Gemeinderat, 68. Sitzung vom 23.04.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 116
für „Raus aus Gas“ ist natürlich die Fernwärme. Die Fernwärme wird auf der einen Seite stark ausgebaut, wir haben einen Turbo in vier Pioniergebieten: im Alliiertenviertel, in der Gumpendorfer Straße, in der Rossau und beim Hugo-Block gestartet mit 50 Millionen EUR Investitionen nur in den beschleunigten Ausbau durch die Wien Energie. Wir arbeiten aber auch mit Riesenschritten daran, die Fernwärme selbst zu dekarbonisieren. Die tiefe Geothermie ist dafür ein sehr spektakuläres Beispiel. Ende letzten Jahres haben die Bohrungen zum Heißwasservorkommen, dem so genannten Aderklaaer Konglomerat, gestartet, 2027 soll es in Betrieb gehen. Das Ziel ist, klimaneutrale Fernwärme für bis zu 200 000 Haushalte zu erreichen. Das sind Größenordnungen, die wir auch noch mit Großwärmepumpen erreichen werden, die Großwärmepumpe beim Kraftwerk Simmering, die Großwärmepumpen bei der Kläranlage sind dafür ein sehr spektakuläres Beispiel.
Last, but not least, wenn man schon von spektakulären Beispielen und von Zielen, die wir in dieser Periode erreicht haben, reden möchte, dann muss man von der Sonnenstromoffensive reden. Wir haben uns Anfang 2021, als wir das ausgerufen haben, nicht mehr und nicht weniger vorgenommen, jedes Jahr bis Ende 2025 so viel Photovoltaikanlagen zu errichten wie in den vorangegangenen 15 Jahren zusammen. Es ist geschafft worden, wir haben die damalige Leistung verfünffacht, wir können 72 000 Haushalte mit Sonnenstrom versorgen. Das ist ein ordentliches Beispiel dafür, wie es gehen kann und dass wir in Wien unsere Ankündigungen auch wahrmachen, manchmal sogar deutlich schneller als ursprünglich geplant.
Der Boom geht weiter, wir haben im letzten Fördercall so viele Förderanfragen für neue Photovoltaikanlagen gehabt wie noch nie, es gibt auch neue innovative Angebote, wie beispielsweise den 1, 2, 3 Sonnengutschein für gemeinschaftliche PV-Anlagen.
Das alles war der Versuch einer sehr, sehr kurzen Tour d’horizon, die man mit einem Satz zusammenfassen kann: Wiener Klimapolitik wirkt.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der SPÖ. - GR Dr. Obrecht, bitte.
GR Dr. Sascha Obrecht (SPÖ): Herzlichen Dank an den Herrn Stadtrat für die Schilderung der beeindruckenden Vielzahl an Projekten, die in der Klimapolitik in dieser Stadt passieren und die auch zeigen, wie zentral uns das Anliegen ist.
Meine Zusatzfrage richtet den Blick ein wenig in die Zukunft: Wir sind im dritten Jahr der Rezession. Wir erleben, dass die öffentlichen Haushalte massiv unter Druck stehen. Das trifft nicht nur Wien, das trifft den Bund, das trifft die anderen Bundesländer und die Gemeinden. Die Frage ist ganz konkret: Wie geht es in Zukunft weiter? Werden wir diesen ambitionierten Plan praktisch weiterführen?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Erstens einmal muss man sagen, wenn Politik das Ziel hat, das Leben der Menschen zu verbessern und nicht nur heiße Luft zu verbreiten, dann muss man natürlich in diesem Zusammenhang sagen, es muss weiter gehen, weil ja der Grund derselbe ist. Der Grund, warum wir raus aus Gas wollen, ist, weil Wege aus dem fossilen Zeitalter die Grundlage dafür sind, dass die Lebensqualität der Wiener und Wienerinnen hoch bleiben kann, nicht nur heute, sondern auch morgen und übermorgen. Insofern führt Klimaschutz immer zu Lebensqualität, und ganz besonders gilt das natürlich für die Energiewende, weil jeder verbrannte Liter Öl, jede Gastherme CO2 erzeugen und damit auch die Luft verpesten. Im Umkehrschluss heißt unser Programm, sauberere Luft. Aber auch Leistbarkeit spielt eine große Rolle. Wenn wir Energie vermehrt zu Hause produzieren, sind wir vom wackeligen internationalen Energiemarkt unabhängiger und verbrauchen insgesamt weniger.
Last, but not least, Sie haben die Rezession angesprochen, gerade die Energiewende führt zu einem starken Impuls für die lokale Wirtschaft und zu einer starken Wertschöpfung vor Ort. Es ist also ein Gebot der Stunde, genau damit weiterzumachen, aber natürlich auch neue Schwerpunkte zu setzen.
Was werden die neuen Schwerpunkte sein? Nun, auf der einen Seite sehen wir ein großes Thema, das immer mehr Bedeutung gewinnen wird, das ist die Kühlung im Sommer. Wir haben ja bereits im Zuge von „Raus aus Gas“ einen Prozess etabliert, wo alle beteiligten Dienststellen an Maßnahmen arbeiten, welche die Sommertauglichkeit von Gebäuden erhöhen sollen und das möglichst energieeffizient und stadtbildtauglich. Kühlung wird ein großer Schwerpunkt im „Raus aus Gas“-Programm sein.
Ein weiterer großer Fokus wird das Thema Nahwärme sein, da haben wir in Wien wirklich große Potenziale, die wir vor allem auf Grund von bestehenden bundesrechtlichen Hemmnissen nicht gehoben haben. Aber im Regierungsprogramm auf Bundesebene wurde genau da eine Anpassung angekündigt, das heißt, für uns ist das ein Grund, uns auf diesen Bereich in den nächsten Jahren verstärkt zu konzentrieren.
Last, but not least, geht es natürlich auch darum, mit Weitblick und mutigen Ansagen klarzumachen, wir haben Vorteile, von denen alle Wienerinnen und Wiener profitieren können. Sonnenstrom ist ein gutes Beispiel, der verbessert unsere Luft, macht Strom leistbar und führt zu weniger Energieverbrauch. Aber auch der Umstieg von Gasheizungen auf Wärmepumpen ist ein gutes Beispiel. Was viele nicht wissen, ist, eine Wärmepumpe kann beispielsweise im Sommer auch kühlen, und das bedeutet daher mehr Lebensqualität.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. - Herr GR Ing. Guggenbichler, bitte.
GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat. Vielleicht können Sie sich erinnern, im Jahr 2011 waren Sie noch als Gemeinderat Mitglied des Umweltausschusses. Da habe ich hier in
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