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Gemeinderat, 68. Sitzung vom 23.04.2025, Wörtliches Protokoll  -  Seite 76 von 116

 

In der Kinderpsychiatrie werden die Kinder abgewiesen. Obwohl sie mehrere Wochen stationär aufgenommen gehören, müssen sie immer wieder heim, in die prekären Situationen, in ihre Pflegeheime und so weiter. Das ist alles suboptimal und es fühlen sich die Eltern allein gelassen, wenn sie KinderärztInnen suchen. Wir hatten 2011 91 KinderärztInnen mit Kassenvertrag, jetzt sind es nur mehr 77. Da helfen auch, obwohl es eine gute Entwicklung ist, die Kinderprimärversorgungszentren nichts, die errichtet wurden, der Mangel ist einfach schon so groß, dass es wirkt, als wäre das alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein, meine sehr geehrten Damen und Herren.

 

Wir könnten auch über Wartezeiten auf MRTs reden, wenn sie gleichzeitig in den Spitälern ungenutzt bleiben. Da gibt es einfach Dysbalancen, die wirklich einmal angeschaut gehören und strukturell behoben werden müssten. Was wir da erleben, ist eine Situation, dass wir uns wirklich mitten in einer Zweiklassenmedizin befinden, und ich habe nicht das Gefühl, die Zweiklassenmedizin verkleinert sich, sondern sie wird immer prekärer und breitet sich immer weiter aus.

 

Eine Gruppe, die da in diesem System besonders benachteiligt ist, sind die Kinder, das habe ich schon erwähnt, aber auch Frauen und vor allem Menschen, die ärmer sind, die aus sozial-ökonomisch benachteiligten Verhältnissen kommen, in ärmeren Bezirken leben. Sie wissen es, die Lebenserwartung ist dafür ein ganz starker Beleg, wie es mit der Gesundheitsversorgung, mit überhaupt den sozialen Bedingungen ausschaut. Wenn es so ist, dass im 1. Bezirk die Menschen acht Jahre länger leben als beispielsweise in Floridsdorf, dann haben wir da einen Health Gap der Spitzenklasse, der in einer sozialen Stadt wie Wien wirklich dringend angegangen werden muss, um geschlossen zu werden.

 

Was wir GRÜNE uns wünschen, ist, dass die Lebenserwartung für alle hoch ist, dass alle so lange wie möglich gesund leben können und am besten gar nicht von Krankheit betroffen sind. Wir wünschen uns ein Comeback der Community Nurses, denn um die ÄrztInnen zu entlasten, braucht es ein Aufwerten der anderen Gesundheitsberufe und die Community Nurses sind dazu eine ganz wichtige und tragende Säule. Wir wünschen uns auch, dass das Projekt Gesund aus der Krise zur psychischen Gesundheitsstärkung von Kindern und Jugendlichen nicht ausläuft, sondern dass es weitergeht, in den Regelbetrieb kommt.

 

Wenn wir auf die Frauengesundheit schauen, dann gibt es so viele Bereiche, wo wir uns Verbesserung wünschen. Aber ein Bereich, der ganz wichtig ist, ist der bei der Geburt. Eins-zu-eins-Hebammenbetreuung ist Standard, und von diesem Standard sind wir ganz weit weg. Wir sind auch weit weg, dass Endometriose, die wahrscheinlich zehn Prozent der Frauen betrifft, rechtzeitig erkannt wird. Bis zu sieben Jahre dauert es nach wie vor, bis die Diagnose gestellt wird.

 

Also es gibt Bereiche, wo wir noch hinschauen müssen, nicht nur auf die OP-Wartezeiten, sondern auf viele andere gesundheitspolitische Fragen. Wir GRÜNE wünschen uns tatsächlich so etwas wie eine Wiener Behandlungsgarantie. Das Zielbild ist, innerhalb von 14 Tagen einen FachärztInnentermin zu bekommen und in Akutfällen, das muss einfach so sein, natürlich sofort versorgt zu werden, das ist unbestritten. Aber auch alle anderen sollten nicht länger warten müssen.

 

Wir wünschen uns bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege, die Abwanderung ist nach wie vor sehr stark. Eine 32-Stunden-Woche wäre für uns ein Idealbild und dazu auch die Anerkennung von Zusatzqualifikationen. Es wurde heute einiges erwähnt, aber auch da ist noch Luft nach oben.

 

Ich habe das soziale Thema angesprochen. Social Prescribing ist ein neuer Ansatz, der die Gesundheit weiterdenkt, der sie breiter denkt, das ist ganz wichtig. Auch da kann die Stadt Wien etwas tun, dass die Menschen nicht erst krank werden und nicht im teuren Spital aufschlagen, sondern schon vorher bestmöglich abgefangen und unterstützt werden.

 

Die Psychotherapie auf Kasse, ebenfalls ein ganz wichtiger Punkt, hat einiges dafür gemacht. (GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara: Stimmt, was hat der Rauch gemacht?) - Der hat einiges dazu gemacht, hat sie auch ausgeweitet, ja, aber natürlich ist noch mehr zu tun, Sie haben vollkommen recht. (GRin Dolores Mag. Bakos, BA: Danke, dass Sie …) - Es ist aber die Kasse, er ist nicht der Kassenchef, ich glaube, das ist Ihnen vielleicht auch noch nicht entgangen. (Zwischenruf bei den NEOS.) Kolleginnen und Kollegen der NEOS, Sie dürfen ja nach mir reden, Sie müssen nicht von der Seitenbank reinkeppeln.

 

Was wir uns auch wünschen, ist, dass Kinder-PVEs mehr an Fahrt gewinnen, genauso wie der Frauengesundheitskiosk. Es gibt jetzt einen im 10., wir wünschen uns, dass insbesondere in sozial benachteiligten Bezirken oder Grätzln so eine niederschwellige Anlaufstelle gebaut wird, und als weitere Frauenthemen anzugehen natürlich die Endometriose, ich habe sie schon erwähnt, und die Hebammen-Versorgung.

 

Das alles ist für uns kein Wunschzettel, sondern das sind ganz notwendige Verbesserungen für die Wienerinnen und Wiener, die sind machbar, die sind planbar, die sind mit politischem Willen auf die Beine stellbar. Denn Gesundheit darf keine Frage des Geldbörsels sein, keine Frage des Wohnortes - an die FPÖ gerichtet -, auch keine Frage der Herkunft und keine Frage des Glücks, sondern wir müssen eine sichergestellte Versorgung für alle ermöglichen.

 

Darum fordern wir einen Kurswechsel, meine sehr geehrten Damen und Herren. Gehen Sie weg von dieser reinen Symptombekämpfung, machen wir Ursachenanalyse, Ursachenbekämpfung, strukturelle Erneuerung.

 

Wir haben heute einen Antrag dazu eingebracht, stimmen Sie diesem zu. Wir sind damit dann auf einen richtigen Weg zu einer funktionierenden Gesundheitsversorgung, denn darauf haben alle Wienerinnen und Wiener ein Anrecht. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Maximilian Krauss, und ich erteile es ihm. - Bitte, Herr Gemeinderat.

 

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