Gemeinderat, 66. Sitzung vom 26.03.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 73
Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist GRin Mag. Berner, und ich erteile es ihr. - Bitte, Sie sind am Wort.
GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Danke für die Ausführungen. - Ich fange jetzt ganz anders an, als ich es geplant hatte. - Als Erstes mit einem Hinweis auf die Eventhalle in Mailand: Die Eventim-Halle in Mailand - wir haben das jetzt schnell noch einmal angeschaut - kostet insgesamt 180 Millionen EUR, diese Kosten übernimmt CTS Eventim selbst, die Stadt Mailand finanziert keinen Cent in diese Halle, und sie bietet Platz für 16 000 BesucherInnen, das sind um 4 000 BesucherInnen weniger als in Wien kommen sollen. Also Wien ist ein bisschen megapolitischer, aber vor allen Dingen zahlt die Stadt Mailand nichts für diese Halle, und ich finde, das sollten wir uns noch einmal auf der Zunge zergehen lassen. Wir wollen mehr für diese neue Halle in Wien zahlen, als die Halle in Mailand insgesamt kostet, das zu Beginn.
So, sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Damen und Herren, oben auf der Tribüne, auf den Zuhörerbänken und im Livestream! Wien ist ein Ort der Kunst, der Kreativität, der Vielfalt. Die Kulturszene pulsiert in kleinen Clubs, auf experimentellen Bühnen, an traditionellen Veranstaltungsorten. Das ist die Kulturstadt Wien, die Musikstadt Wien. Die CTS Eventim Halle, so nenne ich sie - hier wird sie oft Wien Holding Arena genannt -, in Neu Marx ist ein Projekt, das vor allem einem internationalen Konzern dient, nämlich CTS Eventim, während die lokale Kulturlandschaft und die Menschen, die sie tragen, dabei auf der Strecke bleiben, das ist zumindest unsere Angst dabei.
Zur Erinnerung: Ursprünglich war geplant, dass diese neue Halle die SteuerzahlerInnen nichts kosten soll. Jetzt sind wir bei 212 Millionen EUR Kosten für die Stadt Wien, und schauen wir einmal, ob es dabei bleiben wird. Lassen Sie uns gemeinsam darüber nachdenken und fragen, ob das wirklich der richtige Weg für Wien ist. Dazu habe ich ein paar Punkte zusammengetragen.
Zunächst einmal ist die Frage, wer wirklich von dieser neuen Halle profitiert. CTS Eventim ist, man kann sagen, ein internationaler Konzern oder ein globaler Gigant. Allein in Österreich hat er vor allen Dingen über Ticketverkäufe über oeticket.com 2023 400 Millionen EUR Umsatz erzielt. Der durchschnittliche Ticketpreis für eine Veranstaltung in der CTS Eventim Halle liegt bei 70 EUR, er kann aber auch 600 EUR sein, wenn Sie zum Beispiel zu einem Helene-Fischer-Konzert gehen wollen. - Eine Summe, die für viele Menschen kaum erschwinglich ist. Nur zur Erinnerung, Standardtickets bei lokalen Anbietern in Wien sind schon zwischen 20 und 30 EUR zu erhalten, und zwar auch bei größeren, spannenden Musikevents. Gleichzeitig werden nur sehr wenige österreichische KünstlerInnen von CTS Eventim promotet. Der Fokus dieses internationalen Konzerns liegt bei internationalen Stars.
Zur Einordnung, CTS Eventim ist Europas größter Veranstalter und Ticketkonzern. Die Eventim steht seit langem immer wieder in der Kritik, zum Beispiel wegen seiner übergroßen Marktmacht. „Das Unternehmen hat bei der Ticketvermarktung Marktanteile von mehr als 60 Prozent in Europa und ist damit als marktbeherrschend einzustufen“, sagt Daniel Zimmer, Professor für Kartell- und Wettbewerbsrecht von der Uni Bonn 2023, das ist nicht so lange her. Wie Sie sich vielleicht erinnern, gab es 2017 auch ein Kartellproblem von CTS Eventim. Damals wollten sie die Veranstalterfirma Four Artists übernehmen und haben das dann mit einem Geschäftsclou auch geschafft. Auch damals gab es ein Kartellverfahren.
Der Ticketverkauf ist jedoch nur ein Teil des Geschäftsmodells. Hinzu kommt, dass die Firma ihre Macht systematisch auf andere Marktstufen ausbaut. Sie agiert einerseits selbst als Veranstalter und wird damit zum Konkurrenten von eigenen Vertragspartnern und andererseits kontrolliert sie wichtige Eventlocations. In Deutschland gibt es derzeit fünf Hallen von CTS Eventim.
Warum will die Stadt diesen Marktführer mit 2 Millionen Umsatz im Jahr finanziell unterstützen? - Das ist eine Frage, die würde ich gerne Sie, liebe Kollegen von der Sozialdemokratie, fragen. Normalerweise sind Sie doch nicht so freundlich mit dem Großkapital. Wir fördern ja auch nicht andere internationale Konzerne wie Starbucks oder H&M.
Was bleibt für Wien, wenn wir diese Förderungen geben? - Die Stadt Wien trägt bis zu 212 Millionen EUR an Baukosten, möglicherweise sogar mehr, und die Gewinne aus dem Betrieb der Halle und aus dem Ticketverkauf fließen größtenteils in die Taschen des internationalen Konzerns. Im Akt steht nirgends, welche Art von Anteil an Wien fließen soll. Bis jetzt sehen wir nur, dass der internationale Konzern profitiert, es tut mir wahnsinnig leid.
Ist das gerechtfertigt? Ist das fair gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt? Und was bedeutet es eigentlich für die lokale Kulturszene? - Es kann eh sein, dass Sie das so nicht interessiert, Herr Maschek, aber ehrlich gesagt geht es da um das Cash und auch um das Cash der Kulturszene. Das Geld, das Sie da vergeben wollen, ist fast der gesamte Anteil des Jahresbudgets an Kulturförderung, die wir in dieser Stadt vergeben. Wir müssen uns einmal die Größenordnung dieses Projekts klarmachen! (Beifall bei den GRÜNEN.)
In Österreich gibt es derzeit exakt fünf - ich wiederhole: fünf - Bands beziehungsweise Formationen, die in der Lage sind, eine Halle mit 20 000 BesucherInnen zu füllen, zum Beispiel Josh. Manche von Ihnen haben das vielleicht gesehen, im Herbst war der in der Wiener Stadthalle, und selbst Josh hat entschieden, er geht nicht mehr in die Stadthalle, weil die Vermietung zu teuer ist. Er spielt aus ganz unterschiedlichen Gründen lieber zweimal in der Arena, erstens, weil die Vermietung weniger teuer ist, zweitens, weil man besser mit dem Publikum zurechtkommt, und drittens, weil die Gesamtkosten für den technischen Aufwand, damit die Leute auf der Tribüne oben noch etwas hören, nicht so groß ist, dass sich das Konzert nicht mehr rentiert.
Es ist absurd, in so etwas öffentliche Gelder zu investieren. Wien lebt von der kulturellen Vielfallt und kulturelle Vielfalt ist letztlich auch das Eigenmarketing der Stadt. Orte in der unmittelbaren Nachbarschaft dieser Arena, nämlich die Marx Halle oder die Arena Wien oder das brut,
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