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Gemeinderat, 66. Sitzung vom 26.03.2025, Wörtliches Protokoll  -  Seite 62 von 73

 

Jugendliche und deren Eltern objektiv beraten, und das passt halt nicht zusammen. Ich denke, wir sollten das trennen. Wenn es Ihr politischer Wille ist, dann fördern Sie meinetwegen diese aktivistischen Interessensvertretungen. Etablieren wir aber auch tatsächlich sachliche Beratungsstellen, wo Kinder und ihre Begleitpersonen beziehungsweise ihre Familien sachlich beraten werden und mit sachlich meine ich ergebnisoffen und nicht affirmativ.

 

Es ist ja jetzt der Trend bei der Beratung, affirmativ zu beraten. Das bedeutet, dass, wenn ein junger Mensch zur Beratung kommt und sagt: Ich fühle mich im falschen Geschlecht, der betreuende Psychologe oder die betreuende Psychologin affirmativ, das heißt unterstützend beraten muss. Das ist aber nicht sinnvoll, wie uns Kinder- und JugendpsychologInnen sagen. Es kann nämlich zig tieferliegende Gründe geben, warum ein junger Mensch zu dieser Meinung kommt. Vielleicht ist es der Einfluss der Peergroup, vielleicht hat er das online gesehen, vielleicht verhält es sich tatsächlich so. Vielleicht ist dieser junge Mensch aber homosexuell, und davon gibt es bereits sehr viele Fälle. Jemand ist homosexuell und tut sich schwer mit seiner Identität. Mädchen tun sich schwer mit dem Erwachsenwerden und mit der Veränderung ihres Körpers. Dann sehen die Jugendlichen diesen Transtrend und kommen zu dem Schluss: Vielleicht bin ich im falschen Köper, vielleicht ist das der Grund meiner Probleme.

 

Und dann werden die jungen Menschen affirmativ beraten, und das darf es nicht sein. Eine Beratung muss unabhängig sein und herausfinden, was denn tatsächlich der Grund ist. Eine ergebnisoffene Beratung versucht, das herauszufinden. Ein Grund kann natürlich sein, im falschen Geschlecht zu sein. Es kann aber auch nicht der Grund sein, im falschen Geschlecht zu sein. Das muss herausgefunden werden in einer nicht affirmativen, unabhängigen Beratung. Im Hinblick darauf möchten wir, dass diese zwei Bereiche getrennt werden: Keine Beratung durch aktivistische Interessenvertretungen, sondern Etablierung einer tatsächlich sachlichen Beratung, die nicht affirmativ agiert. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GRin Mag. Haase. Ich erteile es ihr.

 

15.27.07

GRin Mag. (FH) Susanne Haase (SPÖ)|: Sehr geehrte Kolleginnen! Sehr geehrte Kollegen! Sehr geehrter Herr Vorsitzender!  

 

Wow! Was für eine Woche! Ich sage es ganz ehrlich, als queerer Person und lesbischer Frau hat mir die letzte Woche echt Angst gemacht, und ich bin wirklich kein ängstlicher Mensch. Erst kam das Pride-Verbot in Ungarn. Wer hätte gedacht, dass so etwas in Europa möglich ist? Das Recht auf Versammlung wurde gestrichen, Menschenrechte und unsere Würde wurden mit Füßen getreten.

 

Vergangenen Donnerstag durfte ich auf der Demo vor der ungarischen Botschaft gegen das Pride-Verbot sprechen. Und ich sage euch: Wir sind wütend. Wir sind wütend, weil queere Rechte in Europa offensichtlich nicht mehr sicher sind. Wir sind wütend, weil für uns die Menschenrechte offenbar auch nicht mehr immer gelten. Und wir sind wütend, weil queere Lebensweisen in Europa mehr und mehr unter die Räder kommen.

 

Und dann kann der Freitag. Die Nachricht hat mir den Atem geraubt: In Österreich wird ein rechtsextremes Netzwerk aufgedeckt. Es gab 15 Festnahmen, davon 12 Männer und 3 Frauen im Alter zwischen 14 und 26 Jahren. Sie haben homosexuelle Menschen unter falschen Vorwänden in den Hinterhalt gelockt. Sie haben sie ausgeraubt, verletzt und gedemütigt, und sie haben Videos davon gemacht.

 

Wie krank ist das eigentlich? Während Orban in Ungarn die Pride verbietet, wird hier in Österreich von rechtsradikalen Netzwerken Hetze auf Homosexuelle gemacht. Da stehen wir also im Jahr 2025 in einem Europa, das nach meinem Empfinden immer auf unserer Seite gestanden ist, jetzt aber unseren ungarischen Freunden keinen Schutz bieten kann. - Etwas sage ich ganz klar. Der Angriff auf queere Rechte in Ungarn ist ein Angriff auf uns alle. Heute trifft es uns, morgen die Frauen und übermorgen alle, die nicht ins System passen. Diese Politik der Sündenböcke kennen wir, und wir wissen, wohin sie führt. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN sowie von GR Ömer Öztas.) 

 

Deshalb freut es mich besonders, dass wir heute einen Antrag der guten Kräfte gemeinsam mit den NEOS und den GRÜNEN eingebracht haben, in dem das Pride-Verbot in Ungarn auf das Schärfste verurteilt wird und als das benannt wird, was es ist, nämlich als Angriff auf unsere Menschenrechte.

 

Wie oft habe ich das in letzter Zeit und in den letzten Monaten gehört: Was wollt ihr denn eigentlich noch? Heiraten dürft ihr ja eh schon, und jetzt dürft ihr sogar auch noch Kinder adoptieren!

 

Ich meine aber, die Ereignisse dieser Woche haben uns ganz klar gezeigt: Unsere Rechte sind sehr fragil, unsere Sicherheit ist brüchig, und es wird offenbar auch in Österreich noch nicht genug dafür getan, dass wir hier sicher leben können. Und wir wissen, woher die Gefahr kommt: Sie kommt von rechts, sie kommt von der FPÖ, sie kommt von Kickl, sie kommt von Orbán, von Putin und von Trump. (Zwischenruf von GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM.) Diese Männer machen den Weg frei für Hass, für Gewalt und Angst, und genau diese Menschen sind auch die Wegbereiter für die Hassverbrechen, die wir gerade in Österreich erleben. Sie bereiten mit Worten den Boden vor für diese Hate-Crimes.

 

Ich formuliere es einmal so an alle da draußen, die glauben, dass Transpersonen, queere Menschen oder Gender-Workshops an den Schulen schuld sind, dass es ihnen schlecht geht oder dass das ein Angriff auf unsere Werte ist: Schuld sind nicht die schwulen Menschen und auch nicht die Workshops, sondern es sind Menschen wie Kickl, Orban und Trump und Parteien wie die FPÖ, die unsere Demokratie verachten, die unsere Demokratie am liebsten abschaffen wollen, die Politik auf den Schultern der Schwächsten machen und die unsere Gesellschaft spalten wollen, nur um ihre eigene Macht zu erhalten. Lasst euch nicht einlullen von diesen Scheingefechten auf dem Rücken der Schwächsten in unserer Gesellschaft! (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN sowie von GR Ömer Öztas.)

 

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