Gemeinderat, 2. Sitzung vom 24.06.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 95 von 110
ist so - Leben und Tod. Es geht darum, ob Menschen früher sterben, die sonst noch Jahre, vielleicht Jahrzehnte hätten. Und auch unsere Infrastruktur ist darauf nicht vorbereitet. Wir haben mit mehr Hochwasser, mit Starkregen, mit Dürren, mit Hitzestress auch zum Beispiel der Bäume - meine Vorrednerin Tina Windsberger hat es angesprochen - zu tun und darauf müssen wir uns einstellen. Und da stellt dieser Bericht auch fest, es braucht vor allem naturpassierte Lösungen, also Begrünung, Entsiegelung, Wasserrückhalt, und dafür braucht es wesentlich mehr politische Rückendeckung als in der Vergangenheit. Da sind jetzt wir gefragt, diese Rückdeckung erhoffe ich mir und erwarte ich mir von uns allen hier im Haus, denn wir werden das einfach brauchen für die Lebensqualität in dieser Stadt. (Beifall bei den GRÜNEN.)
In zehn Minuten kann man nicht über alles reden - ich habe das sehr erfrischend gefunden, wie die Kollegin da Costa so leidenschaftlich über den Kanal geredet hat, ein in mehrfacher Hinsicht viel zu unterbeleuchteter Aspekt. Ich möchte mich jetzt auf den Grünraum und die Bäume erneut konzentrieren, dass das einfach die effektivsten Schutzschilder gegen die Hitze der Zukunft sind beziehungsweise sein müssten. Und da möchte ich das ansprechen, was ich schon am Vormittag gesagt habe. Wir haben in dieser Stadt einfach eine sehr gute PR, da schaue ich als politischer Mitbewerber teilweise neidisch ein bisschen auf die SPÖ, die machen das ganz gut, denn oft gibt es gute PR und nicht so viel dahinter. Aber es ist wichtig für uns im Gemeinderat, dass wir tatsächlich schauen, was ist dahinter. Es wird hier oft, etwa beim Grünraum, von einem Zuwachs gesprochen. Es gibt immer mehr Grünraum in der Stadt. Jeder, der Augen hat, weiß, dass das nicht möglich ist. Wir sind nun einmal in einer Stadt. Wir haben auch ein Wachstum, es wird gebaut, es werden Gebäude gebaut, es werden Straßen gebaut. Das geht sich nicht aus. Wir haben heute nicht mehr Grün als vor fünf Jahren. Es wird vielleicht umgestaltet, aber bitte tun Sie nicht so, als ob jetzt Wien abgebaut und renaturiert wird. Das ist nicht der Fall. Wir müssen jede Chance nutzen für Entsiegelung, für Begrünung und so weiter, aber bitte verkaufen Sie uns und verkaufen Sie die Wienerinnen und Wiener nicht für blöd, und bleiben Sie ehrlich. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Was ist zum Beispiel dieser neue Grünraum, von dem geredet wird? - Das ist zum Beispiel das Sophienspital im 7. Bezirk. Da wird Grün erhalten, das schon da war vor vielen Jahren. Wir haben uns dafür eingesetzt, dass es erhalten wird. Das wurde auch möglich gemacht, ist auch gut. Das wird jetzt als neues Grün gerechnet. Das war aber schon grün, das ist Grünraumerhaltung. Wichtig genug, aber bitte bleiben wir bei der Wahrheit.
Und damit möchte ich zur Umgestaltung und zu Neugestaltungen kommen. Wir haben jetzt viel davon gehört, auch von den Kolleginnen, Kollegen der Regierungsfraktionen, wir müssen uns gegen die Hitze schützen. Was wirkt dagegen? - Nicht nur Bäume, sondern generell Grün. Und da ist speziell Ihr Ressort, über das wir ja jetzt debattieren, zum Beispiel zuständig für die Parks in dieser Stadt. Und da wurden, Sie haben sich ja selbst dessen gerühmt, viele Parks neugestaltet. Da ist auch viel Positives dabei, das möchte ich überhaupt nicht in Abrede stellen: Aber eines fällt mir schon auf, wenn man sich die Parks anschaut, wie sie heute ausschauen, dagegen wie sie vor fünf Jahren ausgeschaut haben, dass da viel Grün reduziert wurde. Es wurden selten Bäume irgendwo reduziert, im Gegenteil, meistens mehr Bäume, aber was man schon merkt, ist, dass dieses Untergrün, dass die Büsche, dass der Unterwuchs weniger wird. Und das spürt man auch. Man spürt das, wenn man in diesen Gegenden ist, wenn man durch den Park komplett durchschauen kann. Das sind auch Blätter, das ist auch Grünraum, der uns fehlt. Und hier haben wir eine falsche Entwicklung. Wir müssen uns viel mehr an dem orientieren, wie das die internationalen Spitzenstädte machen. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber es ist leider notwendig, um das voranzubringen. Schauen wir uns an in Paris, wenn hier begrünt wird. Da werden nicht nur Bäume gepflanzt und drunter ist Kies, da werden Bäume gepflanzt, da ist sattes Grün, das wirkt richtig. Das sind diese Gartenstraßen unter anderem, von denen Sie gesprochen haben. Das wirkt nicht nur richtig schön und grün, das wirkt auch mikroklimatisch besser. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ein Beispiel ist etwa der Wieningerplatz im 15. Bezirk. Der wurde neu gestaltet, da sind neue Spielgeräte, neue Sitzgelegenheiten, alles okay, überhaupt nichts dagegen einzuwenden. Aber wenn man sich die Bilder von früher anschaut, da war sattes Grün, und heute kann man durch den Park durchschauen. Man muss überhaupt nicht weniger Spielgeräte und so weiter machen. Was hätte man stattdessen machen können? - Rund um den Wieningerplatz gibt es Straßen. Da fährt kaum jemand. Da gibt es rundherum vier Fahrspuren. Was könnte man machen? - Man könnte etwa eine Seite dieser Straße wegnehmen und aus einer Straße einen Park machen. Wie wir das zum Beispiel gemacht haben im Else-Feldmann-Park im 2. Bezirk, früher Straße, heute Park. Dort sind jeden Tag zigdutzende Kinder und Menschen, die sich dort aufhalten. Das können wir dutzendfach in dieser Stadt machen. Das wäre wirklich neuer Grünraum, der dort entsteht, wo es die Leute besonders brauchen, zum Beispiel im dicht verbauten 15. Bezirk. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Dann möchte ich noch auf die Bäume zu sprechen kommen. Sie haben das jetzt angesprochen, mindestens 20 000 neue Bäume wollen Sie pflanzen. Und ja, das sind halt große Zahlen, damit kann niemand was anfangen. Vielleicht ein bisschen zur Illustration, im letzten Koalitionsabkommen hatten sie noch 25 000 neue Bäume, da möchte man meinen, es ist jetzt mit dem Klimawandel nicht mehr so wichtig. Letztes Regierungsprogramm waren es 25, jetzt machen wir nur noch 20, was wir aber eigentlich brauchen würden, ist die Größenordnung von 100 000 Bäumen, wie wir das seit Jahren fordern. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Und wir fordern das ja nicht nur, weil 100 000 eine schöne Zahl ist, sondern das ist ungefähr das, was wir brauchen, um signifikant tatsächlich die Gesundheit der Menschen zu verbessern, um einfach Hitzetote in Wien
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