können uns auch auf die Stadt verlassen, wir können uns auf die Infrastruktur der Stadt verlassen, darauf, dass wir hier abseits von Erdgas auch andere Energieformen - Nahwärme, Fernwärme et cetera - haben. Und das, glaube ich, ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt.
Das Energiesystem der Zukunft ist ein vernetztes Energiesystem. Es stellt eigentlich die Gebäude und die Grätzel in den Mittelpunkt. Und der Rahmen dafür, der gesetzliche, ordnungspolitische Rahmen - und der ist extrem wichtig -, ist die Energieraumplanung. Da, glaube ich, haben wir in Wien wirklich sehr, sehr viel gemacht, was es in anderen Bundesländern in der Form überhaupt nicht gibt. Und das schafft auch wieder Planungssicherheit (Beifall bei NEOS und SPÖ.), Planungssicherheit für Immobilienentwickler, für Wirtschaft et cetera. Und ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Aspekt.
Wir haben in diesem Regierungsprogramm auch diesen Fokus auf diese Grätzelkonzepte wieder stärker forciert, weil man immer integriert denken muss. Also wann immer man zum Beispiel Großprojekte plant, zum Beispiel ein großes neues Spital - also die Wiener Kliniken haben ja etliche Neubauten -, muss man sich überlegen: Was kann man dort noch an Bausteinen des Energiesystems nutzen, was das Thema Speicher betrifft et cetera, um den Stadtteil, auch das Grätzel rundherum möglichst autonom zu versorgen? - Und das bedeutet letztendlich auch eine erhöhte Versorgungssicherheit. Und auch das ist wichtig. Wir garantieren hier in der Stadt auch die Versorgungssicherheit - das wurde, glaube ich, gestern auch diskutiert - bei all diesen Szenarien, was das Thema Blackout betrifft. Und hier sind wir extrem gut, auch im internationalen Vergleich.
Ich habe es erwähnt, Energieraumplanung. Wie planen wir? - Das bedeutet auch, dass man sich überlegt: Wie kann man zum Beispiel Rechenzentren - wir haben ja gestern von den großen Rechenzentren gesprochen, von dem …-Effekt, wir haben ja auch viele kleinere Rechenzentren - so planen, dass man die Abwärme intelligent ins Energiesystem einbringt?
Und da gibt es auch ein konkretes Beispiel: die Klinik Floridsdorf und das nahe liegende Rechenzentrum. Die Abwärme aus diesem Rechenzentrum liefert immerhin zwei Drittel der Wärmeversorgung für diese Klinik. Also diese integrierte Vorgangsweise ist hier ein ganz extrem wichtiger Aspekt, und deswegen ist die Energieraumplanung so wichtig.
Wir haben im jetzigen Regierungsprogramm beim ganzen Thema Raus aus Gas, bei dem der bisherige Fokus sehr stark auf der Raumwärme war, diesen Fokus um die Prozesswärme erweitert - es geht ja auch um die Prozesswärme, die man für Industriebetriebe oder für andere Unternehmen braucht, die sehr viel heißen Dampf in ihren Produktionsprozessen brauchen -, sodass wir das Raus-aus-Gas-Programm hier um Möglichkeiten für Industriebetriebe erweitern, um die auch in einer integrierten Planung, bei der Dekarbonisierung zu unterstützen.
Zum Thema Raus aus Gas: Wir haben im letzten Jahr ... Wir haben ja dieses Pilotprojekt mit diesen 100 Projekten. 100 Projekte Raus aus Gas. Warum? - Wir wollen lernen. Wir wollen an ganz konkreten mehrgeschoßigen Gebäuden lernen, wie man durch Einsatz verschiedenster Technologien hier tatsächlich effektiv dekarbonisiert. Wir wollen lernen, was das regulatorisch bedeutet. Wir wollen auch lernen, wie man das auch kostenmäßig so löst, dass es für den Einzelnen nicht zu einer Mehrbelastung führt.
Und diese Erfahrungen aus diesen Projekten kann man dann skalieren. Das ist quasi die nächste Phase, die wir planen. Von diesen 100 Projekten Raus aus Gas wurden schon 50 umgesetzt. Und das sind wichtige Erfahrungswerte für die Skalierung für ganz Wien, und das ist nicht trivial.
Es ist auch nicht trivial, das im Bestand zu machen. Jedes Gebäude, jedes Grätzel ist ein bisschen unterschiedlich, aber wir lösen es ja von diesen Einzelgebäuden hin zu mehreren Gebäuden, die man gemeinsam betrachtet, um dort Erdbohrungen zu machen, die dann an ein Nahwärmenetz anzubinden und entsprechend hier auch mit erneuerbarer Wärme zu versorgen.
Also auch das ist, würde ich sagen, sehr, sehr erfolgreich passiert und zeigt: Es ist machbar. Es ist schwierig. es ist herausfordernd, aber es ist machbar.
Und es ist wirklich etwas, das die Stadt in die Zukunft führt und bei dem viele, viele andere europäische Städte nach Wien schauen: Wie macht ihr das? Wie könnt ihr das umsetzen? - Und da, glaube ich, sind wir ziemlich führend in Europa. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
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