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Gemeinderat, 66. Sitzung vom 26.03.2025, Wörtliches Protokoll  -  Seite 56 von 73

 

gehen. Zum wiederholten Mal lege ich Ihnen die Fakten ans Herz.

 

Zirka 134 000 Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 19 Jahren können nicht schwimmen, Ertrinken ist die zweithäufigste Todesursache bei Kindern. 50 Prozent der achtjährigen Kinder in Wien können nicht schwimmen. Erst in der 3. Klasse Volksschule finden Schwimmkurse statt. Für viele Kinder ist das der Erstkontakt mit dem Element Wasser. Nur 17 Prozent der Kinder lernen das Schwimmen in der Schule, obwohl Schwimmen im Sportlehrplan der Volksschulen verankert ist und sämtliche Experten empfehlen, dass Kinder bereits ab dem dritten Lebensjahr schwimmen lernen sollen. Ich möchte auch festhalten, dass der Anteil der Familien, die nicht mit ihren Kindern schwimmen gehen, von 8 Prozent im Jahr 2021 auf 14 Prozent im Jahr 2024 gestiegen ist. Dazu kommt auch, dass viele Familien mit niedrigem Einkommen weniger Möglichkeiten haben, ihren Kindern das Schwimmen beibringen zu lassen. Deshalb sind gezielte Maßnahmen und Unterstützungsmaßnahmen nötig.

 

Sehr geehrte Frau Bildungsstadträtin, vier Jahre sind seit meiner ersten Forderung der Schwimmkurse in Kindergärten vergangen. Viele Medienberichte mussten wir jedes Jahr lesen von Badeunfällen mit Todesfolge. Ich bin schon der Meinung, dass dieser Stillstand endlich ein Ende haben muss, denn ich finde, es braucht jetzt eine Intensivierung des Schwimmunterrichts in der Schule und auch den Ausbau in der Elementarpädagogik. Ein altersadäquater Schwimmunterricht im Kindergarten muss endlich gefördert und finanziert werden. Ich denke, es ist auch Ihre Verpflichtung, diesem Bildungsauftrag nachzukommen. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Kindergärten gehen mit den Kindern eislaufen, das sage ich seit dem Jahr 2021, aber sie gehen nicht schwimmen. Der Spaß an der Sache ist, dass Privatkindergärten sehr wohl schwimmen gehen, aber die städtischen es nicht schaffen. Wahrscheinlich werden Sie jetzt wieder mit der Erklärung kommen, beim Eislaufen ist alles viel einfacher. Nein, wenn ich eislaufen gehe als Kindergärtnerin, brauche ich Begleitpersonal, ich habe vor Ort einen externen Eislauftrainer und ich brauche eine Möglichkeit - meistens einen gemieteten Autobus -, der mich hinbringt. Ich bin der Meinung, dass das auch mit dem Schwimmen machbar ist, weil ich auch da einen externen Schwimmtrainer, eine externe Schwimmtrainerin habe - in dem Fall eine Schwimmschule. Also sehe ich keinen Unterschied, ob ich jetzt Eislaufen gehe oder Schwimmen, ich sehe nur den Unterschied, dass wir das Richtige tun, wenn wir schwimmen gehen, weil wir dadurch Badeunfälle vermeiden können.

 

Aus aktuellem Anlass möchte ich auch erneut auf eine weitere Forderung eingehen. Auch diesen Antrag von mir kennen Sie bereits seit Jahren, und zwar ist es das Risiko und die Gefahr von Fensterstürzen. Gerade in Wien stürzen regelmäßig Kleinkinder aus ungesicherten Fenstern, der letzte Fall fand am 21. März 2025 in der Donaustadt statt. Vor ein paar Tagen ist ein zweijähriger Bub aus einem offenen Fenster gestürzt. Auch da weise ich immer wieder gemeinsam mit dem KFV auf notwendige Maßnahmen zum Kinderschutz hin. Auch da möchte ich kurz ein paar Zahlen und Fakten vorlegen.

 

In den letzten 15 Jahren ereigneten sich insgesamt 191 Fenster- und Balkonstürze von Kindern. 77 Prozent davon waren im Alter zwischen fünf und neun Jahren, pro Jahr sterben also zirka ein bis zwei Kinder wegen eines Fenstersturzes. 160 Kinder wurden teils schwer verletzt und nur 10 blieben unverletzt. Wie gesagt, die meisten Fensterstürze gab es in den letzten 14 Jahren in Wien mit 52 Vorfällen.

 

Ich denke mir, es braucht einfach Aufklärungskampagnen, so traurig die Tatsache ist. Aber es ist einfach wichtig, dass wir da Eltern sensibilisieren, aufklären und informieren, um endlich die richtigen Schutzmaßnahmen zu treffen. Meinen damaligen Antrag haben Sie abgelehnt, heute gebe ich Ihnen eine weitere Chance dafür, dem vielleicht zuzustimmen.

 

Jetzt möchte ich vom Kinderschutz überleiten zu konstruktiven Angeboten für Familien in Wien. Ich habe es eingangs erwähnt, nicht für alle Kinder gibt es diese bekannte heile Welt. Viele Kinder wachsen in Kinderarmut auf bei uns in der Stadt, und aufgrund fehlender finanzieller Ressourcen seitens der Eltern bleibt auch für viele Kinder ein Besuch im Tiergarten, im Museum, im Prater, im Schwimmbad, am Sportplatz oder auch schulische Nachhilfe einfach nur ein Wunschtraum. Auch diesen Antrag kennen Sie bereits. Ich setze ihn noch einmal vor und fordere weiterhin die Einführung eines Kinderbildungsschecks für alle Kinder in Wien. Auch da werde ich noch einmal die wichtigsten Vorteile und Eckpunkte zusammenfassen.

 

Der Kinderbildungsscheck soll in einer angemessenen Höhe für alle Kinder bis zur Volljährigkeit zur Verfügung stehen. Der Betrag soll einmal jährlich ausbezahlt werden. Der Scheck ist bei unterschiedlichen Dienstleistern einlösbar. Dieser Bildungsscheck unterstützt Familien nach Bedarf und Notwendigkeit. Er ist eine individuelle und bedürfnisorientierte Bildung dafür und vor allem ist dieser Bildungsscheck auch bei vielen Hobby- und Freizeitmöglichkeiten einsetzbar.

 

Ich glaube, der Vorteil dieses Kinderbildungsschecks ist, dass wir einfach finanzschwachen Familien dadurch eine Türe öffnen und individuelle Bildung außerhalb des Kindergartens und der Schule gewährleisten können. Wie gesagt, der Bildungsscheck ist ein Türöffner, heute können Sie eine Türöffnerin sein, wenn Sie diesem Antrag zustimmen.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, wie Sie wissen, liegen mir Kinder und Familien am Herzen, Familienpolitik ist für mich nicht nur ein Wort, sondern in dem Fall ist es auch meine Berufung.

 

Familienfreundlichkeit bringt mich jetzt auch schon zum Abschluss meiner Rede. Im letzten Gemeinderat habe ich bereits über die Einführung des Wiener Familienführerscheins berichtet. Aufgrund der zunehmenden Herausforderungen im familiären Alltag bin ich der Ansicht, dass es jetzt an der Zeit ist, die Elternbildung innerhalb der Gesellschaft auszubauen und auch zusätzliches Familiencoaching attraktiv anzubieten. Wir wissen, dass

 

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