Gemeinderat, 68. Sitzung vom 23.04.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 116
überhaupt kein Budget gegeben, es hat keine Zuständigkeit gegeben. Daher war es so, wenn irgendjemand eine gute Idee gehabt hat, die ein bisschen Wohnbau war, ein bisschen Planung, ein bisschen Verkehr und ein bisschen Kultur, hat immer jeder Stadtrat den Kunstschaffenden zum anderen Stadtrat geschickt, und so sind die Künstler da immer zwischen diesen Stadträten herumgeschickt worden.
Es war tatsächlich meine Hartnäckigkeit, dass ich meinen damaligen Stadträten so lange auf die Nerven gegangen bin, bis sie gesagt haben, bevor der Woller jetzt noch einmal kommt mit der blöden Idee, wir brauchen ein Geld für Kunst im öffentlichen Raum, geben sie mir Geld, also nicht mir, aber der Kunst im öffentlichen Raum 400 000 EUR vom Wohnbaustadtrat Faymann, 400 000 EUR vom Planungsstadtrat Schicker und 400 000 EUR vom Kulturstadtrat Mailath-Pokorny, und so ist der Fonds Kunst im öffentlichen Raum entstanden, der nun ein sehr dichtes Netz an zeitgenössischer Kunst über alle Bezirke gelegt hat.
Es gab da eine Vorstufe, nämlich Kunst in der U-Bahn. Wir hatten damals ein tolles Team, das war der Direktor der Wiener Linien, Günter Steinbauer, Hans Hödl, Philipp Maurer und ich. Hans Hödl, den ich jetzt auch begrüßen möchte, sitzt irgendwo da, gesehen habe ich ihn schon. Ja, da ist er. Hans, Herr Prof. Hans Hödl, herzlich willkommen im Wiener Gemeinderat! Er war bei den Wiener Linien für Controlling zuständig, das heißt, er hat eigentlich die Aufgabe gehabt, auf das Geld zu schauen. Aber er war ein großer Kunstfreund und Visionär, und immer, wenn ihm bei den Wiener Linien beim Umbau von der U-Bahn ein bisschen ein Geld übriggeblieben ist - das ginge jetzt alles nicht mehr, aber damals ist das gegangen, Herr Finanzstadtrat -, haben wir Kunst realisiert. Hans Hödl hat immer gesagt, da hätten wir in einer U-Bahn-Station beim Sanierungsbudget einen Restposten, und dann haben wir uns überlegt, was wir dort für Kunst realisieren können. Wir, das waren meistens der Kurator Philipp Maurer von der Kleinen Galerie, ich war dabei und der Günter Steinbauer als Direktor der Wiener Linien hat das immer mitgetragen. Und am Schluss haben wir dann über viele Jahre hindurch über 30 Kunstwerke in der U-Bahn realisiert, die nun aus der heutigen Stadt Wien nicht wegzudenken wären. Ich sage immer, die Wiener U-Bahn ist das größte und großartigste Kunstmuseum dieser Stadt, noch dazu wahnsinnig billig - ein Euro pro Tag -, und wir sehen da großartige Kunstwerke im Vorbeigehen.
Wir hatten einmal ein Problem mit dem Karlsplatz, das war ein Problemplatz, mittlerweile ist es ein Kunstplatz, ein großartiger Kunstplatz. Wir haben dort einige großartige Arbeiten von Ken Lum, von Peter Kogler, von Ernst Caramelle, wir haben den Red Carpet Showroom für junge Kunst, und so ist der Karlsplatz momentan ein Herzeigeplatz für Kunst im öffentlichen Raum. Wir haben auch in den Außenbezirken großartige Kunst realisiert, konkret zum Beispiel Erich Steininger in der U3-Station Enkplatz und Michael Schneider in der U3-Station Johnstraße.
Ich komme zum dritten Bereich, Theater. Wien ist eine großartige Theaterstadt, und ich war wahnsinnig viel im Theater. Es fällt mir jetzt echt schwer, ein Theater hervorzuheben. Daher habe ich jetzt einen leichten Trick, ich muss ein paar Ex-aequo-Plätze vergeben. Ex aequo an dritter Stelle ist das Tanzfestival Impuls, das es seit 1984 gibt, seit 41 Jahren. Das Tanzfestival Impuls ist auch mein persönliches kulturelles Highlight im Sommer, das immer die Weltelite des internationalen zeitgenössischen Tanzes nach Wien bringt. Danke an den Karl Regensburger, der das 41 Jahre durchgetragen hat. Er wollte auch kommen, aber er hat einen Termin, also er kommt später, hat er gesagt. Karl Regensburger hat da ein großartiges Festival auf die Beine gestellt, und das 41 Jahre lang.
Für die Freien Gruppen ist es auch schwer, eine Gruppe hervorzuheben, ich möchte es trotzdem tun, nämlich die Gruppe netzzeit, die 35 Jahre lang gnadenlos Uraufführungen gebracht hat. Jede Oper, jedes Musiktheater, das da aufgeführt worden ist, ist extra geschrieben worden für dieses Festival und diese Freie Gruppe, und das auf höchstem künstlerischem Niveau in internationalen Kooperationen. Ich möchte da danken und auch begrüßen Michael und Nora Scheidl. Ihr habt nicht nur meinen Musiktheaterhorizont erweitert, sondern es ist auch eine sehr große persönliche Freundschaft entstanden.
Das dritte ist das Theater Rabenhof - Thomas Gratzer sitzt auf der Galerie -, mein geliebtes Gemeindehoftheater im Rabenhof in meiner Heimat Erdberg, wo ich aufgewachsen bin. Es war ein fast fünf Jahre langer Kampf, alte Josefstadt gegen die jungen Wilden der Wiener Theaterszene. Unsere Treffen damals waren legendär, ich kann mich erinnern, Andi Vitasek, Thomas Maurer, Thomas Gratzer, Karl Welunschek im Gasthaus zur Gruabn in der Unteren Viaduktgasse und später dann in der Kantine vom LAC-Platz in Erdberg, wo wir gesagt haben, die Josefstadt kriegt das nicht. Wir haben es tatsächlich geschafft, dass der junge Rabenhof geschaffen wurde. Die Basis dafür hat Karl Welunschek gelegt, er war wahnsinnig genug, dass er sich das zugetraut hat. Alle anderen haben gesagt, das ist eine gute Idee, aber mach’s du. Karl Welunschek hat gesagt: Gut, dann mach ich es. Ohne Subventionen hat er ein Theater hochgezogen, mit 26 Produktionen im Jahr und mit „Café Tamagotchi“ in der Regie von Georg Staudacher auch noch den Nestroy-Preis gewonnen. Leider sind sowohl der Georg als auch der Karl vor einigen Jahren verstorben. Aber dieses Gemeindehoftheater ist jedenfalls eine einzige Erfolgsgeschichte. Es wird jetzt schon seit einigen Jahren von Thomas Gratzer und Roman Freigaßner geführt, und ich bin sehr glücklich, dass es das gibt. Lieber Thomas, danke für eure Arbeit und fürs Kommen!
Zuletzt möchte ich noch ein kleines Theater im 3. Bezirk erwähnen, das für viele vielleicht sehr überraschend in der Hitparade der Theater- und Kultureinrichtungen ist. Es ist das Lilarum, das großartige Puppentheater in der Göllnergasse mit seinen fantastischen Puppen, Geschichten und Liedern. Das Lilarum hat mit
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