Gemeinderat, 68. Sitzung vom 23.04.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 116
wild und wir waren voller guter Ideen. Und wir hatten damals einen großartigen Bezirksvorsteher, den Rudi Bergen, der das auch alles mitgetragen hat, also teilweise miterlitten hat, weil er hat dauernd irgendwelche Sachen verteidigen müssen, die halt manchmal nicht so lustig zum Verteidigen waren.
Wir haben viel bewegt in dieser Zeit in der Bezirksvertretung, wir waren der erste Bezirk, der ein Bezirksentwicklungsprogramm beschlossen hat. Das war wirklich ein dickes Papier mit 40 Seiten. Wir haben alles hineingeschrieben, was wir uns irgendwie nur vorstellen haben können an Wünschen für den 3. Bezirk. Das Schöne ist, 25 Jahre später waren alle Punkte des Bezirksentwicklungsprogramms aus den 1980er-Jahren umgesetzt, von der Volkshochschule Landstraße bis zur Unterführung der Löwengasse. Wir haben damals wahnsinnig viel Verkehrsberuhigung betrieben. Wir haben einfach Gassen abgedreht, die Neulinggasse, die Beatrixgasse, den Kolonitzplatz. Man kann sich heute überhaupt nicht mehr vorstellen, wenn man das sieht, dass damals dort viel Durchzugsverkehr durchgefahren ist. Wir haben im Hörnesviertel damals 120 Bäume gepflanzt und 250 Parkplätze verloren. (Beifall bei den GRÜNEN und von Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima.)
Also, meine lieben Freunde von den GRÜNEN, wir waren damals wirklich grün. Damals hat es die GRÜNEN noch nicht gegeben. (StR Peter Kraus, BSc: Aber dich!) Wir waren damals so grün, dass wir 120 Bäume gepflanzt haben. Ich habe es jetzt nachgezählt, es sind tatsächlich noch alle da und sie sind alle jetzt schon so groß, dass sie so hoch wie der 3. Stock sind. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
Diese Zusammenarbeit mit dem Rudi Schicker, dem Rudi Zabrana und dem Rudi Bergen hat nicht nur dazu geführt, dass wir wahnsinnig viel für den 3. Bezirk erreicht haben, sondern es ist eine lebenslange Freundschaft daraus entstanden. Wir spielen seit 40 Jahren einmal im Monat Tarock, die drei Rudis und ich. Ich sage es jetzt ganz ehrlich, das sind Sperrtermine, da gibt es keine Bürgermeistervertretung, wenn wir unsere Tarocktermine haben. Und ich bin sehr glücklich, dass heute der Rudi Schicker und der Rudi Zabrana hier sind. Ich freue mich, dass es dem Rudi Bergen mit 94 Jahren wahnsinnig gut geht, dass er so gesund und aktiv ist, dass er heute keine Zeit hat. Er hat gesagt, dass er Termine hat und das hätte er wissen müssen, dass er heute kommen soll, weil er heute Familientermine hat. Daher ist er jetzt leider nicht da. Aber ich bin sehr glücklich, dass es ihm mit 94 Jahren so gut geht.
Nun, nach zehn großartigen Jahren in der Bezirksvertretung Landstraße wurde ich dann am 16. Dezember 1988 das erste Mal im Gemeinderat angelobt, als unmittelbarer Nachfolger des legendären Umweltministers Dr. Kurt Steyrer. Ich kam damals in den Gemeinderatsausschuss Wohnen. Stadtrat war Rudi Edlinger, Ausschussvorsitzender Werner Faymann, und ich bin gleich vom Rudi - das war so seine Art und Weise - zum Reden eingeteilt worden. Ich habe dann im Jänner 1989 meine erste Rede im Wiener Landtag gehalten zum WWFSG 1989, dem Wiener Wohnbauförderungs- und Wohnhaussanierungsgesetz 1989. Ich gebe es zu, ich hatte so etwas von keine Ahnung von diesem Gesetz und ich habe echt Blut geschwitzt vor meiner ersten Rede. Weil sie haben das jahrelang vorher verhandelt auf Beamten- und politischer Ebene, und ich bin dazugekommen, als es fertig war, und ich habe dann gleich die Rede halten müssen. Ich habe Gott sei Dank einen guten Freund gehabt, den damaligen Leiter der Magistratsabteilung 50, Dr. Peter Heindl, und er hat mir ziemlich viel Nachhilfe gegeben, und so habe ich dann meine perfekt vorbereitete Rede letztlich gut zur Verlesung gebracht. Also es war damals eher eine Verlesung als eine Rede.
Mir war damals nicht bewusst, dass das WWFSG 1989 ein Meilenstein in der Geschichte der Stadt Wien ist und dass er noch immer die Basis für die großartige Wohnbaupolitik und für den sozialen Wohnbau in dieser Stadt ist und dass das Gesetz heute noch gilt.
Es hat mich immer sehr gefreut, die Ausstellung über den sozialen Wohnbau, die Michael Ludwig ja noch als Wohnbaustadtrat initiiert hat, international präsentieren zu können. Da kommt das WWFSG 1989 immer vor. Und das war zuletzt eine ganz besonders bedeutende Ausstellungseröffnung, nämlich in Nairobi bei der Konferenz der UN-Habitat.
Nun, damit meine politische Karriere nicht zu einfach verläuft, habe ich dann 1991 mein Gemeinderatsmandat gleich wieder verloren. Damals haben im 3. Bezirk zwölf Stimmen gefehlt, von 36 000 Stimmen im 3. Bezirk. Also mir liegt es jetzt auf der Zunge zu sagen, wie knapp das war. Aber angesichts der Tatsache, dass ich jetzt zum Schluss keinen Ordnungsruf provozieren möchte, sage ich nicht, wie knapp es war. Aber es war wirklich knapp. (Heiterkeit bei der SPÖ.)
So kam ich im Dezember 1991 in den Bundesrat. Ich war 15 Monate als Vertreter Wiens im Bundesrat und befand mich da jedenfalls in wahnsinnig guter Gesellschaft, weil nämlich alle wichtigen politischen Vertreter dieser Republik und dieser Stadt vorher im Bundesrat waren, unter anderem drei Bundespräsidenten und sieben Wiener Bürgermeister, unter anderem unser Bgm Michael Ludwig. Daher habe ich auch diese Zeit dort dann wirklich gut absolviert.
Nun, ein Unglück kommt selten allein. 1993 kommt das neue Ergebnis der Volkszählung. Peter Kostelka war gerade Staatssekretär, und er hat verlautbart, Wien hat weniger Einwohner als Niederösterreich und das zwölfte Bundesratsmandat geht von Wien an Niederösterreich. Und jetzt könnt ihr euch schon vorstellen, wer am zwölften Mandat gesessen ist, nämlich ich. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Also so habe ich dann auch das Bundesratsmandat verloren. Ich bin dann freundlicherweise in Ottakring aufgenommen worden. Im März 1993 habe ich ein Mandat vom Wahlkreis Ottakring bekommen. Dank an den damaligen Ottakringer Parteivorsitzenden Alfred Barton. So wurde ich dann ein paar Jahre lang Ottakringer Abgeordneter und war wieder im Gemeinderat.
Im März 1993 kam ich dann im Gemeinderat erstmals in den Kulturausschuss, dem ich nun tatsächlich
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