Gemeinderat, 64. Sitzung vom 19.02.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 80
setzen, braucht es nicht nur den politischen Willen, sondern eben auch jene Fachkräfte, die solche Vorhaben realisieren können. Dabei spielen die heutigen Lehrlinge in Wien eine entscheidende Rolle.
Ich habe mich daher auch im letzten Jahr sehr gefreut, als Wien mit 15 500 Lehrlingen einen neuen Rekord aufgestellt hat. Viele dieser Wiener Lehrlinge werden in Zukunft in diesem Zentralberufsschulgebäude ihre Ausbildung absolvieren können. Ich bitte daher um breite Zustimmung zu diesem Vorhaben, denn unsere Lehrlinge sind die Fachkräfte von morgen und leisten damit auch einen ganz erheblichen Beitrag zum Wohlstand in unserer Stadt. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Stadler, und ich erteile es ihm. - Bitte, Herr Gemeinderat.
GR Felix Stadler, BSc, MA (GRÜNE): Vielen Dank, sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen!
Ich freue mich (Der Redner richtet sich an VBgm.in Kathrin Gaál), auch einmal in Ihrer Geschäftsgruppe eine Rede halten zu können (VBgm.in Kathrin Gaál, erheitert: In der besten Geschäftsgruppe!), in der zweitbesten Geschäftsgruppe eine Rede halten zu können, so viel zum Thema beste Geschäftsgruppe. (Heiterkeit bei SPÖ und GRÜNEN.)
Wir werden dem vorliegenden Poststück, dem Bau der Zentralberufsschule, zustimmen. Das ist auch eine gute Sache. Die gewünschte breite Bildungsdebatte wird hier noch um ein Stückchen breiter, um ein Thema, das sonst oft in Bildungsdebatten vielleicht ein bisschen untergeht, um die Lehre und die Berufsschulen. Es ist ein Thema, wo wir als GRÜNE finden, auch ich ganz persönlich als Mittelschullehrer, dass wir unseren Fokus viel mehr auch auf die Berufsschulen und vor allem auch auf jene Schülerinnen und Schüler richten sollen, die eine Lehre machen und die eine Lehrlingsausbildung auch fertig abgeschlossen haben.
Ich bin als Bildungssprecher, aber vor allem auch als Lehrer recht viel in Kontakt mit Betrieben, die Lehrlinge ausbilden, aber auch mit den Berufsschulen. Man hört da leider immer mehr eine negative Sache, und zwar, dass viele Schülerinnen und Schüler, die aus den vorherigen Schulen in die Berufsschulen kommen, leider immer schlechtere Voraussetzungen mitbringen, seien das die Grundkompetenzen Deutsch, Mathe, Englisch, Lesen, Rechnen, Schreiben.
Es ist also nicht nur wichtig, was wir in den Berufsschulen machen und dass wir da gute Gebäude bauen, so wie wir sie heute beschließen, sondern es ist vor allem in der gesamten Bildungsfrage essentiell, was davor passiert, was also in einer Bildungskarriere passiert, bevor die Schülerinnen und Schüler in die Berufsschule kommen. Und da muss man, das haben wir heute in der Debatte auch schon gehört, leider sagen: In den letzten fünf Jahren hat sich die Situation für Wiens Schülerinnen und Schüler, aber auch für jene, die in den Kindergarten gehen, unter Rot-Pink verschlechtert und nicht verbessert.
Ich möchte es ganz kurz durchgehen, beginnen wir bei der Elementarbildung, beim Kindergarten. Wir sehen leider, das war schon oft Thema, ein systemisches Versagen der Deutschförderung und der Sprachförderung im Kindergarten. Wenn mehr als 80°Prozent aller Schülerinnen und Schüler, die später in der Volksschule in der ersten Klasse außerordentlich geführt werden müssen, bis zu zwei Jahre in Wien im Kindergarten waren, dann ist das ein systemisches Versagen der Deutschförderung und der Sprachförderung in der Elementarbildung. Das ist von Rot und Pink zu verantworten und gehört dringend repariert, damit diese Schülerinnen und Schüler später im Leben, auch in der Berufsschule, wieder mehr Chancen haben. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Es ist aber nicht nur die Sprach- und Deutschförderung, es ist auch die Elementarbildung, an der es immer noch mangelt. Die Gruppengröße ist immer noch viel zu groß, der Fachkraft-Kind-Schlüssel ist noch immer nicht verbessert. Es fehlen immer noch bis zu 700°PädagogInnen allein in den städtischen Kindergärten. Es sind genauso viele Pädagoginnen und Pädagogen, die in den privaten Kindergärten fehlen. Es sind also über tausend Pädagoginnen und Pädagogen, die auf Grund der schlechteren Arbeitsbedingungen, auf Grund der großen Herausforderungen in der Elementarbildung immer noch fehlen und nicht dafür sorgen können, dass den Schülerinnen und Schülern der Grundstein für ihre spätere Bildungskarriere gelegt werden kann.
Auch in der Schule sehen wir, dass sich nach fünf Jahren Rot-Pink die Situation leider eher verschlechtert als verbessert hat. Der LehrerInnenmangel an den Volksschulen ist immer noch gravierend. Es gibt immer noch Klassen, die zu Beginn des Schuljahres keine klassenführende Lehrerin, keinen klassenführenden Lehrer hatten. Die Arbeitsbedingungen, vom Arbeitsplatz im LehrerInnenzimmer bis hin zu den Arbeitsbedingungen im Klassenzimmer, haben sich in den letzten fünf Jahren nicht verbessert, sondern eher verschlechtert.
Ein Punkt ist auch noch, weil es in den letzten Wochen aktuell war, das Thema Bürokratie. Wir hatten Jahre, in denen die Bildungsdirektion für bis zu 200°Lehrerinnen und Lehrern die Verträge und auch die Anweisung, an welcher Schule sie sich melden sollen, nicht rechtzeitig für den ersten Schultag verschickt hat, sodass diese Lehrerinnen und Lehrer, obwohl sie sich beworben haben, nicht zu arbeiten beginnen konnten. All das fällt unter die rot-pinke Bildungspolitik und all das verschlechtert leider die Chancen ganz vieler Schülerinnen und Schüler auch später in der Berufsschule in Wien.
Was es braucht, ist ganz klar. Wir GRÜNE haben das ganz oft hier eingebracht und werden das auch in den nächsten Wochen immer wieder ganz klar sagen. Es braucht endlich kleinere Gruppen in der Elementarbildung, mehr Pädagoginnen und Pädagogen, eine bessere Bezahlung für all jene, die dort arbeiten, einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel. Wir brauchen mehr Deutsch- und Sprachförderung. Wir brauchen Sprachförderkräfte an jedem Standort, der einen Bedarf hat (Zwischenruf von GRin Mag. Dolores Bakos, BA.), als Teil
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