Gemeinderat, 68. Sitzung vom 23.04.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 116
diesem Haus einen Antrag gestellt zum Ausbau von erneuerbaren Energien, Photovoltaikanlagen auf Gemeindebauten und Amtshäusern. Da haben die SPÖ und die GRÜNEN leider dagegen gestimmt. Ich glaube, wenn Sie damals schon so weitsehend gewesen wären, wären wir heute in einer ganz anderen Situation, was den Ausbau von Photovoltaik und erneuerbaren Energien betrifft. Offensichtlich haben Sie damals den Zahn der Zeit nicht erkannt, dass das die Zukunft sein wird. Jetzt sind Sie in einer Situation - da haben Sie heute schon ganz massiv darüber gesprochen -, dass Sie massiv ausbauen, und das auf Kosten der Bürger. Wenn wir da vor 15 Jahren begonnen hätten, hätte man das sanft machen können, hätte die Netze schön langsam nachziehen können.
Wir haben auch die Situation, dass die Netzkosten im heurigen Jahr massiv gestiegen sind, was besonders die Senioren betrifft, die Wiener Bürger im Gemeindebau, was jeden Stromnutzer in Wien betrifft. Die Steigerungen sind ganz, ganz, ganz weit über der Inflationsrate und auch ein Inflationstreiber.
Herr Stadtrat, Sie wissen auch ganz genau, dass der Netzausbau auf Grund der Systematik der erneuerbaren Energien notwendig ist, und ich frage Sie jetzt, wie viel werden Sie die Bürger in Wien zukünftig weiterbelasten mit dem Ausbau Ihrer Photovoltaikanlagen?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Das ist sehr schwer, die Frage zu beantworten, die schlicht und einfach auf einer völligen Fehlannahme aufbaut. Es ist so, dass der Ausbau von Photovoltaik Energie leistbarer macht. Die Sonne schickt keine Rechnung und für jeden Wiener, jede Wienerin, der oder die eine Photovoltaikanlage hat und rechnen kann, lässt sich darstellen, dass sich eine Investition in eine Photovoltaikanalage in sehr, sehr wenigen Monaten - wir sprechen von einem Break-Even von ungefähr sieben Jahren - schon rechnet und das ohne eine Förderung. Wir fördern aber zusätzlich in Wien auch ganz besonders in Bereichen, wo es schwieriger ist. Ein solcher Bereich sind beispielsweise Gründachförderungen, ein anderer Bereich ist - ich habe es schon kurz erwähnt - der 1, 2, 3 Sonnengutschein, wo es darum geht, dass man in Mehrparteienwohnhäusern unterstützt, indem die Stadt einen Gebäudecheck zahlt, der eben ausgibt, wie viel Strom dort geerntet werden kann, was das Dach braucht et cetera. Wir unterstützen nicht nur dabei, wir unterstützen auch bei der Entscheidungsfindung und beim Suchen von Betrieben, die das dann machen.
Das Thema Netzausbau für erneuerbare Energie ist ein großes Thema, im Übrigen in Österreich und im Österreichvergleich das geringste Thema in Wien, weil das Netz, das die Wiener Netze haben, ein sehr, sehr stabiles und sehr, sehr dichtes ist. Aber natürlich ist auch für den Ausbau an oder die höhere Notwendigkeit von Strom beispielsweise für Wärmepumpen für die Energiewende vorgesorgt.
Wir bemühen uns aber auch, als Stadt netzdienliches Verhalten zu belohnen, beispielsweise durch eine Förderung von Stromspeichern, die wir jetzt schon im Rahmen der Photovoltaik-Offensive fördern.
Last, but not least, möchte ich schon noch einmal darauf hinweisen, worum es da geht: Ich kann mich noch sehr gut erinnern, was wir 2021 gehört haben, als wir gesagt haben, Sonnenstromoffensive verfünffachen. In erster Linie haben wir gehört, ja, das ist Ankündigungspolitik, unmachbar. Wir haben diese Verfünffachung deutlich vor der Zeit geschafft, 72 000 Haushalte sind momentan schon mit Sonnenstrom versorgt, das sind 54 000 Tonnen CO2, die wir einsparen, und das Ziel ist natürlich, noch etwas draufzulegen. Drauflegen heißt, unser Ziel ist 800 Megawatt Peak aus der Sonne erzeugter Strom, von dem die Wienerinnen und Wiener profitieren können, der auch die Energiepreise stabiler macht und der uns insgesamt in Wien, aber auch in ganz Österreich unabhängiger macht von ausländischen fossilen Energieträgern. (Beifall bei der SPÖ und von GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bevor wir zur 3. Zusatzfrage kommen, begrüße ich bei uns im Gemeinderat Schülerinnen und Schüler der Stella International School in Wien. Recht herzlich willkommen im Wiener Gemeinderat! (Allgemeiner Beifall.)
Die 3. Zusatzfrage kommt von den NEOS. - GR Dipl.-Ing. Dr. Gara, bitte.
GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Guten Morgen, Herr Stadtrat, vielen Dank für die Ausführungen zu einer, glaube ich, sehr, sehr wichtigen Initiative, die wir in den letzten viereinhalb Jahren geschafft haben, in Richtung Dekarbonisierung des Wiener Energiesystems auf dem Weg zur Klimaneutralität.
Die Dekarbonisierung des Wiener Energiesystems wird auch zu einer Veränderung führen, insofern, als dass wir mehr Strom brauchen und weniger Gas. Wir gehen ja sowieso raus aus Gas. Der Schlüssel ist allerdings immer das Thema der Energieeffizienz. Denn die beste Energie ist immer die, die man nicht braucht, und das ist auch die günstigste. Vor diesem Hintergrund, welche Projekte wurden in diesen letzten Jahren im Bereich der Energieeffizienz initiiert und auch erfolgreich umgesetzt, die Wien dazu geführt haben, dass wir deutlich weniger Energie verbrauchen, als das beispielsweise in anderen Bundesländern der Fall ist?
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ich habe es vorher schon kurz erwähnt, die Bilanz - die wirklich beeindruckend ist -, dass in Wien über ein Drittel des Energieverbrauchs pro Kopf eingespart wurde, ist schon das beste Beispiel für die Beantwortung der Frage. Das bringt den BürgerInnen etwas, weil ja jede eingesparte Kilowattstunde auch eine Kilowattstunde ist, für die man weniger zahlen muss. Also Energieeffizienz ist unmittelbar ein Beitrag fürs Börsel, für die Leistbarkeit. Was wir da in Wien so vorgelegt haben, ist schon auch ein Beispiel dafür, dass wir eben an mehreren Rädern zugleich drehen.
Ich darf vielleicht die sechs aus meiner Sicht wesentlichsten Bereiche erwähnen: Das ist auf der einen Seite - das ist jetzt schon zur Genüge besprochen worden - der
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