Gemeinderat, 2. Sitzung vom 24.06.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 91 von 110
ratur am schnellsten spürbar wird, in den am dichtesten bebauten Grätzeln.
Zwölf sogenannte Coole Zonen stehen mittlerweile bereit, zehn mehr als noch in der Pilotphase 2023. Das sind klimatisierte Pausenräume im Großformat, von Trinkbrunnen bis Betreuung. Weitere werden folgen, bis jede betroffene Familie, jede Pensionistin in einer überhitzten Wohnung, von Favoriten bis Floridsdorf, einen kühlen Rückzugsort erreichen kann.
Eine Stadt, die abgekühlt wird, muss aber auch erfrischen. Und ganz ehrlich: Was wäre ein Sommer in Wien ohne Freibadpommes? - Unsere 38 Bäder haben 2024 über 3,6 Millionen Gäste begrüßt. Das sind fast doppelt so viele Menschen, wie in Wien leben. Allein die Wasserfläche in den Becken summiert sich auf 25 000 Quadratmeter. Parallel läuft das Bäder-Bauprogramm 2030 mit Ausbau, Sanierung und der Schaffung von Barrierefreiheit in fünf Bädern. Sommer für alle statt Luxusurlaub für wenige. Das gibt es nur in Wien. (Beifall bei der SPÖ sowie von GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA.)
Aber auch aus dem saubersten Badewasser wird einmal Abwasser, das durch ein verstecktes Universum an Technik durch die Stadt abgeleitet wird. Wien Kanal hat im Vorjahr 209 Millionen Liter Abwasser - das entspricht rund 67 000 randvollen Olympiaschwimmbecken - sicher durch ein unterirdisches Adernetz zur Kläranlage geleitet. Die rund 2 500 Kilometer Leitungen würden von Wien bis nach Paris und wieder zurück reichen. Rund 291 Kilometer dieser Leitungen wurden 2024 inspiziert, und dabei entfernten die Kanalarbeiterinnen und Kanalarbeiter über 3 000 Tonnen Ablagerungen, und wir können uns ja alle vorstellen, was in diesem Zusammenhang mit Ablagerungen gemeint ist. Dementsprechend hier ein großer Dank an all jene, die diese Arbeit leisten. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)
Die Stadt wächst, und weil das Kanalsystem auch bei Wolkenbrüchen standhalten muss, entsteht auf der Donauinsel bald ein zusätzliches Speicherbecken mit einem Volumen von 100 000 Kubikmetern, kombiniert mit einem neuen Düker. Und für alle, die nicht wissen, was ein Düker ist - so wie ich; ich wusste das bisher nicht -, das ist ein Leitungssystem, das unter der Donau durchführt. Und mit diesem neuen Düker bekommt der bestehende Hauptdüker eine Art Backup. Ich nenne das Politik mit Tiefgang. (Beifall bei der SPÖ.)
Groß dimensioniert ist aber auch der Wiental-Sammelkanal-Entlaster West, ein 8,6 Kilometer langer Tunnel, gebohrt mit einer Tunnelbohrmaschine so lange wie eine U-Bahngarnitur, vom 5. in den 13. Bezirk. Damit soll vor allem der Wienfluss entlastet und vor Verschmutzungen geschützt werden. Das ist nicht nur ein großer Beitrag zum Gewässerschutz. Denn wie wir leider - und insbesondere seit letztem Jahr auch - wissen, die Starkregen werden mehr und nicht weniger.
Ja, und alle Kanäle führen in unsere Kläranlage. Und wir wissen es zwar schon, und ich glaube, das wurde hier sicher schon öfters diskutiert, aber man kann es nicht oft genug sagen: Früher galt sie als ein riesiger Stromfresser, heute ist sie das drittgrößte Ökokraftwerk Wiens. Und jede Wienerin und jeder Wiener trägt gewissermaßen am stillen Örtchen etwas zum Klimaschutz bei. Und das ist eigentlich irgendwie cool.
In den Faultürmen der Kläranlage entsteht Biogas. Das Biogas wird in Strom und Wärme umgewandelt, und dabei entstehen in einem Jahr genug Ökostrom und Ökowärme, um eine ganze Kleinstadt mit Energie zu versorgen. Jahr für Jahr spült es 200 Millionen Kubikmeter Abwasser durch die Becken der Kläranlage. Pro Sekunde sind das 6 000 Liter, und bei Starkregen kann sogar das Dreifache aufgenommen werden.
Auf dem Gelände der Kläranlage stehen aber zudem noch 75 Obstbäume auf einer Fläche von 6 000 Quadratmetern im sogenannten Klimagarten. Dieses Obst kommt dann den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Kantine zugute. Und genau um die geht es, denn hinter all diesen Zahlen stehen nicht nur die Wienerinnen und Wiener, die von diesen Maßnahmen profitieren, sondern auch die Beschäftigten in der Wiener Verwaltung und in den Unternehmungen der Stadt, seien es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Wien Kanal, die Kolleginnen und Kollegen, die in den städtischen Bädern täglich für Sicherheit, Sauberkeit und Freibadpommes sorgen, dafür, dass sich die Kinder nicht gegenseitig auf den Kopf springen, dass sich die Eltern nicht in die Haare kriegen und dass jeder Besuch im Bad für uns jedes Mal schön sein kann.
Eine Bereichsleitung Klima, die Klimapolitik zur Querschnittsmaterie macht und über sich hinauswächst. 170 Bedienstete in unserer Kläranlage, die aus Abwasser erneuerbare Energie erzeugen. Eine großartige Leistung. Und an dieser Stelle sei nicht nur ein Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Stadt gerichtet, sondern auch an unseren zuständigen StR Jürgen Czernohorszky und sein Team für ihre Arbeit. Sie alle stehen dafür, dass alle Wienerinnen und Wiener Abkühlung erfahren und Abwasser zum Biogas wird. Und sie alle stehen für eine Stadt, in der Lebensqualität großgeschrieben wird. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)
Darum lade ich Sie ein, den Wiener Weg mit uns weiterzugehen. Eine Stadt, in der Infrastruktur mitwächst und die Wohlstand schafft, ohne Ressourcen zu verschwenden. Eine Stadt, die auf das Leben ihrer Schwächsten schaut, die heiße Tage erträglicher macht, gerade für all jene, die es sich nicht richten können. Gehen wir gemeinsam die nächsten Schritte in Richtung eines klimaneutralen Wiens, lebenswert für alle, die hier leben. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit war acht Minuten.
Zu Wort gemeldet ist GRin Keri, gewählte Redezeit zehn Minuten. - Bitte, du bist am Wort.
GRin Sabine Keri (ÖVP): Werter Herr Vorsitzender, werter Herr Stadtrat, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Zuseherinnen und Zuseher!
Ich freue mich, dass ich als Partizipationssprecherin im Ausschuss von Herrn StR Czernohorszky bin. Wir haben ja eine gemeinsame Vergangenheit, als er damals Bildungsstadtrat und ich Bildungssprecherin war, und Jürgen Czernohorszky hat dann neulich gesagt, es war
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular