Landtag,
8. Sitzung vom 25.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 48
mit den Expertinnen und Experten
des Jugendgerichts, aber auch aller anderen ExpertInnen in diesem Fachbereich
ein Zusammenspiel ergibt, das unersetzbar ist und das man nicht zerstören soll.
Der Jugendgerichtshof leistet einen Beitrag, dass
Wien zu den sichersten Städten der Welt gehört und niemand, dem diese
Zielsetzungen ein Anliegen sind, kann auf die Idee kommen, eine solche
Einrichtung einer solchen Veränderung zuzuführen. (Beifall bei der SPÖ.)
Was mir so
wichtig ist, ist in dem Zusammenhang ein bisserl darauf aufmerksam zu machen,
dass man nicht glauben soll, dass das eine Einzelmaßnahme ist. Und wer sich die
Maßnahmen der letzten Zeit vor das geistige Auge zurückruft, der weiß, dass es
wie eine Perlenkette ist, die hier Stück für Stück aneinander gereiht wird.
Es ist dies auf der einen Seite die vom Innenminister
veranlasste Auflösung der Wiener Jugendpolizei, es sind alle Maßnahmen, die
sich gegen Bildungssysteme richten. Immer ist es die Jugend, die im Mittelpunkt
steht.
Vom Frauen- und Sozialminister, der ja auch für die
Jugend zuständig ist - man glaubt es kaum, denn gehört hat man noch nichts von
ihm in dieser Causa -, gibt es unendlich viele kleine Schrittchen, die immer
dafür sorgen, dass Förderungsmaßnahmen für Jugendliche wegfallen.
Was die Jugendarbeitslosigkeit betrifft, haben wir in
diesem Haus berichtet. Man fragt sich also, was ist die Zielsetzung dahinter,
was bedeutet dieses nächste Puzzleteilchen, das jetzt die Zerschlagung einer
hervorragend funktionierenden Einheit darstellt? - Und auch noch die
Vorgangsweise, nämlich tunlichst keine Diskussion, kein Einbeziehen derer, die
jahrzehntelang dort gearbeitet haben, kein Einbeziehen der Stadt Wien - gut,
das sind wir schon gewohnt -, die Voraussetzungen schaffen und dann
durchtauchen, ohne Rücksicht auf Verluste.
Das muss Auswirkungen haben, das hat sicherlich
Auswirkungen auch auf die Wiener Struktur insgesamt und es wird vor allem
Auswirkungen haben auf die Jugendlichen, die in diesem Vollzug drinnen sind.
Ich weiß nicht, ob Sie den Bericht vor einigen Tagen
gesehen haben, wo auch die Bundesländer - wo man immer sagt, Wien ist so eine
Ausnahme und das gibt es nur in Wien und schadet es den anderen nicht, wird es
auch den Wienern nicht schaden -, die bereits diesen Vollzug haben, über die
großen Probleme berichtet haben, die es gibt. Denn es kann nicht, wie behauptet,
in einer gemeinsamen Vollzugsanstalt eine Trennung erfolgen, sondern
selbstverständlicherweise werden die Jugendlichen dann mit erwachsenen
Straftätern zusammenkommen und das entbehrt jedweder Logik und jedweder
Pädagogik.
Ich wende mich entschieden gegen diese Vorgaben, die
hier gesetzt worden sind und weiß mich eins mit allen Expertinnen und Experten
in diesem so breiten Berufsfeld und fordere die Rücknahme dieser Maßnahme. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Johann Hatzl:
Die erste Zusatzfrage: Frau Abg Jerusalem.
Abg Susanne Jerusalem
(Grüner Klub im Rathaus): Frau Stadträtin!
Ich glaube, wir sind einer Meinung in dem Punkt, dass
es sich um eine absolut schamlose Attacke gegen Jugendliche handelt, die
straffällig geworden sind. Es ist eine schamlose Attacke gegen Wien.
Die Frage, die sich aber jetzt natürlich stellt, ist:
Was kann Wien tun, um zu retten, was noch zu retten ist? Was werden Sie in
diesem Fall tun können?
Daher meine Frage: Ist es für Sie vorstellbar, Planposten
für den nicht juristischen Bereich zur Verfügung zu stellen und mit dem
Bundesminister darüber zu sprechen, diese Maßnahme doch noch zurückzunehmen,
wenn Wien mitzahlt?
Präsident
Johann Hatzl: Frau
Stadträtin.
LhptmStin
Grete Laska: Sie schaffen es
immer wieder, zu wirklicher Verblüffung beizutragen. Denn Ihre
Lösungsmöglichkeiten sind immer nach dem selben Muster gestrickt: Auf der einen
Seite sagen Sie, entsetzlich, was hier passiert. Wenn wir Planposten schaffen
für nicht juristisches Personal, sollen die uns dabei helfen, das
Justizministerium dazu zu bewegen, eine Schwachsinnsmaßnahme zurückzunehmen
oder was soll das?
Und was soll die Fragestellung, ob Wien bereit ist,
eine eindeutige Aufgabe des Bundes mitfinanzieren zu wollen? Wollen Sie
endgültig das Wiener Budget, das ohnedies schon in einem hohen Ausmaß dazu
beitragen muss, dass der gesamte Bundeshaushalt funktioniert, in den Ruin
treiben, indem Sie von uns verlangen, Maßnahmen zu finanzieren, die
Bundesaufgaben sind? - Ich weiß nicht, mit welcher Verantwortung Sie hier als
Landtagsabgeordnete des Wiener Landtags überhaupt nur auf die Idee kommen
können, solche Fragen zu stellen und dann noch wahrscheinlich enttäuscht über
die Antworten sind?
Ich sage hier eindeutig: Ich wehre mich gegen die
Maßnahmen, werde alle, dort wo ich es kann, unterstützen und gemeinsam mit
einer breiten Plattform von Expertinnen und Experten, die hier sagen, dass dies
die falsche Maßnahme ist und zurückzunehmen ist, auftreten, fordere den Wiener
Landtag und alle seine Abgeordneten auf, dasselbe zu tun, wenn sie im Sinne der
Wiener Jugendlichen unterwegs sind. Aber ich fordere Sie auch auf, damit
aufzuhören, ständig Belastungen von Wien zu verlangen, die in Wirklichkeit
genau das Gegenteil bewirken, nämlich dass wir zumindest unseren Aufgabenstellungen,
denen wir voll und ganz gerecht werden, mit dem nötigen Geld auch in Zukunft
nachkommen können, in Frage zu stellen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Präsident Johann Hatzl:
Die zweite Zusatzfrage stellt Herr Abg Dr Ulm.
Abg Dr Wolfgang Ulm
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau
Landeshauptmann-Stellvertreterin!
Sie haben
sich jetzt nicht ausgesprochen gegen die Vereinnahmung durch Frau Kollegin
Jerusalem, die gesagt hat, wir sind uns ja einig, dass es sich bei der
geplanten Maßnahme des Justizministers um eine schamlose Attacke gegen
straffällig gewordene Jugendliche handelt, gegen Jugendliche an sich und gegen
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