Gemeinderat, 5. Sitzung vom 24.09.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 118
stattfindet, oft mit monatelangen Pausen dazwischen, dass dieses Konzept letzten Endes veraltet, langwierig und vor allem ineffizient ist. Zeitnahe, modulartig aufgebaute und aufeinander abgestimmte fachliche Ausbildungsmodule und Deutschkenntnisvermittlung sind die Basis für eine gelingende Arbeitsmarktintegration. Und auch das Erlernen der fachspezifischen Sprachkenntnisse ist letzten Endes die Grundlage für die Selbsterhaltungsfähigkeit von Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Das gilt ja für alle Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt tätig und erfolgreich sein wollen.
Und wenn ich mir das Bundesregierungsprogramm anschaue, dann passt das ganz genau zu diesem Programm und zu diesem Projekt dazu. Da findet man Passagen wie: Die Neuordnung der Integration mit dem Ziel der Integration ab dem ersten Tag wird festgelegt, ein eigenes Integrationsprogramm ist dazu auch zu entwickeln. Und man findet die Aussage: Deutsch, Bildung und Werte sind als Einheit zu begreifen. Ich kann das nur mit allem Nachdruck unterstützen und für mit dem Programm in Wien kompatibel befinden.
Wir setzen seit 2024 in einem gemeinsamen, gut abgestimmten Projekt zwischen dem AMS Wien, dem WAFF in Wien und der zuständigen Magistratsabteilung 40 ein Projekt mit sehr großem Erfolg um. Mit der Finanzierung des Jugendcolleges finden solche schulähnlichen Angebote auch für junge subsidiär Schutzberechtigte und Asylberechtigte statt. Das ist ein einheitliches, ganzheitliches Angebot an Integrationsmaßnahmen, die gut aufeinander abgestimmt sind - und zwar von der ersten Bildungsstufe bis zur Arbeitserprobung. Und dadurch, dass das so abgestimmt ist und ein 32-Wochenstunden-Programm ist und nicht nur am Mittwochnachmittag und Donnerstagvormittag stattfindet, sondern wirklich 32 Wochenstunden zwölf Monate lang dauert, gibt es letzten Endes auch Sicherheit, dass die Kursverläufe ohne große Unterbrechungen und Wartezeiten stattfinden und alle diskontinuierlichen Kursverläufe, die wir in anderen Maßnahmen bis jetzt gesehen haben, dadurch hintangehalten werden können.
Natürlich sind auch ein Kompetenzcheck, Praktika bei verschiedenen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, besondere Deutschförderung - aber auch Basisbildung ist ja oft notwendig - und vieles andere mehr umfasst. Wir sehen, dass es auf diese Art und Weise möglich ist, jungen Menschen, die ohne das Jugendcollege weiter in den Warteschleifen hängen würden, ganz rasch langfristige Perspektiven zu geben und vor allem die Leute dabei zu unterstützen, so rasch wie möglich aus den Unterstützungssystemen herauszukommen und in die finanzielle Unabhängigkeit zu kommen.
Das Jugendcollege ist daher eben nicht nur ein Bildungsprojekt, sondern auch ein gesellschaftspolitisches Zukunftsmodell für die Reduzierung der Kosten und vor allem für die Schaffung von neuen Chancen einer vor allem jungen Generation von Menschen in unserem Land, die wir letzten Endes nicht nur nicht in den Sozialsystemen haben wollen, sondern die wir vor allem auch auf dem Arbeitsmarkt als Arbeitskräfte für die Wiener Wirtschaft haben wollen. Das ist, glaube ich, der wirkliche Erfolg von diesem Projekt, weshalb wir es auch fortsetzen wollen. Und ich hoffe daher auch, dass wir heute eine breite Zustimmung bekommen.
Wir sehen an den bisherigen Zahlen - und eigentlich ist es noch viel zu früh, um ein Resümee zu ziehen, weil das Projekt jetzt erst abgeschlossen wird, und bekanntlich macht es einen Sinn, eine Evaluierung erst nach einer Wartefrist durchzuführen; das wird auch stattfinden -, dass die Erfolge wesentlich besser sind als in den vergleichbaren Bereichen. Die Teilnahme an weiterführenden Beschäftigungsprojekten, die Teilnahme an weiterführenden Ausbildungen, die Bereitschaft überhaupt das Jugendcollege mit den Zielerreichungen der Ausbildung in Deutsch und der Qualifizierung zu absolvieren, sind wesentlich höher. Deswegen kann man dieses Projekt mit einem guten Gewissen auch zur Fortsetzung empfehlen.
Es ist daher auch kein Zufall, dass es - wenn man genauer hinschaut - in Österreich in mehreren Bundesländern bereits ähnliche Projekte gibt. Das sind zwar in der Skalierung kleinere Projekte, aber die Grundidee als solche beginnt schon in ganz Österreich ausgerollt zu werden. Ich bin ganz zuversichtlich, dass auf der Basis des Bundesregierungsprogramms der Weiterentwicklung in diesen Bereichen solche Programme in ganz Österreich stattfinden werden. - Danke.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Frau GRin Mag. Hungerländer.
GRin Mag. Caroline Hungerländer, MSc (ÖVP): Jawohl. Danke schön, Herr Stadtrat. Sie sprechen von einem erfolgreichen Programm. Ich habe im Akt absolute Zahlen gesucht, aber nur Prozente gefunden. Deswegen interessiert mich jetzt, wie die Bezugsgrößen dazu sind. Im Akt steht: 96 Prozent der für eine Deutschprüfung angemeldeten Jugendlichen nehmen an der Prüfung teil. Jetzt wissen wir aber nicht, wie viele Jugendliche Deutschkurse besucht haben.
57 Prozent der angemeldeten Jugendlichen für die Prüfung bestehen die Prüfung. Jetzt wissen wir aber auch nicht, wie viele Personen, natürliche Personen, diese Prüfung tatsächlich bestanden haben. Deswegen ist meine Frage: Wie viele Personen haben die Deutschprüfung tatsächlich bestanden?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf. StR Peter Hacker: Was ich schon vorhin gesagt habe, gilt jetzt auch bei dieser Frage. Das erste Projekt ist jetzt gerade im Abschluss, und die Evaluierung wird uns allen im Laufe des nächsten Jahres vorgelegt werden. Es ist viel zu früh. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Die Zahlen haben wir ja schon!) - Bitte? (GR Mag. Dietbert Kowarik: Die reinen Zahlen gibt es ja schon!) - Ja, aber ich weiß nicht alle Details - bei allem Respekt. Entschuldigung! Das ist ein Projekt für 5 000 Leute. Ich weiß jetzt nicht auswendig, wie viele Leute Deutschprüfungen gemacht haben. Ich habe nur in meinen Unterlagen, dass nachweislich wesentlich mehr Leute die Deutschprüfungen schaffen.
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