Gemeinderat, 3. Sitzung vom 25.06.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 52
heißt, jede Community und jeder Verein unterliegt eigentlich denselben Kontrollmechanismen. Bei Institutionen im Wandel, die sich gerade aufbauen, ist es sozusagen ein bisschen schwierig, aber selbstverständlich ist das erhöhte Förderaufkommen natürlich auch der Tatsache geschuldet, dass der Umzug von einem sehr kleinen Ort, der auch gar nicht mehr Personen sozusagen gerechtfertigt hätte, in eine größere Institution mit unterschiedlichen Aufgaben stattgefunden hat. Das Archiv hatten sie schon, aber jetzt gehen sie mehr in den Bereich Veranstaltungen, mehr auch in die Kommunikation, mehr in die Vermittlung. Das alles bedeutet einen erhöhten Personalaufwand. Ich gestehe, dass ich Ihnen diese Zahlen erst nachliefern muss, das werde ich auch gerne machen. Ich würde auch vorschlagen, dass wir im Herbst irgendwann einmal auch die Leiter von Qwien einladen, um im Kulturausschuss sozusagen einmal einen Bericht davon zu geben, oder zu erzählen, was bis jetzt gelaufen ist.
Leider konnte ich diesen Ort nicht adäquat eröffnen, weil das zwei Tage nach dem entsetzlichen Anschlag, dem Amoklauf in Graz, war und wir alle der Meinung waren, das ist nicht der Moment, um politisch ein Freudenfest zu machen. Genauso habe ich auch den Veranstaltern der Pride sehr nahegelegt, würdevolle Zeichen zu finden, den eigentlich positiven Aspekt der Pride zu verbinden, mit Respekt vor der Trauer der Angehörigen, vor all dem, was in diesem Land jetzt eben auch passiert ist. Ich glaube, sie haben es gut gemacht, sie haben durch den Schweigemarsch doch etwas gefunden, was adäquat ist. Aber selbstverständlich, Herr Gorlitzer, diese Kontrolle werden wir auch ausüben, und wir werden auch Informationen nachreichen.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von NEOS. - GR Weber, bitte.
GR Thomas Weber (NEOS): Schönen guten Morgen, Frau Stadträtin! Danke für die Ausführungen soweit! Danke auch vor allem auch für die klare Haltung hinter der Beantwortung. In Wien gibt es ja eine Fülle von großartigen und international anerkannten Orten der Geschichte - das Jüdische Museum, das Wien Museum, das Wiesenthal Institut, das Dokumentationszentrum des österreichischen Widerstands. Warum stellt Qwien eine sinnvolle Ergänzung dar?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Danke, Herr GR Weber, ich glaube, dass wir nie genug Erinnerungsarbeit leisten können. Ich glaube, die Auseinandersetzung mit Geschichte ist ein Schlüssel auch für die Haltung von heute und die Haltung zur Zukunft. Daher müssen wir erkennen: Was ist in anderen Zeiten auch in unserer Gesellschaft möglich gewesen? Welche Entwicklungen haben sich abgezeichnet, wurden nicht rechtzeitig eingefangen? Und genau dieser Thematik ist ja das Wien Museum mit der neuen Dauerausstellung gewidmet, die ja völlig anders Geschichte erzählt - eben aus einem zeitgenössischen Standpunkt heraus. Oder das Jüdische Museum, das sehr stark nicht nur rückwärtsgewandt ist, sondern auch jüdisches Leben heute vermittelt, weil es ja auch darum geht. Es gibt eine jüdische Gemeinschaft und Community und wir wissen immer viel zu wenig. Das DÖW, das sozusagen alle Formen des Terrorismus, vor allem des Rechtsextremismus eben auch untersucht (GR Mag. Dietbert Kowarik: Alle Formen? Linksextremismus auch?) - Alle Formen. Das tut es auch, nur weil die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Einrichtung Sie bei der FPÖ nicht zufrieden stellen können … (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das wissen Sie ja gar nicht!) - Herr Kowarik, lassen Sie mich mal reden! (GR Mag. Dietbert Kowarik: Ich habe Ihre Aussage konkretisiert!) - Sie sitzen so viel hier (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) -, lassen Sie mich mal reden, ich habe nicht so wahnsinnig viele Gelegenheiten hier zu Ihnen zu sprechen. (Neuerlicher Zwischenruf von GR Mag. Dietbert Kowarik.) - Also bei allem Verständnis will ich doch einmal sagen, es wäre ein großes Zeichen, wenn die FPÖ, die sich in den letzten Jahren die Bekämpfung des Antisemitismus von Links zum Thema erkoren hat, vielleicht einmal Erinnerungskultur in den eigenen Reihen betreiben würde. Ihre Entstehungsgeschichte, die Parteigeschichte - wer hat denn Ihre Bewegung gegründet? Was sind denn die Vorväter? Meistens waren es ja Väter (GR Mag. Dietbert Kowarik: Ja, wie bei der Sozialdemokratie auch!) -, Mütter haben Sie ja nicht so viele. Das ist etwas, wo Sie vielleicht ein bisschen reflektieren können, bevor Sie immer diesen Schnappreflex haben. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.)
Wir sind uns ja Gott sei Dank einig: Jegliche Form des Antisemitismus gehört bekämpft (Zwischenruf bei der FPÖ: … ungehörig!) -, jegliche Form, egal wo wir sie finden! Sie haben mich hier als ganz klare, durchaus haltungsbegabte Mitstreiterin mit Ihnen … (GR Mag. Dietbert Kowarik: Haltungsbegabt?) - Ja. Ich denke, wir sollten es gemeinsam tun und gerade diese Initiativen, die das tun, die Aufarbeitung machen, unterstützen.
Es geht eben auch um Holocaust-Forschung, es geht aber auch um die Formen des Widerstands in der Vergangenheit und in der Gegenwart, auch beim DÖW. Und das Qwien kommt jetzt dazu, weil es eine lange vernachlässigte Geschichte bearbeitet, nämlich die Verfolgung von Homosexuellen im Dritten Reich, aber auch im Austrofaschismus schon - Lesbische, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle und Inter*Personen. Diese waren lange ausgeschlossen, auch von Entschädigungen. Viel zu spät wurde deren Leid und deren Verfolgung berücksichtigt. Sie wissen - der Rosa Winkel. Das ist einfach ein historischer Fakt. Wer einmal in Mauthausen oder in Auschwitz war, weiß genau, wie viele Personen da umgekommen sind. Wir müssen das aufarbeiten. Gerade diesen Fokus auf diese Community hat eben das Qwien, und da bin ich sehr, sehr dankbar. Es ist ein wichtiger Baustein, weil da noch sehr viel Recherchearbeit zu leisten, da ist noch sehr viel aufzuarbeiten ist. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. - Frau GRin Mag. Malle, bitte.
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