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Gemeinderat, 68. Sitzung vom 23.04.2025, Wörtliches Protokoll  -  Seite 86 von 116

 

Jetzt muss die Diagnose dokumentiert werden und die Leistung; und es muss Elga verwendet werden. Das ist schon wichtig. Denn dann kriegen wir auch Informationen aus dem niedergelassenen Bereich. Im niedergelassenen Kassenbereich gibt es das ja auch erst seit jetzt dann demnächst, dass sie die Leistungen erfassen müssen. Das heißt, wir haben von den Daten her in einem halben Tunnel gelebt oder überhaupt in einem totalen Tunnel. Die Datenqualität ist ja auch unter Umständen anzuzweifeln, weil das alles immer so nebenbei geschwind gemacht werden muss. Da macht man halt „Folgeuntersuchung“ und „Nachkontrolle“, sehr witzig, das sagt auch nicht viel aus.

 

Es gehört zum Beispiel auch ganz genau überlegt, wie man das anlegt, dass man wirklich zu einer Datenqualität kommt. Ich frage mich nämlich die ganze Zeit, auf welcher Basis diese Gesundheitsberichte entstehen. Na gut, da werden Leute interviewt, glaube ich (Heiterkeit bei der Rednerin.): Wie geht es Ihnen, haben Sie schon Krankheiten gehabt? Ich weiß es nicht, wie das geht, dass man da eine Grundlage bekommt, für epidemiologische Daten, mit denen man dann auch planen kann. Was brauchen wir in Zukunft, was brauchen wir unter Umständen in 20 Jahren? Damit man sich schon darauf vorbereiten kann, das wäre meiner Meinung nach extrem wichtig.

 

Eine Frage an den Stadtrat war: Werden die Leute, die dann in das Privatspital kommen, nach einer Zusatzversicherung gefragt? Die Antwort ist nein, und da bin ich auch überzeugt, dass das so ist. Nur da frage ich mich schon, wo leben wir eigentlich, denn die Frage nach der Zusatzversicherung ist ja allgegenwärtig, also besonders in der Orthopädie.

 

Die Orthopädie ist ja mein Steckenpferd, denn das ist überhaupt krank, was dort passiert. Arme Leute, die ein Hüftproblem und schon irrsinnige Schmerzen haben und erst so spät hinkommen, werden in die Privatordination vorgeladen, dort kann man sich nämlich anmelden. Ich weiß, welches Krankenhaus ich meine, es ist kein WIGEV-Krankenhaus, es ist auch nicht das Hanusch Krankenhaus. Dort wird dann wirklich gefragt: Haben Sie eine Zusatzversicherung? Die Person sagt dann nein und dann sagt man, oh je, das ist blöd, denn so hätte ich Sie gleich operieren können, ohne Zusatzversicherung geht es nicht gleich, da werden Sie ungefähr ein Jahr warten müssen.

 

So habe ich das authentisch berichtet bekommen. Das war eine Patientin von mir im Krankenhaus, die hat nicht mehr gehen können. Ich konnte ihr helfen, weil wir uns an die Patientenanwaltschaft gewandt haben und es ist dann in die richtige Richtung gegangen und diese Patienten ist dann akut operiert worden. Sie wollte aber leider ihre Leidensgeschichte dann nicht erzählen und das ist genau unser Problem, das wir haben. Das kommt x-mal vor, das kommt wahrscheinlich hundertfach vor, und die Leute sind dann so froh, dass sie wieder gerade gehen können und dass sie das hinter sich haben, obwohl sie sehr viel Geld gezahlt haben.

 

Ein so ein Ding hat damals, das ist schon länger her, 8°000 EUR gekostet, mit dem Aufenthalt. Das ist nicht finanzierbar für eine alte Frau, die alleinstehend ist. Das ist undenkbar und das ist etwas, was man wirklich abstellen muss. Das gibt es in verschiedenen Bereichen, das gibt es bei den Kataraktoperationen, das gibt es in der Rheumatologie und das ist eine absolut grausliche Geschichte. Es ist eine Gemeinheit, dass man die schwächsten Leute finanziell belastet und so tut, als wäre das ganz normal.

 

Das ist nicht normal und das wollen wir nicht dulden und ich bin guter Dinge, dass wir das vielleicht doch in der nächsten Legislaturperiode angehen und endlich einmal draufkommen werden, wer das jetzt macht und wie das ist und wie das läuft und dass wir das beweisen können und dass wir das abstellen können. Ich glaube, wenn man das einmal abstellen kann, dann ist es vorbei, denn das ist eine wirkliche Gemeinheit gegenüber den Menschen.

 

Zum niedergelassenen Bereich noch ein paar Bemerkungen: Ich möchte festhalten, dass dadurch, dass wir nicht aus einer Hand finanzieren, es so ist, dass der niedergelassene Bereich von Ärztekammer und ÖGK und anderen Kassen dominiert wird. Das heißt, die Kassenverträge werden ausgeschrieben. Da müssen beide Partner zustimmen, dann wird etwas ausgeschrieben. Die Kriterien sind völlig intransparent. Ich kann das einfach behaupten, weil es so ist, weil ich es so erlebt habe.

 

Ich habe mich nämlich seit eineinhalb Jahren für einen Arzt in der äußeren Mariahilfer Straße eingesetzt habe, der einfach die Kündigung bekommen hat, weil er 70 Jahre geworden ist. Die Ordination ist einfach ausgeschrieben worden, obwohl ich vorher schon telefoniert habe und gesagt habe, nein, das kann nicht sein, es gibt ja Ausnahmen. Die Ausnahmen sagt man mir nicht, die stehen auch nirgends, das ist alles intransparent. Wenn da irgendwer von uns allen im Raum noch etwas von Intransparenz redet, dann sage ich, geht zur Ärztekammer und zur ÖGK in Kombination. Das ist gar nicht lustig, leider.

 

Einmal ist es ein Kriterium, dass man schon gewartet hat, dann ist es plötzlich ein Kriterium, warum man vorgenommen wird. Das ist auch lustig, denn da gibt es einen Grund, warum jemand länger wartet, weil er irgendwelche Diplome nicht hat oder irgendwelche Fähigkeiten nicht hat und dann plötzlich kommt das. Man weiß es nicht, und es gibt auch keine Auskunft. Ich habe mich sehr bemüht. Ich habe viel gefragt und keine Antworten bekommen, sondern immer nur die Antwort, das muss immer mit der Ärztekammer abgestimmt werden.

 

Letztendlich ist es uns dann durch eine sehr große Penetranz mit pausenlos schreiben, telefonieren, fordern, zu Veranstaltungen hingehen, wo die Betroffenen sitzen, die zuständig sind, doch gelungen, dass diese Ordination gerettet werden konnte. Wir hatten ja schon eine Verlängerung um drei Monate bis 31. März erwirkt und ab 1. April ist jetzt der Nachfolger derjenige, der bei ihm schon geholfen hat und bei ihm gelernt hat, die Praxis gemacht hat, der den Kassenvertrag hat und der ältere Kollege macht die Vertretungen.

 

Die haben so viel zu tun, die haben im Schnitt so ungefähr 150 Patienten pro Tag, und da ist das eine ganz

 

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