Gemeinderat, 62. Sitzung vom 21.01.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 106
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte, und zum Wort gemeldet ist Herr GR Weber. - Ich erteile es ihm.
GR Thomas Weber (NEOS): Vielen lieben Dank. - Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Es ist mir eine große Freude, heute über QWIEN, das Zentrum für queere Geschichte zu sprechen. Seit 15 Jahren gibt es QWIEN in der Stadt Wien. Es leistet wichtige Arbeit in der Erforschung, in der Dokumentation, vor allem auch in der Vermittlung der queeren Geschichte Wiens, aber auch der queeren Geschichte Österreichs. Dieses Zentrum ist mehr als ein Archiv, es ist ein lebendiger Ort des Austausches, ein Ort des Wissens, der Begegnung, ein Ort des Dialogs, ein Ort, an dem die Vergangenheit erforscht und damit die Gegenwart bereichert wird.
Die Bedeutung von QWIEN wird durch seine vielfältigen Tätigkeiten noch deutlicher. Es gibt dort eine sehr umfangreiche Bibliothek mit über 8 000 Titeln, die größte Sammlung queerer Zeitschriften Europas. Eine wertvolle Dokumentationsstelle über die NS-Verfolgung von homosexuellen Menschen sowie über die HIV- und Aids-Geschichte schaffen eine unvergleichliche Grundlage für Forschung und Bildung. Aber bei QWIEN bleibt es nicht nur bei der bloßen Archivierung, QWIEN bringt diese Geschichte zu den Menschen. Es geht darum, über Publikationen, über Vorträge, über Ausstellungen oder beispielsweise über die queeren Stadtspaziergänge, die bereits Tausende Menschen begeistert haben, den Menschen auch queere Geschichte zu vermitteln.
Mit dem jetzt abgeschlossenen Umzug von QWIEN an den neuen Standort in der Ramperstorffergasse im 5. Bezirk ist ein wichtiger Schritt unternommen worden. Der neue Standort bietet deutlich mehr Platz für das Archiv, für die Bibliothek, für Arbeitsplätze, aber auch - neu - Raum für Ausstellungen und - neu - für Veranstaltungen. Um dieses Potenzial ausschöpfen zu können, sind jetzt noch ein paar bauliche Maßnahmen notwendig, etwa die Überdachung der Hoftrakte, all das wird in den nächsten Wochen und Monaten abgeschlossen werden.
Der heutige Förderantrag in der Höhe von 620 000 EUR ist eine gute Investition in die Zukunft des Projekts, in den Geist Wiens als eine inklusive Stadt, als eine vielfältige Stadt. Die Mittel ermöglichen nicht nur die Fertigstellung der Räumlichkeiten von QWIEN, sondern auch ganz besonders die Fortführung und die Weiterentwicklung der beeindruckenden Projekte von QWIEN, dem Zentrum für queere Geschichte.
Besonders hervorheben möchte ich hier auch die Bildungsarbeit, die einen für mich sehr großen gesellschaftlichen Mehrwert bietet. Die Zusammenarbeit mit Schulen, die Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien, die Unterstützung von Schülerinnen und Schülern bei vorwissenschaftlichen Arbeiten tragen dazu bei, queere Themen, queere Geschichte in die Mitte der Gesellschaft zu rücken, und ja, diese Arbeit ist wichtig.
Darüber hinaus setzt QWIEN, das Zentrum für queere Geschichte, auch wichtige Akzente in der internationalen Arbeit, in der internationalen Forschung, im internationalen Austausch. Die Bedeutung dieser Arbeit lässt sich nicht nur an den Zahlen und Fakten messen, sondern vor allem auch an der Wirkung, die QWIEN hat, sich in unserer Gesellschaft zu entfalten. Es geht um Sichtbarkeit, es geht um Anerkennung, es geht um das Bewusstsein von queerer Geschichte. Es geht vor allem um eines, nämlich queeren Menschen ihre Geschichte wiederzugeben, denn lange Zeit waren sie in der Geschichte unsichtbar, waren sie ausgeblendet, zuerst waren sie totgeschlagen, und dann waren sie totgeschwiegen. QWIEN gibt diesen Menschen ihre Stimme, ihren Raum, ihre Geschichte und somit die Identität zurück. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Die Förderung von Kultur, Bildung, Wissenschaft ist eine wichtige Aufgabe in einer lebendigen Stadt wie Wien. Die Förderung von QWIEN geht weit über die finanzielle Maßnahme hinaus, sie ist ein ganz klares politisches Bekenntnis, ein Bekenntnis, dass Wien eine Stadt ist, die Vielfalt und Toleranz nicht nur akzeptiert, sondern aktiv fördert und Vielfalt auch feiert. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und alles Gute für QWIEN. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist GRin Dr. Kickert. - Sie sind am Wort.
GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Bildschirmen! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Zum Akt selber brauche ich jetzt nicht mehr allzu viel zu sagen, Kollege Weber hat schon darauf hingewiesen, aber warum es so wichtig ist, auch über QWIEN beziehungsweise über die Themen, die QWIEN anspricht und erforscht, auch im Gemeinderat zu sprechen, wurde bereits früher in der Debatte des heutigen Tages dargestellt. Kollege Mahdalik hat doch tatsächlich gemeint, dass die NEOS, die SPÖ und die GRÜNEN wohl so etwas wie einen Transgender- und LGBTIQ-Fetisch hätten, weil wir für Gleichstellung eintreten. Ich möchte nur darauf hinweisen, sehr geehrte Damen und Herren, die einzige Partei, die in diesem Wording Anträge stellt, ist die FPÖ, zwei kommen dann zur Abstimmung, nur damit Sie es wissen. (Zwischenruf von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.)
In diesem Zusammenhang hat GR Mahdalik auch von „diesen Leuten“ gesprochen, und gemeint, „diese Leute“ hätten selbstverständlich keine anderen Sorgen wie - und jetzt muss ich es übersetzen - eh alle anderen, nämlich die normalen Menschen. – Ja, eh, haben wir nicht, aber wir haben sehr lange nicht dieselben Rechte gehabt. Also wenn ich mich daran erinnere, Na klar habe auch ich Sorgen gehabt darüber, wo ich meine Kinder in die Schule gebe, und ich habe sie in eine öffentliche Schule gegeben. Aber natürlich hatte ich nicht das Recht, für die Kinder, für die ich gesorgt habe, auch bei Elternsprechtagen zu reden, weil sie nicht meine biologischen Kinder waren, der biologische Vater war nur nicht greifbar. Das ist übrigens ein Schicksal, das nicht nur LGBTIQ-Frauen tragen, sondern sehr, sehr viele Scheidungsfrauen auch erleben, dass die biologischen Männer sich - wie soll ich sagen - nicht besonders um ihre Kinder scheren.
Eine andere kleine Schnurre aus meinem Leben zum Beispiel: Ich war eine Zeit lang, und zwar genau dann, als
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