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Gemeinderat, 68. Sitzung vom 23.04.2025, Wörtliches Protokoll  -  Seite 114 von 116

 

Berichterstatter GR Ing. Christian Meidlinger: Ich bitte um Zustimmung.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Prof. Kaske. Ich erteile es ihm.

 

21.32.00

GR Prof. Rudolf Kaske (SPÖ)|: Sehr geschätzter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine geschätzten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Und ich darf heute sagen, da es auch meine letzte Rede in diesem Auditorium ist, liebe Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter!

 

Außer Protokoll sage ich, in meinem profanen und wirklichen Leben habe ich immer gegen den Zwölfstundentag gekämpft, und daher weiß ich es natürlich zu schätzen, dass Sie hier heute ausharren, aber ich will es ehrlich gesagt nicht überstrapazieren. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Es ist mir aber trotzdem ein Anliegen, zumindest einen Satz zu diesem Poststück zu sagen, nämlich insofern, als die „Joboffensive für Jugendliche“ ein tolles und notwendiges Vorhaben ist, um die Arbeitslosigkeit bei jungen Erwachsenen zu senken und natürlich die Qualifizierung zu heben. Und ich wünsche mir, und ich denke auch, wir wünschen uns, möge dieses Vorhaben von Erfolg begleitet sein. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Nun aber, meine geschätzten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, zum zweiten Teil meiner Ausführungen. Ich möchte mich gerne von Ihnen, von euch hier und heute verabschieden. Aus meiner Sicht geht eine lange politische, interessenspolitische Reise dem Ende zu, vom Jugendvertrauensrat in einem internationalen Konzern vor mehr als 50 Jahren bis hin zum Vorsitzenden zweier Gewerkschaften im ÖGB, dann Bundesarbeitskammerpräsident und Präsident der Wiener Arbeiterkammer, bis hin zum Abgeordneten des Bundesrates sowie jetzt in den letzten fünf Jahren Landtagsmitglied und Gemeinderat meiner Heimatstadt Wien. Ich sage - wieder außer Protokoll -, der Kollege Meidlinger hat sich geweigert, den Nachruf auf mich zu halten. Deswegen werde ich die Abschiedsrede heute hier halten. (Heiterkeit bei der SPÖ.)

 

Und jetzt komme ich, wieder im Protokoll ... (Heiterkeit bei der SPÖ. - Zwischenruf.) Nein, aber jetzt wieder ernst gemeint, geschätzte Kolleginnen und Kollegen. Rückblickend kann ich und möchte ich sagen, dass jeder Lebensabschnitt und eigentlich jede Funktion spannend war. Ich war mit Leib und Seele und eigentlich mit viel Herzblut Interessensvertreter von bis zu knapp vier Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Ich habe wie viele von Ihnen auch viel gelernt, viel mitgenommen und eigentlich unschätzbare Erfahrungen gewonnen. Ich habe auch sehr interessante Persönlichkeiten kennen gelernt. Eine der ersten großen Persönlichkeiten, die ich kennen und schätzen gelernt habe, war Bruno Kreisky, und er hat mich eigentlich sehr geprägt. Aber darüber hinaus bis in die heutige Zeit habe ich viele Begegnungen mit sehr, sehr interessanten Menschen und Persönlichkeiten gehabt.

 

Aber auch hier, in meiner politischen Funktion in Gemeinderat und Landtag, war es so, dass ich viele von Ihnen kennen gelernt habe, schätzen gelernt habe und eigentlich sind Sie tief in meinem Herzen. Das möchte ich Ihnen bei dieser Gelegenheit hier und heute auch sagen, und dafür, dass ihr mich getragen habt, ertragen habt, gebührt Ihnen, euch ein großes Dankeschön. Und vielleicht war ich auch manchmal lästig, aber das gehört halt zur politischen Aufgabe. Und ich bin sehr dankbar, dass ich mit Ihnen, dass ich mit euch ein Stück des Weges gehen durfte.

 

Und wenn ich schon bei der Dankbarkeit bin, möchte ich auch sagen, ich möchte mich bei meinem Freund und Bgm Dr. Michael Ludwig bedanken, bei allen Stadträtinnen und Stadträten. Und natürlich habe ich im Finanzbereich sehr eng mit dem jetzigen Stadtrat und vorher mit Peter Hanke zusammengearbeitet.

 

Ich darf mich beim Klub sehr herzlich bedanken - lieber Joe, vielen herzlichen Dank -, bei der Klubdirektorin, aber vor allen Dingen bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Klubs. Es sind unschätzbare Geschichten, die ich hier erlebt habe, und dafür bin ich sehr dankbar. Und es war immer eine angenehme und wohlwollende Zusammenarbeit.

 

Lassen Sie mich in meiner Abschiedsrede auch eine Bemerkung machen, die mir kraft Erfahrung auch wichtig erscheint. Das politische Leben hat mich gelehrt, dass man in der Zusammenarbeit der Fraktionen nicht immer einer Meinung sein muss beziehungsweise einer Meinung sein kann. Das ist so im wirklichen Leben. Entscheidend ist jedoch, dass man die Argumente des politischen Mitbewerbers mit dem nötigen Feingefühl beurteilt und dass man sich - und das halte ich für ganz, ganz entscheidend - mit großem Respekt begegnet. Und ich hoffe, dass mir das bei Ihnen, bei euch im Großen und Ganzen gelungen ist (Allgemeiner Beifall.)

 

Ich hoffe auch, dass nach dieser Wahl, nach dieser Landtags- und Gemeinderatswahl in vier Tagen wieder mehr die jeweiligen Argumente zählen und nicht, wie jetzt manchmal - das verstehe ich aber auch -, wenn in der heißen Phase des Wahlkampfes - ich sage, ein bisschen im Überschwang der Gefühle - hitzige, manchmal aber auch untergriffige Debatten stattgefunden haben. Und ich hoffe, dass alle nach der Wahl wieder auf Normaltemperatur kommen. Dass es geht, auch vor der Wahl, glaube ich, hat der heutige Abend gezeigt. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Ich möchte hier sagen, es geht ja auch darum, dass man nicht nur im Wahlkampf, sondern auch sonst, im wirklichen Leben, immer bei der Wahrheit bleibt, dass man sich beim morgendlichen Betrachten im Spiegel auch in den Spiegel schauen kann und sagen kann, ich habe es ehrlich gemeint. Und ich glaube, das ist ganz, ganz wichtig, weil es einerseits um die eigene Seele geht, aber vor allen Dingen, Kolleginnen und Kollegen, geht es um die Menschen in dieser Stadt, die Vertrauen in uns setzen. Und das soll nicht falsch verstanden werden. Ich bin kein Moralapostel, sage ich gleich dazu, aber ich glaube, wichtig ist immer wieder im Leben, jeder möge sich selbst prüfen, wie er sozusagen mit Argumenten, mit Menschen und sonstigen Dingen umgeht. Denn - und das sage ich hier, in dieser Funktion, die ich ausgeübt habe - es geht um unser geliebtes Wien, es geht um die Anliegen der Menschen in unserer Stadt, die wir

 

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