Landtag,
7. Sitzung vom 28.02.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 53
Sozialhilfe kommt, zu Kürzungen bei der Flüchtlingshilfe
kommt, zu Kürzungen bei sozialpädagogischen Einrichtungen kommt und
höchstwahrscheinlich zusätzlich zu einer Tariferhöhung! (Abg Godwin Schuster: Aber nein!) Lieber Godwin Schuster, schau dir
den Budgetvoranschlag an. Da stehen die Zahlen so drinnen. Ihr habt ihn so
beschlossen.
Nichtsdestoweniger, da gebe ich euch Recht, enthebt
das Blau-Schwarz nicht der Verantwortung, weil in diesen Zeiten ein Budget ganz
leicht zu schaffen ist, indem man Leistungen auf Bundesebene massiv kürzt. Sie
sagen immer, es wird gespart. Es wird nicht gespart, es wird den Menschen etwas
weggenommen! Sie kürzen Leistungen und das bei der höchsten Steuer- und Abgabenquote!
Ja, glauben Sie allen Ernstes, dass irgendjemand anderer Schwierigkeiten hätte,
unter solchen Rahmenbedingungen ein Nulldefizit zusammenzubringen? - Nein,
wirklich nicht! Das kann jeder, denn wenn man auf der einen Seite den
Österreichern und Österreicherinnen etwas wegnimmt und sie auf der anderen
Seite immer stärker belastet, dann geht sich das irgendwann aus. Na ja, das ist
so wahrlich kein Meisterstück, sondern das ist in Wirklichkeit niveaulos! Es
ist niveaulos, den Menschen etwas vorgaukeln zu wollen und sie gleichzeitig
dafür zu bestrafen.
Und das geht jetzt in Richtung ÖVP, dass vor allem
Ihr Wirtschaftsminister Schüssel maßgeblich für die exorbitante Verschuldung in
der Zeit der gemeinsamen Regierung von SPÖ und ÖVP verantwortlich war! (Abg Godwin Schuster: Das ist objektiv! -
Abg Franz Ekkamp: Ja, das ist objektiv!)
Na ist das einmal ein Lob von der SPÖ! Aber kommen
wir zurück. (Abg Franz Ekkamp: Ja, sehr
objektiv!) Jetzt kommen wir zurück zu Wien.
Jetzt drängt sich bei mir schon ein Verdacht auf,
warum heute dieses Thema so gewählt worden ist, obwohl das normalerweise so
absolut kein Landtagsthema ist, und das zeigt sich auch an der Besetzung der
Journalistengalerie. Ein bissel habe ich das Gefühl, dass krampfhaft versucht
wird, irgendwie von dem bestehenden Flächenwidmungsskandal abzulenken! (Heiterkeit bei der SPÖ.) Na ja, Sie
haben doch dieses Thema auf die Tagesordnung gesetzt, in dem Wissen, dass neben
den Verfehlungen auf Bundesebene gerade in Wien durch Ihre Politik der
geplanten Tariferhöhungen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, bei den
Müllgebühren und bei den Abwassergebühren, und durch Ihre Einschränkungen im
Bereich der Sozialhilfe und bei Sozialausgaben, genau diese soziale Kälte, die Sie
auf Bundesebene anprangern, zur Realität wird! Und für diesen Weg stehen wir
als GRÜNE ganz bestimmt nicht zur Verfügung! - Danke sehr! (Heiterkeit bei der SPÖ. - Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Johann Hatzl:
Herr Abg Walter Strobl ist der nächste Redner.
Abg Walter Strobl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Wie sehr der SPÖ das Thema ein Anliegen ist, zeigt ja
die Präsenz. Ungefähr die Hälfte ist nicht im Saal. Also, man sieht offenbar
schon, wie ernsthaft Sie hier tatsächlich glauben, von diesem Saal aus, von
diesem Rednerpult aus ... (Abg Christian
Oxonitsch: Herr Kollege, seid ihr wirklich nur mehr so wenige?) Meine Leute
sind da. (Abg Christian Oxonitsch: Seid
ihr wirklich nur mehr so wenige?) Wir sind nicht mehr, das tut mir Leid.
Aber ihr seid viele und davon nur die Hälfte ist auch noch zu viel! Aber
trotzdem fehlt hier ungefähr die Hälfte.
Sie haben die Aktuelle Stunde mit "Demontage des
Sozialsystems" eingebracht und einige demontieren jetzt Ihr Image. Gut!
Auch das ist eine Möglichkeit! (Beifall
bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend): Ich danke dem Abg
Strobl für die Unterstützung in meiner Vorsitzführung. (Abg Walter Strobl lacht.) Es trifft für alle Fraktionen zu. Sie
haben 20 Sekunden Gutzeit, weil Sie mir das Geschäft abgenommen haben! (Beifall bei der SPÖ. - Allgemeine
Heiterkeit.)
Abg Walter Strobl (fortsetzend): Die Autobahnvignette,
die Einkommenssteuer, die Körperschaftssteuer, die Kapitalertragssteuer, die
Tabaksteuer, die Umsatzsteuer, die Versicherungssteuer eingeführt und erhöht
haben sozialdemokratische Bundeskanzler und sozialdemokratische Finanzminister.
(Abg Mag Rüdiger Maresch: Und wo war die
ÖVP?) Das Karenzgeld, das Pflegegeld (Abg
Mag Rüdiger Maresch: Wo war die ÖVP? Wo war die ÖVP?), das Bausparen, die
Geburtenbeihilfe, die Studentenfreifahrt gekürzt beziehungsweise abgeschafft
haben sozialdemokratische Bundeskanzler und sozialdemokratische Finanzminister.
Und Sie empören sich heute, bei Sanierungsmaßnahmen, wo der Schuldenberg allein
für die Zinsenzahlung 100 Milliarden S ausmacht, über Maßnahmen, die
sozusagen da jetzt zur Rückzahlung aufgewendet werden müssen. (Abg Christian Oxonitsch: Und warum steigt
dann der Schuldenstand?)
Meine Damen und Herren, ich will es Ihnen an einem
Beispiel der Studiengebühren deutlich zeigen. (Abg Christian Oxonitsch: Aber warum steigt dann der Schuldenstand?) In
9 von 15 EU-Ländern gibt es Zugangsbeschränkungen zu den Universitäten. In
insgesamt 11 EU-Staaten gibt es Gebühren, die deutlich höher sind als hier
in Österreich. Bis vor kurzem gab es nur 2 Länder, nämlich Luxemburg und
Österreich, die einen absolut freien Zugang gewährleistet haben.
Jetzt muss man sich aber einmal überlegen: Wer
finanziert denn das Bildungswesen Universität, das immerhin pro Studierendem
durchschnittlich 110 Millionen S kostet? - Das sind die Steuerzahler,
die in Mehrheit keine Akademiker sind und die von dieser Einrichtung auch nicht
partizipieren. Daher muss man sich einmal überlegen, was an der Situation
überhaupt sozial ist, wenn man davon ausgeht, dass jeder Akademiker auch mit
der Zielsetzung letztlich wirtschaftlich besser verdienend sein wird, als die
Masse der Menschen, die in diesem Staat dieses System zahlen. (Beifall bei der ÖVP. - Abg Christian
Oxonitsch: Zugangsverweigerung!)
Daher, meine Damen und Herren, war es sinnvoll
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