Gemeinderat, 2. Sitzung vom 24.06.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 94 von 110
setz. Das war mir ein sehr großes Anliegen, der Erhalt von Bestandsbäumen. Denn ein großer alter Baum kann bis zu 150 Kilogramm CO2 pro Jahr binden und bis zu 500 Liter Wasser pro Tag verdunsten, und dadurch seine Umgebung um mehrere Grad abkühlen. Ein besonders bezeichnendes Beispiel ist für mich immer, wenn ich die innere Mariahilfer Straße vom Platz der Menschenrechte hinaufgehe. Du kommst dort von der Gluthitze der 2er-Linie in eine Allee mit riesengroßen alten Bäumen, die die ganze Straße beschatten. Es hat wirklich gleich um sechs Grad weniger und ist wirklich spürbar angenehmer. Die Novelle zum Baumschutzgesetz war ein großer Wurf, es müssen nun größere Ersatzpflanzungen vorgesehen werden. Die Ausgleichsabgabe wurde erhöht, sodass bestehende Bäume besser geschützt werden, und dass Ersatzpflanzungen klimawirksamer sind, wenn tatsächlich einmal ein Baum weichen muss.
Ich möchte nun zum Ausblick auf das Regierungsprogramm der neuen Aufschwungskoalition kommen. Wir werden diese Grünraumoffensive fortsetzen, auch in der neuen Legislaturperiode wieder 400 000 Quadratmeter Parks neu gestalten oder umgestalten, mindestens 20 000 neue Bäume pflanzen. In dicht besiedelten Gebieten im Stadtraum wollen wir auch mit innovativen Elementen wie den Gartenstraßen, den Pocket-Parks und den Wiener Wäldchen arbeiten, sodass auch abseits der großen Grünflächen alle paar Meter ein kleiner erholsamer Grünraum zu finden ist.
Was mich besonders freut, ist, dass wir uns darauf verständigen konnten, auch zusätzlich zu den bereits im Eigentum der Stadt befindlichen Flächen neue Frei- und Dachflächen zu erschließen, um diese dann der Bevölkerung zur Erholung zur Verfügung zu stellen. Wir wollen hier einen Ideenwettbewerb ausloben, wollen die Wienerinnen und Wiener einladen, sich umzuschauen, wo in ihrer Umgebung sich Flächen dafür eigenen könnten. Das können einerseits städtische Flächen sein, aber auch private Flächen oder Flächen im Bundeseigentum. Denkbar wäre zum Beispiel das Zusammenlegen mehrerer Innenhöfe, um dort einen Park zu errichten, oder das Gestalten des Flakturms im Arenbergpark, sei es durch eine Begrünung der Fassade oder sogar einen Dachgarten.
Neben der Grünfläche im öffentlichen Raum wird es auch wichtig sein, eine ressortübergreifende Governance zum Schutz der Wienerinnen und Wiener vor Hitze auszubauen, also eine Stelle der Stadt, die wirklich in alle Ressorts hineinschaut, wie man daran arbeiten kann, die Hitzebelastung zu senken, gerade für vulnerable Gruppen. Ein Beispiel sind zum Beispiel die Coolen Zonen, wo in Büchereien, in Pensionistenwohnhäuser und anderen Räumlichkeiten klimatisierte Plätze zum Verweilen bei ganz arger Hitze zur Verfügung gestellt werden. (Beifall bei den NEOS.)
Die Kollegin Wirnsberger hat es vorher schon lobend erwähnt, vielen Dank dafür, ich freue mich auch auf diese Biodiversitätskorridore. Ich habe das in den Koalitionsverhandlungen eingebracht und freue mich sehr, dass wir das jetzt umsetzen werden. Einen Biodiversitätskorridor Augarten, Nordwestbahnhof, Nordbahnhof, indem wir die großen Grünflächen mit kleineren Trittsteinbiotopen verbinden, sodass Flora und Fauna wandern können. (Beifall bei den NEOS sowie von GR Ernst Holzmann.)
Ja, Klimaanpassung ist lebensnotwendig, ich denke, darauf können wir uns alle einigen. Klimapolitik ist die Voraussetzung für die Lebensqualität in unserer Stadt. Jeder Park, jeder Baum, jede entsiegelte Fläche ist ein Beitrag zur Gesundheit und zum Wohlbefinden der Wienerinnen und Wiener. Unterstützen Sie uns dabei, das weiterhin zu tun. Last but not least bleibt mir noch, mich zu bedanken, einerseits beim Herrn Stadtrat, bei der Ausschussvorsitzenden Nina Abrahamczik, bei den Kolleginnen und Kollegen im Ausschuss und vor allem bei all den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt Wien, die dafür sorgen, dass Wien CO2-neutral, klimafit, immer grüner, demokratischer wird und sauber bleibt. - Danke schön. (Beifall bei den NEOS sowie von GR Ernst Holzmann, GR Lorenz Mayer und GR Jörg Neumayer, MA.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit war neun Minuten, die Restredezeit für NEOS ist drei Minuten.
Zu Wort gemeldet ist GR Stark Kilian, zehn Minuten Redezeit. - Bitte.
GR Kilian Stark (GRÜNE): Herr Vorsitzender, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Mir ist aufgefallen, manche KollegInnen und ich haben offensichtlich dasselbe gelesen. Jetzt habe mir gedacht, ich bringe (eine Broschüre in die Höhe haltend) das mit, weil es wirklich ein wichtiges Dokument und ein wichtiger Bericht ist, den ich allen hier im Haus zu lesen empfehle. Und zwar ist das die Zusammenfassung für politische Entscheidungsfindung des zweiten österreichischen Sachstandsberichtes zum Klimawandel, also quasi das, was auf Weltebene der IPCC-Bericht ist, der Weltklimabericht, für Österreich. Es ist jetzt die zweite Ausgabe, wo die führenden Klimawissenschafterinnen und -wissenschafter in Österreich zusammenfassen, was für die Politik wichtig ist, wie es mit dem Klimawandel, mit der Entwicklung des Klimas in Österreich steht. Das wurde jetzt in den vergangenen Tagen präsentiert, und es gibt immer mehr Medienberichte dazu. Es ist an und für sich dramatisch und vor diesen dramatischen Nachrichten ist es eigentlich überraschend, mit wie wenig Dringlichkeit wir, nicht nur hier, sondern generell in der österreichischen Gesellschaft die Debatte führen. (Zögerlicher Beifall bei den GRÜNEN.) - Ja, ist keine gute Nachricht, da applaudiert man ungern, das verstehe ich.
Wir haben heute schon gehört, wir haben in Österreich eine überdurchschnittliche Erhitzung von plus 3,1 Grad und ganz besonders intensiv trifft das natürlich die Städte, vor allem mehr Hitzetage und Tropennächte, das sind diese Nächte, wo es nicht unter 20 Grad abkühlt und sich auch der Organismus dementsprechend nicht erholen kann. Das ist vor allem für ältere Menschen, für Menschen mit Vorerkrankung ein Problem. Und das ist genau diese Frage, wo es nicht mehr um schön oder weniger schön geht, sondern da geht es wirklich um - es
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