Gemeinderat, 68. Sitzung vom 23.04.2025, Wörtliches Protokoll - Seite 85 von 116
gedacht habe, als die Gesundheitsreform von Minister Rauch war, die wirklich einiges bewirkt hat. Er hat aber in irgendeinem Fernsehinterview zu meinem Entsetzen gesagt, er weiß, wie schwierig das ist, die Finanzierung aus einer Hand zu erreichen, aber er glaubt auch, dass er das nicht machen wird, weil es so quasi nicht geht. Da war ich dann ein bisschen enttäuscht.
Wie man sieht, ist es bis jetzt auch nicht gegangen, aber ich glaube, dass es jetzt wirklich Zeit ist, das umzusetzen, dass man sich da zusammentun und eine Mehrheit dafür finden muss. Ich weiß natürlich, die fürchterlichen Strukturen, die föderalistischen Strukturen, das ist alles schwierig, aber man muss, wenn man will, dass das Gesundheitssystem so bleibt wie es ist. Es ist im Moment nicht schlecht, im Weltvergleich, auch im europäischen Vergleich, wird man nichts Besseres finden. Wir haben in manchen Bereichen auch große Mängel, das ist keine Frage, es gehört immer etwas verbessert. Die Zeit geht weiter, die Krankheiten werden andere, alles klar, aber ich glaube, dass man sich da jetzt wirklich einmal zusammenreißen und das umsetzen muss.
Wenn ich daran denke, wenn eine geplante Operation irgendwo war, und das ist teilweise immer noch so, dann ist man angeschaut worden: Ja, Sie brauchen eine Schilddrüsenoperation. Jetzt gehen Sie mit Ihrem Laborzettel, den ich Ihnen aushändige, hinaus in den niedergelassenen Bereich, machen dort Ihr Labor, machen bei einem niedergelassenen Radiologen ein Thorax-Röntgen und eine HNO-Begutachtung, das ist nämlich notwendig, und dann noch unter Umständen einen Ultraschall der Schilddrüse. Wenn Sie das alles haben, kommen Sie wieder.
Na, sehr lustig, wenn das jemand ist, der im Berufsleben steht, braucht der ein halbes Jahr, bis er alles hat. Das ist natürlich der Ausdruck von Nichtfinanzierung aus einer Hand. Denn sonst wäre es nämlich egal, wo das gemacht wird, weil das eben aus einer Hand ist. Deswegen ist das so wichtig, deswegen möchte ich auch alle aufrufen, sich in diesem Bereich in der Gesundheitspolitik zu engagieren.
Das Zweite sind natürlich auch die Doppelgleisigkeiten. Da kommt jemand mit einem fertigen Befund ins Krankenhaus und das wird nicht anerkannt, weil das Labor vor drei Tagen gemacht worden ist. Nein, das brauchen wir noch einmal. Na, hallo, warum? - Das ist absurd, wir leben in einer modernen Welt, wo nicht jeder das mit einem eigenen Gerät macht, das anders kalibriert ist. Ich bin überzeugt, dass durch diese Parallelitäten einfach sehr viel Geld versickert. Auch durch den Föderalismus, wenn man nicht über die Grenzen zusammenarbeitet, weil das eben nicht vorgesehen ist, weil das anders organisiert ist. Es ist also ganz, ganz wichtig, das anzugehen.
Ich glaube auch, dass die Lenkung der PatientInnenströme extrem wichtig wäre, und zwar gedacht als Hilfestellung und nicht als Bevormundung, das möchte ich immer wieder sagen. Es ist natürlich gescheit, wenn man eine Anlaufstelle hat, und von mir aus kann das der Hausarzt sein. Ich meine jetzt die Institution, die Hausarztordination, Kassenordination oder von mir aus auch die Wahlarztordination, eher mag ich das nicht, weil da müssen die Leute viel zahlen. Das kann auch eine Ambulanz sein, das kann in einem Ambulatorium sein, zum Beispiel im Gesundheitsverbund im Rahmen der ÖGK, da gibt es gute Ambulanzen.
Wenn man zum Beispiel als Hauptkrankheit die Zuckerkrankheit hat, den Diabetes, dann ist man immer dort und hat dort alle Untersuchungen, die man braucht oder wird von dort aus weitergeschickt, da rennt das wenigstens irgendwie zusammen. Was wir aber jetzt haben, ist ein totaler Wildwuchs. Jeder schaut, dass er irgendwo hingeht und dann wird er woanders geschickt und dann wird er wieder zurückgeschickt und dann wird er zum Internisten geschickt und dann wird er zu einem anderen Internisten geschickt und alle tun wiederbestellen.
Ich frage dann meine älteren PatientInnen auch oft: Was machen Sie sonst, außer zu Ärzten gehen? (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Sie sind ja arm, ich meine, das ist ja furchtbar, das ist ja schrecklich. Sie brauchen bei mir jetzt zum Beispiel erst in drei Monaten wiederkommen, nicht wöchentlich. Das ist jetzt meine Erfahrung als Ärztin. Das ist aber so ausgeartet. Das kostet ja überall etwas, und das Tragische ist, dass manche älteren Leute nicht mitkriegen, dass sie da bei einem Wahlarzt vorsprechen sollen.
Das sage ich jetzt mit Absicht, weil da so eine Kluft entsteht. Ältere Menschen sind meistens, vor allem, wenn sie krank sind, nicht so selbstbewusst, dass sie dann sagen, hallo, das interessiert mit nicht, ich will nicht zahlen. Ich würde da wieder gehen, danke, auf Wiedersehn, aber das machen die nicht. Dann müssen sie auch noch zahlen und dann werden sie wiederbestellt. Also das ist alles krank, das ist verrückt.
Das ist so, weil diese Lenkung nicht da ist, weil man die irgendwann aufgegeben hat. Man wollte es vielleicht leichter machen, dass man zu Ärzten kommt, aber das ist herausgekommen und das muss man wieder abstellen, mittels Digitalisierung, mit 1450. Wenn das richtig gut aufgebaut wird, kann das auch eine wirklich gute Hilfe sein und man kann sich dann darauf verlassen.
Am besten wäre es, dass man dann vielleicht auch gleich eine Empfehlung kriegt, wo man hingehen kann. Und dass man vielleicht für Leute, wo man merkt, sie kennen sich nicht so gut aus und sie können das nicht allein, vielleicht gleich einen Termin bucht. Das ist gescheit, glaube ich. So wie das FEM Med in Favoriten, nur in groß, auf alles ausgerollt, das wäre so die ideale Situation.
Was sich da abspielt an Parallelitäten, nämlich die Wahlärzte, die gleichzeitig Privatärzte sind: Die nennen sich ja nur gerne Wahlärzte, weil das besser klingt, weil da nicht so direkt herauskommt, dass man viel zahlen muss. Also ich sage immer Privatärzte zu denen. Ich bin froh, dass die Privatärzte jetzt ab 2026, dank der Gesundheitsreform Rauch, endlich - natürlich auch alle, die das ohnehin die ganze Zeit schon wollten, das muss man auch sagen, wir haben das immer angestrebt -auch dokumentieren müssen. Jetzt müssen sie es wirklich. (GRin Mag. Barbara Huemer: Das ist es!)
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