Landtag,
7. Sitzung vom 28.02.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 53
Herrn Bundeskanzler diese Werbung umsonst gibt. Ich fürchte
fast, das kostet Millionen und Abermillionen für eine eigentlich unnötige
Sache.
Meine Damen und Herren! Es gibt auch einen Präsidenten.
Nicht der unsere, der da hinten sitzt, sondern es gibt einen Präsidenten, Frau
StRin Landauer, den kennen Sie wahrscheinlich besser als ich, den Herrn Herwig
Frad. Der ist ausgezogen, um den Mitarbeitern des Hauptverbands das Arbeiten zu
lernen. Ich fürchte, er hat in einem falschen Buch nachgelesen. Er hat nämlich
geglaubt, 100 Prozent Beurlaubung heißt 100 Prozent Gehalt beziehen.
Das ist in die Hose gegangen. Das war sogar Ihrem Minister der ÖVP-Riege zu
viel! Er wurde jetzt zurückgepfiffen. Was man ihm aber nicht absprechen kann:
Fleißig ist Herr Präsident Frad. Er geht auf sehr viele Bälle. Wenn man ihn
treffen will, hat man dort die Gelegenheit. Und jetzt kommt es natürlich noch:
Jetzt nimmt er diese Mühsal und Plage auf sich, setzt sich da zu Leuten, die
ihn vielleicht gar nicht leiden können oder auch eher umgekehrt, und dann muss
er sich von seiner Apanage noch die Getränke und wenn er vielleicht auch einen
Hunger hat, das Essen auch noch bezahlen! Na, meine Damen und Herren, das geht
doch nicht! Dafür muss es doch etwas geben! Noch dazu, wo er so fleißig ist und
im Prinzip diese Bälle ja nicht auslassen kann.
Sie haben, meine Damen und Herren der Opposition, und
leider auf Bundesebene in Regierungsverantwortung, den Herrn Halbzeit-, Teilzeit-
oder-wie-auch-immer-Präsidenten in den Hauptverband gesetzt, ohne dass Sie ein
richtiges Konzept haben. Sie haben nur ein Konzept und ein Motto: "Schwarz
hinein in den Hauptverband, damit Blau herauskommt". Das ist Ihr
demokratiepolitischer Beitrag zur Umfärbung demokratisch gewählter Instanzen! (Beifall bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren! Diese Bundesregierung ist
auch ausgezogen, um den Österreicherinnen und Österreichern das Sparen zu
lernen, was man ihnen aber nur vorspiegelt. Sie glauben, dass die Österreicher
tatsächlich meinen, dass die Minister die Sessel, auf denen sie sitzen, dem
Dorotheum entlehnt haben, dass die Dienstautos Ihrer Minister aus dem
Gebrauchtwagenfundus der Wiener Linien
stammen und die Gehälter bei einer Sammlung der Caritas zu Stande kommen.
Anscheinend kommt dabei nicht so viel zusammen, dass sie mit den Gehältern
zufrieden sind, deswegen wollen so viele schon in die Pension oder in die Privatwirtschaft.
Da gibt es den Herrn Schmid, die Frau Forstinger, die Frau Sickl. Vielleicht
ist der Nächste der Herr Haupt, der maßgeblich an der Demontage unseres Sozialsystems
beteiligt ist.
Meine Damen und Herren! Sie hören gerne - Sie wollten
es ja von mir hören, Frau StRin Landauer - persönliche Beispiele. Zu den
Ambulanzgebühren darf ich Ihnen etwas sagen: Sie wissen es vielleicht, ich habe
drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter. Mein ältester Sohn, der 20 Jahre
alt ist, leidet leider seit seinem vierten Lebensjahr an Diabetes Mellitus
Typ I. Das heißt, er ist insulinpflichtiger Diabetiker. Was ist passiert?
- Er kann nicht zu einem praktischen Arzt gehen, weil er muss alle vier Wochen
seinen HP1C-Wert feststellen lassen, ob er ordentlich eingestellt ist. Das
macht kein praktischer Arzt. Er ist verpflichtet, in die Spitalsambulanz zu gehen.
Präsident Johann Hatzl
(unterbrechend): Noch eine halbe
Minute, Herr Abgeordneter.
Abg Kurt Wagner
(fortsetzend): Voriges Monat hat er
ein Schreiben bekommen, wo er im Prinzip aufgefordert wird, 150 S für
jeden Ambulanzbesuch zahlen zu müssen. Jetzt kommt es noch: Vor ein paar
Monaten bricht er sich beim Sport die Hand, hat nicht geglaubt, dass sie
gebrochen ist und geht erst nach zwei Stunden ins Meidlinger Unfallkrankenhaus.
Frau Stadträtin, wissen Sie, was er bekommen hat? - Eine Vorschreibung für
250 S! Sogar die erhöhte Ambulanzgebühr musste bezahlt werden!
Meine Damen und Herren, das ist politischer Raubzug!
Hier geht es um chronisch Kranke und chronisch Kranke müssen von dieser
Bezahlung dieser inhumanen Ambulanzgebühr befreit werden! (Beifall bei der SPÖ. - StRin Karin Landauer: Und Sie verlangen vom
Chemotherapiepatienten Tagsätze!) Geben Sie nicht den Kranken, den
Jugendlichen und den Behinderten für Ihre unfähige Regierungspolitik die
Schuld! (StRin Karin Landauer: Wann
stellen Sie es ab, dass Chemotherapiepatienten bei uns Tagesgebühren bezahlen
müssen?) Betreiben Sie keine Sozialdemontage! (StRin Karin Landauer: Das ist ganz fies, was Sie da machen!) Je
früher, meine Damen und Herren, diese Bundesregierung wieder von der
politischen Bühne abtritt, desto besser ist es für Österreich, für die Wienerinnen
und für die Wiener! (Beifall bei der
SPÖ.)
Präsident Johann Hatzl:
Die Aktuelle Stunde ist somit beendet.
Ich darf einen kleinen Einschub machen, um Sie auf etwas
aufmerksam zu machen, das nur mehr heute möglich ist und am 26. begonnen hat.
Mit diesem Einschub versuche ich keine Aktion zur Leerung des Saals, sondern es
kann sich im Laufe des Nachmittags ausgehen. In der Volkshalle gibt es eine Ausstellung
von den Helfern Wiens und der Gesellschaft für Landesverteidigung und
Sicherheitspolitik über "Hilfe kennt keine Grenzen". Das ist sehr
interessant. Wenn es jemanden interessiert und er nach der Sitzung Zeit hat,
dann gibt es noch die Möglichkeit, sich das anzusehen.
Meine Damen und Herren! Bevor wir zur Erledigung der
Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 im Zusammenhalt mit
§ 31 Abs. 1 der Geschäftsordnung bekannt, dass an schriftlichen
Anfragen von Abgeordneten des Grünen Klubs im Rathaus 1 und des ÖVP-Klubs
der Bundeshauptstadt Wien 1 eingelangt sind. Von den anderen Fraktionen
gab es nichts.
Vor Sitzungsbeginn sind von den Landtagsabgeordneten
des Grünen Klubs im Rathaus 3 und des Klubs der Wiener
Freiheitlichen 2 Anträge eingelangt.
Den Fraktionen wurden alle Anträge schriftlich bekannt
gegeben. Die Zuweisungen erfolgen wie beantragt.
Die Abgen Heinz Christian Strache und Johann Römer haben
gemäß § 30 b der Geschäftsordnung eine
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