Landtag,
8. Sitzung vom 25.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 48
Kooperation der Umwelttechnologien geflossen, insbesondere
was Abfallwirtschaft, Abwasserentsorgung und Ähnliches betrifft, aber ebenso
ist es zu einer sehr organisierten Form des Kulturaustausches gekommen und wir
wollen das für die Zukunft selbstverständlich auch fortsetzen. Es geht hier
darum, das gut nachbarschaftliche Miteinander auch durch bestimmte konkrete
Projekte zu dokumentieren und auch umzusetzen. Es war eine der, glaube ich,
wirklich wichtigen Rollen, die Helmut Zilk auch eingeleitet hat, dass man durch
die Zusammenarbeit der Städte, insbesondere der Hauptstädte, den Weg bereitet
hat auch für die Zusammenarbeit der Länder.
Ich darf Ihnen hier mit großem Engagement auch
berichten, dass trotz aller derzeitigen, sagen wir einmal, schlechten
Beziehungen zwischen der Republik Österreich und der Tschechischen Republik und
unüblichen diplomatischen Störungen in diesen Beziehungen, die Zusammenarbeit
zwischen Wien und Prag und zwischen Wien und Brünn keineswegs gestört ist, dass
die Kooperation gerade im kulturellen Bereich aktuell auf verschiedensten
Ebenen verläuft und dass selbstverständlich auch der Wiener Bürgermeister immer
ein gern gesehener Gast ist, der allerdings auch bei dieser Gelegenheit keine
selbige vorübergehen lässt, um nicht über Atomkraftwerke zu diskutieren, was
ich mein ganzes politisches Leben immer schon mit großem Vergnügen gemacht
habe.
Präsident Johann Hatzl:
Danke. - Die dritte Zusatzfrage: Herr Abg Prochaska.
Abg Johannes Prochaska
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Landeshauptmann!
Die erste Erklärung, die
abgeben wurde, nämlich dass Sie die Vertreibungen auf Grund einiger der
Benes-Dekrete als eine massive Menschenrechtsverletzung ansehen, erspart es
Ihnen jetzt, mir die Frage zu beantworten, ob etwa die tölpelhafte Erklärung
des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten "Israel möge das
Palästinenserproblem auf dieselbe Weise lösen, wie die Tschechoslowakische
Republik das Sudetenproblem gelöst hat", zu qualifizieren. - Ich schließe
lieber an die letzten Äußerungen von Ihnen an, wo Sie auf konkrete Maßnahmen
verwiesen haben.
Es gibt mit einer Reihe - es
müssen nicht Städte sein - auch kleinerer Gemeinden und Dörfer eine ganz
großartige Zusammenarbeit, wo mit Hilfe der ehemaligen Bewohner gemeinsame
kulturelle Veranstaltungen, die Pflege der alten Friedhöfe als
Erinnerungsstätte der Ahnen, Wiedererrichtung von gesprengten Denkmälern und so
weiter und so fort, vorgenommen werden.
Kann man
sich in Wien vorstellen, dass man auch auf der Ebene der kleinen Gemeinden,
etwa durch Einladung von Schulklassen oder auch durch sichtbare Auszeichnungen
an solche Bürgermeister, das Verhältnis zu entkrampfen versucht und die Ebene
der eher unglücklichen Äußerung auf der nationalen Ebene in der tschechischen
Republik somit fast unterlaufen könnte?
Präsident Johann Hatzl:
Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Abgeordneter!
Mit der
Ebene unglückseliger Äußerungen auf beiden Seiten der Grenze zwischen
Österreich und der Tschechischen Republik wird man sich wohl befassen müssen,
aber man merkt schon den Widerwillen in mir, den ich dazu habe, denn wenn ich
an die Äußerungen des tschechischen Ministerpräsidenten zu den Sudetendeutschen
denke und mir gleichzeitig in Erinnerung rufe, welche Bedeutung etwa die
Seliger-Gemeinde in der sudetendeutschen Arbeiterbewegung auch hatte, dann
trifft mich das doppelt. Zum einen als Humanisten, zum zweiten aber natürlich
als Sozialdemokraten, denn wer mit derartigen Vorurteilen arbeitet, der kann
mich als Gesprächspartner mit Sicherheit nicht haben. Nicht nur, weil es
undifferenziert und nicht nur, weil es tölpelhaft ist, sondern weil es einfach
unwürdig und unmoralisch ist, was hier in diesem Zusammenhang auch gesagt
wurde. (Beifall bei der ÖVP und bei der
FPÖ.)
Was die Formen der Zusammenarbeit betrifft, so gibt
es hier zweifelsohne mehrere Ebenen. Die Form einer Fachzusammenarbeit, die
sich durch EU-Recht beispielsweise ergibt, aber natürlich auch durch unsere
nationale Kooperation, die ich für sehr wichtig halte. Aber, und das glaube
ich, haben Sie zu Recht auch angesprochen, ist die Frage der Symbolik, die
Frage des Gefühls, die Frage dessen, dass man den Menschen auf beiden Seiten
der Grenzen vermittelt, es ist die alte Systemgrenze vorbei, es ist die Zeit
des kalten Krieges vorbei, wir leben in einer Welt, in einem Europa, und dieses
Gefühl muss man den Menschen auch geben, denn zweifelsohne gibt es eine Menge
Leute, die ein Interesse daran haben, das nicht so zuzulassen, alte Grenzen
heraufzubeschwören, falsch verstandene Nationalismen heraufzubeschwören.
Und ich halte daher die Zusammenarbeit gerade auch im
kleinen Raum für besonders bedeutend und bin hier einer Meinung und auch mit Dankbarkeit
erfüllt, dass Kollege Dr Pröll sich hier auch sehr bemüht, in Zusammenarbeit
mit den Gemeinden, insbesondere des Waldviertels, aber auch des Weinviertels,
zu solchen Kooperationen zu kommen und ich unterstütze ihn gerne dort, wo Akte
der Symbolik auch gemeinsam zu setzen sind.
Natürlich
ist es als Wiener Bürgermeister meine Aufgabe, in aller erster Linie darauf zu
schauen, dass hier die Zusammenarbeit der Städte forciert wird und ich will
auch dem Kollegen Pröll hier nicht irgendwie ins Handwerk pfuschen in
Niederösterreich, solche Sachen würden meiner Freundschaft durchaus keinen
besonders guten Dienst erweisen. Aber dort, wo wir gemeinsam Dinge tun können,
symbolische Akte, aber auch materielle Akte setzen wollen, wie etwa an der
Thayagrenze, dort mache ich das gerne und halte das auch persönlich gesehen für
sehr wichtig.
Präsident Johann Hatzl:
Letzte Zusatzfrage: Herr Abg Dr Günther.
Abg Dr Helmut GÜNTHER
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Landeshauptmann!
Eines der
Hauptprobleme, das oft zur Eskalierung führt, ist, glaube ich, ein bisschen der
deutsche Sozialdemokrat und Erweiterungskommissar Verheugen. Denn
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