Gemeinderat, 62. Sitzung vom 21.01.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 106
Was die Josefstadt betrifft, da sind wir wirklich allen Vorwürfen mit Windeseile und großer Geschwindigkeit nachgegangen. Es hat sich bis heute nichts Gravierendes oder zumindest nicht etwas so Gravierendes verfestigt, dass da die Anklagebehörden oder entsprechende Einrichtungen auf den Plan getreten wären. Es hat im Ablauf bestimmter Dinge Verbesserungspotenzial gegeben, was wir aus dem Stiftungsrat mitbekommen haben. Wir werden diese Abläufe jetzt auch einer strengeren Prüfung unterziehen und schauen uns an, wie man das eine oder andere optimieren kann. Dass auch sehr namhafte Künstler sich für Direktor Föttinger eingesetzt haben, ist eine Tatsache, und dass Föttinger auch ein besonderer Publikumsliebling ist, zeigt die letzte Produktion. Ich habe sie persönlich nicht gesehen, aber Leute haben mir gesagt, dass es da minutenlange Standing Ovations gab, offensichtlich als Solidaritätsbekundungen des Publikums mit dem Direktor, man muss also mit großer Umsicht, mit großer Vorsicht vorgehen. Aber wenn ein Vorwurf konkret ist, dann muss man dem selbstverständlich sofort nachgehen.
Anders gelagert ist die Frage des verurteilten Burgschauspielers. Da möge man bitte verhindern, dass der Eindruck entsteht, dass das ein Wiener Problem ist. Da ist die Justiz am Zug gewesen, da gibt es eine, denke ich, schon rechtskräftige Verurteilung - ich bin jetzt der Aktenlage auch nicht kundig, aber ich gehe einmal davon aus. Ich glaube, dass es wichtig ist, wenn die Politik das unterscheidet -vielleicht manche unter uns -, wenn die Politik sich aus der Beurteilung von Formen der Rechtsprechung heraushält. Ich halte das für sehr gescheit. Wir sehen in Amerika, dass das jetzt völlig anders rennt. Wir sehen bei verschiedenen Populisten in Europa, dass das auch anders rennt, aber ich glaube, dass die Politik immer gut beraten ist, sich aus Fragen oder Beurteilungen der Rechtsprechung weitestgehend herauszuhalten. (Beifall bei der SPÖ und von GR Thomas Weber.) Man kann über Optimierungen immer diskutieren, das ist überhaupt keine Frage.
Gestatten Sie mir, dass ich noch ganz kurz auf ein paar Dinge eingehe, die mir ganz, ganz wichtig sind: Diskussionen um den Stellenwert der Kultur innerhalb der Politik zeichnen sozusagen die Qualität oder die Schwäche einer Gesellschaft aus, je nachdem, wie die Diskussionen geführt werden. Wenn sie die Stärke einer Gesellschaft zeigen, dann versucht man, in Kunst und Kultur entsprechend zu investieren. Ich glaube, wenn wir in Wien 1,7 Prozent unseres Budgets in Kunst und Kultur investieren, wenn wir von 2018 bis zum heutigen Tag von 224 Millionen auf 338 Millionen EUR steigern konnten, dann ist das wesentlich mehr als die Abgeltung der Inflation, das sind um fast 50 Prozent mehr. Das ist auch ein Zeichen dafür, wie wichtig und notwendig der Wiener Stadtregierung das Thema ist.
Wir haben jetzt große Aufgaben vor uns, ich sage nur Stichwort digitaler Humanismus. Da gilt es, ganz konkrete Projekte umzusetzen, da geht es auch darum, den wissenschaftlichen Diskurs zu fördern oder wissenschaftliche Exzellenz verstärkt einzubringen, zum Beispiel im Wege von Stipendien oder gezielten Projektförderungen. Da geht es aber auch um Fragen der Dokumentation, die wir etwa im Zusammenwirken mit der Wien Bibliothek sehr gut lösen können.
Erlauben Sie mir noch, das Wien Museum hervorzuheben. Das Wien Museum ist eine großartige Erfolgsgeschichte, bereits 650 000 Besucher innerhalb eines Jahres. Vorher waren es immer weniger als 200 000, aber 650 000 Besucherinnen und Besucher haben das Wien Museum gesehen. Die Grundausstellung, die Basisausstellung ist gratis, und das ist etwas, das, wenn man im Sommer mit Touristen in Wien spricht, einmalig für die Wiener Situation ist. Es gibt wenig Vergleichbares. Es gibt schon andere Länder, in denen an einem bestimmten Sonntag der Eintritt gratis ist, in Berlin zum Beispiel, aber man kommt dann nicht hinein, weil man vier Stunden warten muss, und so weiter. Bei uns ist das generell gratis und das ist eine wirklich ganz, ganz große und zentrale Errungenschaft.
Uns ist aber auch der Umgang mit den Menschen oder das Angebot unmittelbar für die Menschen sehr, sehr wichtig. Ich nenne nur das Zentrum für Kinderkultur in Floridsdorf, das ein Beispiel ist, um das uns viele beneiden, die Klima-Biennale, jetzt kommt im Frühjahr 2025 das Foto Arsenal, neue Proberäume, und so weiter. Das Strauß-Jahr, das wir gerade durchleben, ist mit 65 Projekten in allen Wiener Bezirken, mit ganz, ganz spannenden Dingen, ein Zeichen dafür, wie stark sozusagen Kunst und Kultur in dieser Stadt verankert sind. Von den Wiener Festwochen und ImPulsTanz, und so weiter rede ich gar nicht, die werden wir bei anderer Gelegenheit noch diskutieren.
Sie sehen also, in der Kulturpolitik geht etwas weiter und das ist gut so. Danke, Frau Stadträtin - ich bin jetzt kein Arzt, aber, wenn ich eine Gesellschaft befunden müsste, dann würde ich mir anschauen, wie sozusagen der Stand von Kunst und Kultur ist, und in dem Fall brauchen wir keine Therapie -, alles Gute und weiterhin viel Erfolg! (Beifall bei SPÖ und NEOS.)
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Samel. Sie sind am Wort.
GRin Mag. Dr. Ewa Samel (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Und natürlich auch sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher via Livestream!
Ich freue mich sehr, heute im Rahmen des Kulturschwerpunkts ein paar Worte über die kulturellen Entwicklungen der letzten Jahre in Wien sagen zu dürfen und auch ein bisschen einen Blick auf die Erfolge und die zukünftigen Perspektiven werfen zu dürfen. Es wurde bereits viel über das, was sich in den letzten Jahren im Bereich Kultur getan hat, berichtet, wie eben auch die Projekte im Rahmen der Stadt Wien Kunst GmbH, auf die wir, glaube ich, sehr stolz sein können und worüber wir auch wirklich eine beeindruckende Bilanz ziehen können.
Wir haben, glaube ich, viele große Schwerpunkte im Kulturprogramm für die Wienerinnen und Wiener angekündigt und ich bin froh, sagen zu können, dass wir diese Schwerpunkte mit Erfolg umgesetzt haben. Die Kulturarbeit zum Beispiel in den Außenbezirken wurde nachhaltig
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