Landtag,
7. Sitzung vom 28.02.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 53
kreise eingerichtet, da wird dann auch der eine oder andere
Schritt in die richtige Richtung gemacht, das will ich nicht bestreiten, aber
den Kinder- und Jugendanwälten nur zu sagen, sie sollen sich mit der Verwaltung
auseinander setzen, Arbeitskreise machen und das besprechen, ist meiner Meinung
nach der falsche Weg und nicht genug. Da ist die Politik gefragt. Da müssen wir
Entscheidungen treffen. Da müssen wir Gesetze beschließen, die passen. Da
müssen wir beschließen, dass die UNO-Konvention in die Wiener Verfassung kommt.
Das ist unsere Aufgabe. Unsere Aufgabe ist es, den politischen Rahmen
vorzugeben, der dann von der Verwaltung umgesetzt wird.
Jetzt ist es genau umgekehrt. Die Politik lehnt sich
zurück und sagt, das soll die Verwaltung machen. Dann legt sie uns was vor und
wir sind damit einverstanden oder nicht einverstanden. Das ist aber ein
vollkommen falscher Politikbegriff, der hier herumkreist! Wir sind
Politikerinnen und Politiker und haben politisch zu handeln. Wir haben Gesetze
zu verabschieden und Maßnahmen zu treffen.
Ich nenne ein einziges Beispiel. Die
Wohnbaugenossenschaft Sozialbau baut im 14. Bezirk auf der Hütteldorfer
Straße. Dort ist es wie überall in Wien. Es existieren null Einrichtungen für
Jugendliche, weil die auch gar nicht vorgegeben und vorgeschrieben sind. Was
nicht vorgeschrieben ist, wird es auch nicht geben. Es gibt dort nichts für
Jugendliche. Wissen Sie, was die Aussage von dem Herrn von der Sozialbau war,
der das noch verteidigt? Er meint: "Sollen die Jugendlichen halt in den
Wienerwald gehen." - Das sind auch Aussagen. Schicken wir sie halt in den
Wienerwald! Sollen die Kinder im Wienerwald spielen und die Jugendlichen ihre
Freizeit dort verbringen oder ihre Feste feiern! Das sind doch keine
kompetenten Aussagen in einer Großstadt wie Wien! Das kann doch politisch nicht
angehen, dass wir diesen Standpunkt einnehmen und auch noch verteidigen!
Mein Appell an alle Politikerinnen und Politiker in
diesem Haus - das richtet sich jetzt nicht an die Parteien, sondern an die
Einzelnen von Ihnen und von uns - lautet: "Haben Sie die notwendige
Zivilcourage und haben Sie die positive Haltung gegenüber Kindern und
Jugendlichen, dafür zu sorgen, dass unsere Gesetze den Kindern und Jugendlichen
auch tatsächlich gerecht werden!" (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Ich habe lange überlegt. Zuerst habe ich mir gedacht,
heute, bei meiner Rede, ist eigentlich der richtige Augenblick, um einen Antrag
zur sofortigen Abstimmung einzubringen, in dem ich verlange, dass die
UNO-Konvention über die Rechte des Kindes in die Wiener Landesverfassung kommt.
Aber den Ausgang davon kennen wir alle. Die Grünen
hätten aufgezeigt und im Übrigen wäre der Antrag mit überwältigender Mehrheit
abgelehnt worden. Frau StRin Laska hat auf mein Befragen im Ausschuss bereits
gesagt, dass sie nicht dafür ist, dass die Kinderrechtskonvention in die
Verfassung kommt. Wir haben auch kurz darüber geredet, dass die Chefjuristen
dieses Hauses die Meinung vertreten, dass das in der Form nicht hineinkommen
kann. Es gibt mittlerweile genügend andere juristische Stellungnahmen, die das
Gegenteil sagen, die nämlich sagen, selbstverständlich könnte man das in die
Landesverfassung hineinschreiben. Ich hoffe sehr, dass das jetzt nicht das Ende
der Debatte ist, und ich hoffe sehr, dass irgendwann in den nächsten Jahren die
UNO-Kinderrechtskonvention noch in die Verfassung kommt.
Ich werde aber, um einen Dialog mit allen
aufzunehmen, wenn ich den Antrag dann einbringe, mich auch darum bemühen, dass
es eine namentliche Abstimmung gibt, denn dann muss sich jede Abgeordnete und
jeder Abgeordnete deklarieren. Da muss dann jeder Einzelne sagen, er will mehr
Partizipation, mehr Mitreden und mehr Mitgestalten von Jugendlichen, er steht
dazu und weiß, am einfachsten ist es, wenn das in die Landesverfassung kommt.
Da wird jeder Einzelne aufgefordert sein, zu sagen, er steht dazu, Politik, also
strukturelle Gestaltung, für Kinder und Jugendliche zu machen. Da wird es dann
nicht so einfach sein, sich hinter der Partei oder hinter irgendwelchen
juristischen Meinungen zu verstecken. Sie wissen so gut wie ich, wenn man in
dieser Stadt irgendetwas umbringen will, sagt man, die Juristen sagen, das geht
nicht. Dem ist aber nicht so, denn es gibt genug andere Gutachten.
Ich habe den Antrag formuliert. Ich werde ihn jeder
Partei zukommen lassen. Sie sind eingeladen, wenn Sie sich dazu äußern wollen.
Es ist nicht so, dass ich sage, daran kann kein Wort geändert werden, aber am
Prinzip und an der Forderung, dass das in die Verfassung soll, möchte ich
nichts mehr ändern.
Ich habe noch eine Bitte, die ich abschließend
inhaltlich noch deponieren möchte. Das ist eine Bitte, die ich sowohl an den
Wiener Landtag, weil da wird es um eine Sonderdotierung gehen, als auch an die
Kinder- und Jugendanwälte habe. Es geht dabei um die sich in Wien befindlichen
minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge. Ich denke, es ist hoch an der Zeit
bezüglich dieser Kinder, die ganz sicher die allerärmsten Kinder von ganz Wien
sind, weil sie niemanden haben, weil sie traumatisiert sind, weil sie sich
selbst nicht helfen können, weil sie darauf angewiesen sind, dass der Landtag und
der Gemeinderat sich damit befassen. Ich möchte gerne, dass eine Erhebung
gemacht wird, wie viele minderjährige unbegleitete Flüchtlinge sich derzeit
tatsächlich in Wien befinden, wo und in welcher Art und Weise sie derzeit
versorgt sind, welche Kinder wie viele Ressourcen zu ihrer Verfügung haben, um
hier überleben zu können und wie für sie gesorgt wird.
Ich weiß, es wird einiges getan. Die Dinge liegen
dennoch im Argen. Für Selbstbeweihräucherung ist hier kein Platz, sondern auch
da muss man sagen, wir haben Handlungsbedarf. Das gilt für das gesamte Thema.
Damit möchte ich abschließen. Wir Politikerinnen und Politiker haben
Handlungsbedarf und müssen Politik machen, gerade Politik zu Gunsten von
Kindern und Jugendlichen. - Danke schön. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Präsident Johann Hatzl:
Zum Wort ist Frau Abg Korosec gemeldet. Ich erteile es ihr.
Abg Ingrid Korosec
(ÖVP-Klub der Bundeshaupt-
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