Gemeinderat, 64. Sitzung vom 19.02.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 80
einen Beschluss und eine Resolution aus dem Jahr 2017. Das wurde einfach nur neu aufgewärmt. Habe ich das richtig verstanden?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Woher die Berichte kommen, kann ich Ihnen leider nicht genau beantworten. Sie wissen, dass wir am Stadtentwicklungsplan arbeiten, und ich wollte mit meiner Beantwortung eigentlich nur zum Ausdruck bringen, dass das, was ich gelesen habe, jetzt nichts Neues ist, weil das schon Beschlusslage des Gemeinderates ist. Das wollte ich damit sagen. Aus meiner Sicht war der News-Wert nicht ganz erkennbar.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Frau Stadträtin. - Damit ist die 1. Anfrage beantwortet.
Für das Protokoll darf ich bekannt geben, dass sich Frau GRin Spielmann ab 18 Uhr für die Sitzung entschuldigt hat.
Die 2. Anfrage (FSP-217297-2025-KSP/GM) wurde von Frau GRin Mag. Mautz gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Kultur und Wissenschaft gerichtet. In dieser Anfrage geht es um die Wiener Standorte für medizinische SpitzenforscherInnen. (Sehr geehrte Frau Stadträtin! Die ausgezeichnete Medizin- und Forschungstradition in Wien strahlte bis weit in die Erste Republik mit der Zäsur 1938. Wie der Medienberichterstattung zur Klausur der Wiener Stadtregierung vor rund einem Monat zu entnehmen war, ist Wien bis heute eine der führenden Forschungsmetropolen in diesem Gebiet. Welche konkreten Maßnahmen wurden in Ihrem Ressort getroffen, um Wien als attraktiven Standort für medizinische SpitzenforscherInnen zu stärken, wie im Regierungsprogramm gefordert?)
Schönen guten Morgen, Frau Stadträtin! Bitte um Beantwortung.
Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Einen schönen guten Morgen Ihnen allen, auch jenen am Livestream.
Das ist eine wichtige Frage, die Sie stellen. Sie wissen ja, dass Wien sozusagen traditionell immer ein ganz wichtiger Wissenschaftsstandort war. Nachlesen kann man das sehr gut in dem Buch von Richard Cockett „Vienna. How The City of Ideas Created The Modern World“. Man kann sagen, dass sich mit der Zäsur des Austrofaschismus und dann des Faschismus im ersten Teil des 20. Jahrhunderts eine blühende Wissenschaftsmetropole entwickelt hatte, und zwar sehr oft auch jenseits der Universitäten, die zunehmend auch antisemitisch geprägt waren. Das heißt, es gab immer schon die Tradition, außerhalb der Universitäten auch in Forschungseinrichtungen zu arbeiten und Wissenschaft und Gesellschaft in einen Zusammenhang zu bringen.
Dann kam, wie gesagt, die große Zäsur durch Austrofaschismus/Faschismus mit der systematischen Verfolgung, Vertreibung und Ermordung von jüdischen Wissenschaftern. Das hat wirklich starke Wunden in dieses Land geschlagen. Diese Menschen sind, wenn sie überlebt haben, ausgewandert und nach Amerika und später auch nach Israel gegangen. Diese Länder haben dann extrem von dem Wissen profitiert das hier generiert wurde und hier sozusagen seinen Ausgangspunkt genommen hat.
Heute ist Wien Gott sei Dank ist Wien wieder eine führende Forschungsmetropole im Gesundheits- und Medizinbereich, weil durch gezielte Investitionen in Forschungs- und Medizininfrastruktur dieser Ruf wieder aufgebaut werden konnte und internationale WissenschaftlerInnen nach Wien geholt werden konnten.
Welcher Rolle hat die Stadt In diesem Zusammenhang? Wir sind nicht der Bund, wir haben nicht die Universitäten, wir haben aber einen ganz engen Austausch mit den Universitäten, das ist klar, und wir haben auch ein Wiener Hochschulabkommen. Vor allem können wir aber durch gezielte Forschungsmaßnahmen innovative SpitzenforscherInnen wieder nach Wien holen und ihnen sozusagen ein neues Zuhause bieten.
Wien ist in dieser Hinsicht wirklich zu einem Magnet geworden, und erfreulicherweise hat sich im letzten Jahr gezeigt, dass es gelungen ist, ein neues Ludwig-Boltzmann-Institut für Wissenschaftsvermittlung und Pandemievorsorge zu gründen, das im Juli dieses Jahres starten wird. In der Abkürzung heißt es LBI-SOAP, also Ludwig-Boltzmann-Institute for Science Outreach and Pandemic Preparedness. Es steht unter der Leitung des international renommierten Virologen Florian Krammer, der sehr erfolgreich in Amerika gearbeitet hat und seine Forschung entwickeln konnte. Er ist einer der führendsten Virologen und konzentriert sich zukünftig auf die Überwachung von Viren in städtischen Mensch-Tier-Schnittstellen in Wien. Was bedeutet das? - Das bedeutet in der Folge vor allem große Sicherheit für die Wiener Bürgerinnen und Bürger, und es geht insbesondere um die Beforschung neu auftretender Viren, also Vogelgrippe-Viren, Hanta-Viren beziehungsweise Corona-Viren. Wir wollen ihre permanenten Mutationen beobachten und diese Viren frühzeitig erkennen und charakterisieren, um Pandemien vorzubeugen.
Wir wissen, dass die Corona-Pandemie gesellschaftlich wahnsinnig viele Probleme erzeugt hat, und wir wollen so etwa nie wieder erleben. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass die Viren nicht weiter existieren, und das heißt, dass wir in die Grundlagenforschung Geld investieren müssen.
Wie verläuft diese Forschung? - Die WissenschafterInnen untersuchen zum Beispiel Abwasserproben. Es ist ganz wichtig, zu beobachten, was die Abwasserproben widerspiegeln, und auf Basis dieser Erkenntnisse entwickelt das Institut mögliche Gegenmaßnahmen wie Impfstoffkandidaten oder Antikörpertherapien. Gleichzeitig geht es auch darum - das haben im Zuge der Pandemie sehr bitter lernen müssen -, eine Strategie zu entwickeln, um die Öffentlichkeit einzubinden, Menschen partizipieren zu lassen und diese auch Teil dieser Strategie werden zu lassen. Das heißt, es geht letztlich auch um die Einbindung einer breiten Öffentlichkeit und auch der Entscheidungsträger , damit potenzielle Risiken abgeschätzt werden und dass die Menschen auch informiert und in Citizen-Science-Projekten eingebunden werden können. Gerade bei der Abwasserentnahme ist geplant, dass auch die Bevölkerung mit eingebunden wird. So soll
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