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Gemeinderat, 68. Sitzung vom 23.04.2025, Wörtliches Protokoll  -  Seite 53 von 116

 

in der Ukraine und der explodierenden Inflation von fast zehn Prozent die Baukosten explodiert sind und dass dann natürlich schon geplante und geförderte Bauvorhaben einfach nicht realisiert worden sind. Das ist kein Versäumnis der Stadt Wien, aber was wir gemacht haben, ist, dass wir im Wohnbauressort selbstverständlich darauf reagiert haben. Wir haben die Förderungssätze erhöht und auch mit zinslosen Darlehen eine Attraktivierung gemacht. Ich kann Ihnen sagen - ich bin in der Bauwirtschaft -, wenn es den gemeinnützigen, sozialen Wohnbau in Wien nicht geben würde, dann würden wir keine Wohnungen mehr bauen. Das sind diejenigen, die uns jetzt über Wasser halten. Als Betriebsratsvorsitzender und auch weil ich mir Sorgen mache um die Arbeitsplätze und darüber, wie viele Leute beschäftigt sind, weiß ich, dass in Wien wenigstens Projekte realisiert und gebaut werden - wenn man jetzt herumfährt, sieht man auch die Kräne, ob man in die Meischlgasse fährt, ob man in die Berresgasse im 22. Bezirk fährt -, während die Kolleginnen und Kollegen in Niederösterreich und in den anderen Bundesländern komplett vor einer großen Herausforderung stehen. Das sollte man bitte nicht vergessen, und in diesem Zusammenhang ist zu sehen, was Wien in diesem Bereich leistet.

 

Wichtig ist mir auch, zu erwähnen, wie dieser ganze Stadtentwicklungsplan passiert ist. Das ist sehr wichtig, weil sonst im Raum stehen bleibt: keiner war involviert; wir wissen nicht, wer dabei war; das war im stillen Kämmerchen. - Das wurde so realisiert, dass es Arbeitsformate, mehrtägige Klausuren, Arbeitsgruppen, Fachexpertisen, Workshops gab. (GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Wer war da dabei?) Interviews wurden durchgeführt. Alle relevanten Fachressorts waren vertreten. VertreterInnen aus den Bereichen Planung, Wohnbau, Wirtschaft, Wissenschaft, öffentliche Institutionen, Gebietskörperschaften in verschiedenen Settings wurden einbezogen. Ich habe mir erlaubt, eine Liste von denjenigen, die bei diesen Gruppen dabei waren, zu erstellen. Da steht: der Österreichische Verband der Immobilienwirtschaft; die ARE, die Austrian Real Estate GmbH, das ist ein großer Bauträger; der Österreichische Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen, da ist Kollege Michael Gehbauer dabei gewesen; die Kammer für Ziviltechnikerinnen und Ziviltechniker; FCP Fritsch, Chiari & Partner, ein ganz großer Planer, Michaela Mischek, Bauträger; Lukas und Lang - Building Technologies, die ja sehr viel im Holzbau machen; BauXund Forschung; Rosinak & Partner. Ich kann die Liste ganz, ganz lange fortsetzen.

 

Man kann es auf den Punkt bringen, denn es gibt ein sehr schönes arabisches Sprichwort oder eine Weisheit - ich entschuldige mich jetzt schon bei denjenigen, die das Protokoll schreiben oder bei der Stenografin, ich glaube, nur Kollege Karim Rihan wird es verstehen, aber er ist gerade nicht im Saal. (Der Redner zitiert das Sprichwort auf Arabisch und übersetzt es dann wie folgt.) Die Kunst, eine Frage richtig zu stellen, beinhaltet schon die Antwort.

 

Wenn wir die Fragen richtig stellen: Was sind unsere Herausforderungen? Was sind unsere Probleme der Zukunft? Dann wissen wir, in welche Richtung es geht. Ich kann mich an eine herrliche Erfahrung erinnern. Ich war einmal in Dubai, und wir haben uns mit Freunden getroffen, und die haben gesagt: Ja, wir sind eigentlich glücklich, das ist eine super Stadt. Auf die Frage, ob wirklich alles super sei, hat er gesagt: Na ja, das Problem ist, die Mieten sind nicht leistbar, das ist ein Problem. - Okay, wie löst ihr das? - Na ja, wir sind ausgewichen in das nächste oder übernächste Emirat, dort ist es ein bisschen billiger. - Okay, dann ist das eh gelöst. - Na ja, ganz gelöst ist es nicht, weil, um in die Arbeit zu fahren, stecke ich jeden Tag am Hinweg eineinhalb Stunden im Stau und am Rückweg zwei Stunden im Stau. Das heißt, das Wohnen ist eine Sorge, Mobilität ist eine Sorge. - Ja, okay, und warum nützt du nicht den öffentlichen Verkehr? - Weil er nicht gescheit ausgebaut ist. - Und sonst gibt es keine Sorgen? - Oja, die soziale Infrastruktur ist eine Katastrophe. Ich muss meine Kinder in den Kindergarten führen, es gibt keinen Kindergarten ums Eck; abgesehen davon kostet das irrsinnig viel. Und wenn die Kinder dann irgendwann einmal studieren wollen, müssen sie das Land verlassen, weil es keine Universität gibt. Und die Gesundheitsversorgung ist auch nicht billig, und, und, und, und.

 

Einmal die Fragen stellen und dann entscheidet man sich. Zu Fuß kann man auch nirgends gehen. Ich kann mich erinnern, ich war mit Kollegen Woller in Riad bei der UNESCO-Weltkulturerbekonferenz, und wir wollten Datteln kaufen. Er hat gesagt: Na, da vis-à-vis ist ein Geschäft, und ich habe gefragt, wie ich hinüberkomme. Jemand hat gesagt: Fahren Sie mit dem Taxi. Man hat keine Chance, diese Autobahn mitten in der Stadt zu überqueren, man kann nicht hinübergehen. Man muss ein Taxi nehmen, das einen bis zur nächsten Kreuzung bringt, einen auf der anderen Seite aussteigen lässt. Das sind halt die Beispiele, die wir wirklich sehen.

 

Ich möchte auch die Gelegenheit nützen, mich bei allen Kolleginnen und Kollegen, die da mitgearbeitet haben, zu bedanken, stellvertretend für alle bei der MA 18, bei Kollegen Horak und all seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die da wirklich Tolles geleistet haben.

 

Ich möchte mich bei dir, lieber Erich, bedanken. Wer dich kennt, vermisst dich in fachlicher Natur, in deiner lieben Art, auch in deiner lieben streitvollen Art. Es war eine Freude, mit dir hier all die Jahre zu arbeiten. Ich habe vorhin erwähnt, wir sind die zwei ältesten in diesem Ausschuss. (GR Erich Valentin: Man sieht es uns nicht an!) - Man sieht es uns nicht an, ja! Herzlichen Dank für alles!

 

Ich möchte mit einem Satz schließen, den ich auch damals beim letzten Stadtentwicklungsplan gesagt habe, als wir das mit den GRÜNEN noch beschlossen haben. Es geht um Visionen. Eine Gesellschaft, die sich keine Visionen leistet, hinterlässt eine Generation ohne Perspektiven, und das wollen wir nicht.

 

In diesem Sinne bitte ich Sie, diesem Plan zuzustimmen und bedanke mich, dass Sie mir zugehört haben. - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Gara. - Sie sind am Wort.

 

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