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Gemeinderat, 4. Sitzung vom 22.09.2025, Wörtliches Protokoll  -  Seite 31 von 34

 

weiß nicht, was, geflossen ist. Das ist der große Unterschied: Investitionen und Schulden in nachhaltige Sachen sind etwas ganz anderes als Geld, das einfach verprasst worden ist.

 

Eine wachsende Stadt - das ist für mich jetzt vielleicht auch aus dem Blick der Stadtentwicklung sehr wichtig zu erwähnen - heißt mehr Einwohner und Einwohnerinnen. Wir wollen die Lebensqualität erhalten, den Grünraum erhalten, auch ein bisschen vom öffentlichen Raum zurückzunehmen, um Kindern, Erwachsenen und älteren Menschen mehr Platz zu geben, um Urbanität zu schaffen. Wir wollen Klimaneutralität, wir wollen eine Mobilitätswende.

 

Um all das zu erreichen, ist es ganz essenziell, dass es einen funktionierenden öffentlichen Verkehr gibt. Um das zu realisieren, braucht es ein attraktives, leistungsstarkes, modernes, verlässliches und leistbares System. All das müssen die Wiener Linien stemmen, um diese Mobilitätswende zu schaffen und auch ein bisschen Verkehr von der individuellen Mobilität zurückzunehmen.

 

Was die Attraktivität der Kosten betrifft, braucht es nur einen Vergleich mit anderen Jahreskarten: in Brüssel 550 EUR, in Lille 678 EUR, in München 684 EUR, in Zürich 858 EUR, in Stuttgart 881 EUR, in Paris - es wurde heute sehr oft genannt - 976 EUR, in London 3 030 EUR.

 

Ich weiß, liebe Heidi Sequenz - ich war ja damals im Gemeinderat, als diese Jahreskarte eingeführt worden ist -, historisch wolltet ihr 100 EUR pro Jahr haben. Dann haben wir uns auf 365 EUR geeinigt. Ich gebe dir recht: Das ist ein Verkaufsschlager mit 1 EUR pro Tag.

 

Wir haben aber damals auch sofort ein Valorisierungsgesetz beschlossen, in dem wir gesagt haben: Damit wir diese Diskussionen nicht immer haben, werden die Beträge angepasst. Weil es aber eben mit 365 EUR ein solcher Verkaufsschlager war, haben wir es 13 Jahre nicht angetastet. Die Inflation hat sich seitdem um 37 Prozent entwickelt. Das heißt, die Jahreskarte müsste heute 502 EUR pro Monat kosten. Jetzt sind es halt statt 1 EUR pro Tag 1,26 EUR geworden. Das heißt, es ist eine Erhöhung um 26 Cent pro Tag.

 

Der Preis für das Klimaticket, das 2021 ja auch mit 3 EUR pro Tag eingeführt worden ist, wurde bis jetzt um 27,85 Prozent erhöht. (GR Georg Prack, BA: Das haben wir aber auch …!) Wir vergessen, dass alle Wienerinnen und Wiener, die sich seit damals das Jahresticket genommen haben, sich in diesen 13 Jahren circa 2 000 EUR erspart haben. Der Preis für das Klimaticket wurde also auch schon in der vorigen Periode genauso erhöht. (GR Georg Prack, BA: Sie haben ihn in Ihrer Regierungszeit erhöht!)

 

Weil heute immer wieder sehr viel über die Wiener Linien erzählt wird, möchte ich schon auch ein bisschen die Leistungen dieser tollen Gesellschaft erwähnen, die in den Besitz der Stadt Wien gehört: 960 Millionen Fahrgäste - 2,4 Millionen pro Tag, das sind mehr, als Wien Einwohner hat -, 1,3 Millionen Jahreskarten. Sie umrunden fünfmal am Tag die Erde, das sind 214 000 Kilometer. Wir haben ein Streckennetz von 1 248 Kilometern, fünf U-Bahnen mit 83 Kilometern und über 100 Stationen. Heute hat Kollege Taucher erwähnt, dass alle U-Bahnen mit Aufzügen versehen und barrierefrei sind.

 

Was uns im Vergleich zu allen anderen U-Bahnen der Welt auszeichnet, ist auch die Dichte des Stationennetzes. Wir haben einen Schnitt von 0,7 Kilometern pro Station. Weltweit sind es ungefähr drei Kilometer. Wir wissen, dass der teuerste Bereich beim U-Bahn-Bau die Stationen selber sind und nicht die Tunnel.

 

Wir haben 28 Straßenbahnlinien mit 171 Kilometern. Wir haben 129 Buslinien, das ist ein Streckennetz von 893 Kilometern. 80 Prozent der Wiener Linien sind elektrisch betrieben, und sie werden zu 100 Prozent durch erneuerbare Energie betrieben.

 

Die Wiener Linien haben 9 500 Arbeitskräfte aus 60 Nationen mit 35 Sprachen. Wer vielleicht die TRAM-Weltmeisterschaft verfolgt oder miterlebt hat: Es war sehr beeindruckend. Es haben 26 Nationen teilgenommen. Die Wiener Linien haben keine externen Dolmetscher beschäftigen müssen, weil Menschen aus dem eigenen Mitarbeiterpool diese Übersetzungen übernommen haben - ob sie ins Portugiesische, ins Arabische, ins Polnische oder ins Serbokroatische übersetzt haben. (Zwischenruf von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) Das ist etwas, worauf die Wiener Linien sehr stolz sind. Dafür sollten wir ihnen - und übrigens auch zum Sieg bei der TRAM-WM - gratulieren.

 

Wer diese TRAM-WM besucht hätte, hätte auch mitbekommen - denn es war ja auch eine sehr große Leistungsschau -, was die Wiener Linien alles an Know-how, an Möglichkeiten, an Sachen, die dort präsentiert worden sind, anbieten: die Erneuerung der Fahrzeugflotte. Jetzt vor ein paar Tagen wurden die neuen Wasserstoffbusse für die Innenstadt vorgestellt.

 

All diese Dinge sollten hier also nicht verloren gehen. Wie können die Wiener Linien diese Leistbarkeit ermöglichen und all diese Herausforderungen schaffen, wenn sie nicht auch die Teuerung, die jetzt passiert ist, ersetzt bekommen?

 

Zum Punkt Studentinnen und Studenten: Jawohl, ich weiß, dass manche Entscheidungen auch etwas irritierend oder schmerzhaft waren. Studentinnen und Studenten in Wien werden aber erstens von der Politik der Stadt Wien mit dem Anbieten von über 23 Universitäten sehr toll betreut.

 

Ich möchte hier aber auch noch einmal in Erinnerung rufen, dass Wiener Wohnen zum Beispiel auch Studentinnen und Studenten die Möglichkeit gegeben hat, eine Vormerkung für den Zugang zum Gemeindebau zu erhalten. Der Zugang zum Gemeindebau, meine Damen und Herren, bedeutet unbefristete Verträge, keine Kaution, keine Provision und auch kein Lagezuschlag.

 

Wenn ich Kollegen Resch zuhöre, so weiß ich nicht, was jetzt der genaue Vorwurf bezüglich der Explosion der Kosten der U-Bahn ist, die da uns droht. Ist das jetzt etwas, bei dem es Sie freut, dass es so passiert, oder ist das eine Sorge, die Sie haben? - Ich meine, dass Baukosten auf Grund von elementaren Ereignissen wie einer hohen Inflation, der Kompliziertheit einer Baustelle - viele von Ihnen haben ja, glaube ich, an der Exkursion teilgenommen, die wir einmal mit den Wiener Linien in diese U-Bahn-Stationen gemacht haben -, der hohen Zinsen der EZB … All diese Dinge sind passiert.

 

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