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Gemeinderat, 68. Sitzung vom 23.04.2025, Wörtliches Protokoll  -  Seite 61 von 116

 

32 Jahre angehört habe, und das war eine großartige Entscheidung, denn was kann es Besseres geben, als in dieser wunderbaren Kulturstadt Wien Mitglied des Kulturausschusses zu sein? Michael Ludwig war ja auch lange Zeit mein Stellvertreter im Kulturausschuss. So schön die Zeit im Wohnbauausschuss auch war, die Arbeit im Kulturausschuss war noch schöner. Sorry liebe Kathi (Der Redner richtet sich an VBgm.in Kathrin Gaál.), sorry lieber Michael (Der Redner richtet sich an Bgm Dr. Michael Ludwig.), aber jede noch so mittelmäßige Theateraufführung war mir noch immer lieber als jede erstklassige Mieterversammlung. (Beifall bei SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN. - Allgemeine Heiterkeit.)

 

In den 32 Jahren im Kulturausschuss habe ich wirklich viel Großartiges gesehen. Ich durfte vieles in der Kunst- und Kulturwelt kennenlernen, was ich mir als Sohn eines Eisenbahners und einer Krankenschwester aus dem Gemeindebau in Erdberg eigentlich nie erträumen hätte können. Ich habe mir da sehr viel angeschaut, ich war eigentlich fast täglich im Theater. Ich habe irrsinnig viel gesehen und Großartiges aufgesogen aus der Kulturstadt Wien. Ich war dann lange Zeit Vorsitzender des Kulturausschusses, Kultursprecher der Wiener SPÖ, habe insgesamt die Freude gehabt, mit vier Kulturstadträten sehr gut zusammenzuarbeiten, mit Ursula Pasterk, Peter Marboe, Andreas Mailath-Pokorny und dann auch noch mit Veronica Kaup-Hasler.

 

Man fragt sich ja dann, was hat man in 32 Jahren gemacht? Was bleibt da übrig? Ich bin dann in mich gegangen und habe mir gedacht, das muss doch möglich sein, herauszufinden, was ich jedes Jahr gemacht habe. Und ich habe es tatsächlich geschafft, dass ich für jedes dieser 32 Jahre ein Projekt gefunden habe, über das ich jetzt kurz reden möchte. Herr Vorsitzender, wie lange ist meine Redezeit? (Allgemeine Heiterkeit.) - Nein, ich habe den Wink verstanden. Ich werde 30 Seiten meiner Rede in die Mappe der ungehaltenen Reden geben und mich auf drei Projekte beschränken, die mir besonders wichtig sind in meiner kulturellen Hitparade.

 

Das erste ist die Umwandlung des Theaters an der Wien in das Opernhaus der Stadt Wien. Es war im Jahr 2000. Bgm Michael Häupl hat mich damals als Kultursprecher gefragt und gesagt: Heast, Ernstl, hast du irgendeinen Vorschlag, was wir ins Wahlprogramm der Wiener SPÖ schreiben können, ins Kulturkapitel? Kulturstadtrat war damals Peter Marboe, den konnten wir schwer fragen. Dadurch habe ich dann gesagt, natürlich habe ich eine Idee. Ohne nachzudenken habe ich vorschlagen, dass das Theater an der Wien ab dem Mozartjahr 2006 Opernhaus wird. Das Theater an der Wien war nämlich damals Musicalhaus. Es waren viele in dieser Stadt so wie ich der Meinung, dass es eigentlich nicht das Beste ist, im besten Haus dieser Stadt, im Haus mit der besten Akustik dieser Stadt, wo Beethoven gelebt und gewirkt hat, wo Beethoven-Uraufführungen stattgefunden haben, unter anderem „Fidelio“, dass man da elektronisch verstärktes Musical zeigt. Und so kam der Vorschlag, das Theater an der Wien in ein Opernhaus umzuwandeln, in das Wahlprogramm der Wiener SPÖ.

 

Die SPÖ hat die Wahl gewonnen, mit absoluter Mehrheit. Was machen wir dann? - Wir setzen das um, was wir versprochen haben. So wurde 2006 tatsächlich das Theater an der Wien Opernhaus. Dank an die damals Verantwortlichen, Bgm Häupl, an Finanzstadtrat Rieder - das hat ja viel Geld gekostet - und an Kulturstadtrat Andi Mailath-Pokorny. Und ich weiß nicht, ob der Roland Geyer da ist? - Ja natürlich, er winkt mir eh schon. Herzlich willkommen, Roland Geyer, der erste Intendant des Theaters an der Wien, der das 17 Jahre gemacht hat. Lieber Roland, du hast es am Anfang nicht geglaubt. Ich kann mich erinnern, wir sind im Café Landtmann, gesessen und haben gesagt, machen wir ein Opernhaus draus. Du warst damals am Anfang nicht so sicher, ob das funktioniert, aber es hat super funktioniert, und du hast als Intendant des Theaters an der Wien mit deinem Team eine einzige Erfolgsgeschichte geschrieben für die Stadt Wien, für die Kulturstadt Wien. Du hast einen Opernbetrieb im Stagione-Betrieb eingerichtet, auf höchstem künstlerischem Niveau. Opern, die selten gespielt wurden, wurden in Wien erstmals gespielt, von Monteverdi, über Barockopern bis zu zeitgenössischen Opern, mit dem großartigen Orchester der Stadt Wien, den Wiener Symphonikern, dem Radio-Symphonieorchester, dem Klangforum Wien und insbesondere fast immer mit dem grandiosen Arnold Schoenberg Chor. Also, ehrlich gesagt, wenn es keinen Grund gäbe hinzugehen, der Schoenberg Chor ist allein schon Grund genug hinzugehen, sie sind einfach grandios. So war es für mich eigentlich die größte Freude, in diesen Jahren Aufführungen im Theater an der Wien besuchen zu können.

 

Und ich habe nachgeschaut - ich bin ein Sammler, ich sammle Bücher, das verbindet mich mit dem Bürgermeister -, wie viele Opernaufführungen es waren. Es waren genau 148 Opernaufführungen, die ich in diesen 19 Jahren im Theater an der Wien sehen konnte, und sie waren einfach durchwegs großartig. Es fällt mir echt schwer, einzelne herauszuheben. Aber es waren sicher die Barockopern, die mich am meisten begeistert haben, Georg Friedrich Händels „Partenope“, „Serse“, „Saul“, „Rodelinda“. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich mittlerweile fast nur mehr Barockopern höre, wenn ich privat Musik höre.

 

Vor kurzem gab es einen herausragenden Erfolg unter der Intendanz von Stefan Herheim, die „Norma“. Meine Kulturstadträtin nickt. Das stimmt auch. Es gibt viele Städte in der Welt, die hätten gerne zwei Opernhäuser. Wir haben vier Opernhäuser, und dann haben wir noch eine Situation, dass in zwei Häusern gleichzeitig die „Norma“ gespielt wird. Es ist noch nicht lange her, da hat sich dann ganz Wien überlegt, welche „Norma“ war jetzt besser, die „Norma“ in der Staatsoper oder die im Theater an der Wien. So ist Wien, das ist das Besondere an der Kulturstadt Wien. Und ich brauche jetzt nicht zu erwähnen, die „Norma“ im Theater an der Wien war besser. (Heiterkeit bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Der zweite Punkt, den ich herausstreichen möchte, ist Kunst im öffentlichen Raum und zuerst Kunst in der U-Bahn. Für Kunst im öffentlichen Raum hat es früher

 

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