Landtag,
6. Sitzung vom 30.1.2002, Wörtliches Protokoll
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auch so, dass man dort eine Erhöhung durchführen
muss. Und gestern ist im ORF die Meldung gekommen, dass der Landeshauptmann
sagt, man muss das sehr genau prüfen, denn vielleicht ist es doch nicht
notwendig, das in dieser Höhe durchzuführen. Das heißt, wir machen das Spiel
"der Gute und der Böse", der böse Finanzstadtrat und der gute Herr
Landeshauptmann, der auf seine Wienerinnen und Wiener schaut und versucht, das
doch noch in einem Ausmaß zu gestalten, dass es für die Wienerinnen und Wiener
nicht zu teuer wird.
Er hat sich aber heute im "Kurier" zu einem interessanten
Berechnungsmodus herabgelassen. Ich habe immer geglaubt, der Landeshauptmann
ist Doktor phil, er ist aber nach diesen Modellen auch ein guter Rechner, denn
er hat herausgefunden, dass die Erhöhungen bei den Wiener Linien nicht nur dazu führen müssten, dass man die
Inflationsrate abgleicht, sondern dass die Wiener
Linien eh nicht teurer geworden wären. Das entspricht zwar nicht ganz
der Wahrheit, schaut aber im Aufriss im "Kurier"
recht gut und recht interessant aus.
Die Frage ist: War es wirklich notwendig, dass die Wiener Linien, knapp nachdem ihnen der
ÖPNV-Vertrag einen sicheren 4-Milliarden-Zuschuss jährlich bietet, kommen und
sagen, sie brauchen jetzt eine Erhöhung der Tarife, um überhaupt über die
Runden zu kommen. Die Begründung, dass die Wiener
Linien so viel besser sind als alle anderen - die Wiener Linien sind gut, darüber gibt es
überhaupt keine Diskussion -, aber dass knapp drei Monate, nachdem ihnen der
ÖPNV-Vertrag die Möglichkeit bietet, klare Zuschüsse zu erhalten, ohne dass das
in irgendeiner Form an den Warenabgängen mitzuberechnen ist, ist an sich unverschämt.
Drei Monate, nachdem das gesichert ist, bringt man einen Erhöhungsantrag von immerhin
20 Cent ein. Das ist nicht so wenig, denn wenn ich von 1,30 EUR auf
1,50 EUR gehe, sind das 2,80 S. (Abg
Godwin Schuster: Wo war denn Ihr Protest, wie die ÖBB für die Zone 100
21 S verlangt haben? Wo war denn da Ihr Protest? Wo war der Protest auf
Bundesebene, wie die ÖBB 2 S mehr verlangt haben, als wir in Wien?)
Herr Kollege Schuster, lassen Sie sich das erklären, vielleicht verstehen Sie
es dann!
Der Landeshauptmann hat vor einiger Zeit ein Interview
in der "Presse" gegeben und dort einen interessanten Satz von sich
gegeben, als er nach der Wirtschaftspolitik gefragt wurde. Er hat daraufhin
gesagt, es gäbe einen europäischen Weg und es gäbe einen amerikanischen Weg und
ihm gefalle der amerikanische Weg besser. (Abg
Godwin Schuster: Wo haben Sie protestiert?) Na, das ist eine interessante
Feststellung! Ich möchte nur einmal erklären, was ihm am amerikanischen Weg
besser gefällt. (Abg Godwin Schuster: Ich
frage Sie, wo Sie protestiert haben, dass in Niederösterreich die Zone 100
21 S kostet und in Wien 19 S? Wo haben Sie protestiert?) Herr
Kollege Schuster, ich habe nur 10 Minuten Redezeit! Darum werde ich Ihnen
keine Antwort auf Ihre Anfrage geben!
Jedenfalls ist der amerikanische Weg, den der Bür
germeister möchte, wirtschaftspolitisch interessant.
Ist ihm der Weg des Notenbankchefs, des Herrn Greenspan, der die Leitzinsen
bisher elfmal gesenkt hat, lieber? Oder vertritt er die Linie des Herrn
Duesenberg, der in der Europäischen Zentralbank die Leitzinsen nicht oder nur
marginal gesenkt hat? Oder ist es ihm sozialpolitisch lieber, dass man - wie in
den USA - drei Jobs ohne soziales Netz haben muss, um über die Runden zu kommen?
(Abg Godwin Schuster: Ich frage Sie nur,
wo Sie protestiert haben? Wo war Ihr Protest?) Ich weiß nicht, ob das
wirklich der Sozialismus ist, den wir kennen, weil so habe ich ihn noch nicht
gesehen! Aber das wäre der amerikanische Weg eines Wirtschaftswachstums.
Das wirklich Interessante ist: Wollen wir gerade
jetzt dem amerikanischen Weg frönen, dem wir eigentlich verdanken, dass auch
die Wirtschaft in Europa nachgegeben hat, weil natürlich die dort einsetzende
Rezession dazu geführt hat, dass sich das auf den europäischen Markt
durchgeschlagen hat und dass die Wirtschaftsdaten auch in Europa zurückgehen? -
Es geht uns hier in Österreich noch etwas besser, als im rot-grün regierten
Deutschland, wo die Arbeitslosenzahlen noch bedeutend über den österreichischen
liegen. Aber Wien tut alles dazu, um auch in diese Höhe zu kommen. Es geht uns
auch bei den Wirtschaftsdaten besser, als in Deutschland, aber wir leben nicht
im Vergleich, sondern in Österreich. Darum sollte es uns grundsätzlich besser
gehen. (Abg Franz Ekkamp: Wir sind schon
bei den Schlusslichtern!) Ich glaube auch, dass in Österreich die
Wirtschaft vielleicht schneller anspringt, als in den USA. (Abg Franz Ekkamp: Wir sind schon ganz unten!) Dass der Anschlag am
11. September 2001 dazu geführt hat, dass sich die Wirtschaft zum Teil im
Sinkflug befindet und das auch auf Europa überschlägt, ist ganz selbstverständlich.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese Belastungen,
von denen die Wiener SPÖ behauptet hat, sie werden durch den Bund an die Bürgerinnen
und Bürger herangetragen, versucht Wien noch locker zu überbieten. Es ist
wirklich so, dass das Gegenmodell zum Bund dazu führt. Der Bund hat zwei Jahre
lang mit aller Kraft versucht, die Schulden, die rote Finanzminister nach
30 Jahren übergelassen haben, wieder in den Griff zu bekommen. Aber jetzt
ist der Bund so weit, dass er Überlegungen nach dem strengen Sparen und nach
der Mithilfe aller Österreicherinnen und Österreicher anstellt, weil Sparen
kann man nur, wenn jeder mithilft und es hat jeder gemacht, auch die Länder
haben mitgeholfen, durch dieses 30-Milliarden-Länderpaket. Dazu beigetragen hat
auch der Finanzstadtrat aus Wien, indem er dem Finanzausgleich zugestimmt und
den Beitragsdienst geleistet hat. Das ist selbstverständlich nur in einer gemeinsamen
Kraftanstrengung gegangen.
Nur Wien versucht jetzt eigene Wege über Tariferhöhungen zu
gehen, zum Beispiel bei der Müllabfuhr, die jetzt in Diskussion steht. StR
Schock hat bei der Budgetdebatte gesagt, das Nächste werden die Wasser- und Kanalgebühren
sein. Ich bin mir 100-prozentig sicher, es wird zitzerlweise kommen. Das
Nächste, was wir hören
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