Landtag,
8. Sitzung vom 25.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 48
diesen Vögeln, gegen diese Glasscheiben prallen und
elendiglich zu Grunde gehen beziehungsweise anderwärtig entsorgt werden, wie
das im Bericht der Umweltanwaltschaft aufgeführt wird. Oft merkt man gar nicht
mehr, dass diese Vögel dagegen geprallt sind, weil Ratten und andere Tiere
diese gleich "entsorgen".
Es ist nun einmal so, dass wir uns hier schon auch
überlegen müssen, ob wir Singvögel und die Vogelvielfalt in dieser Stadt haben
wollen, weshalb wir uns unsere architektonischen Planungen auch unter diesem
Aspekt anschauen sollten, denn es kann nicht sein, dass in Wien die Vögel dann
an den Glasflächen picken, statt herumzufliegen beziehungsweise sich dort
aufzuhalten, wo wir sie gerne haben möchten, nämlich in dieser Stadt.
Ich werde einen Antrag einbringen, der sich genau mit
dieser Vogelproblematik und dem Bauen und den Glasfronten beschäftigt, und
zwar:
"Der Landtag wolle beschließen:
Der Wiener Landtag spricht sich für den umfassenden
Vogelschutz in Wien aus. Dazu gehört auch die Verhinderung von
Kleinvogelanprall an Glasfronten. Dies wird in dem entsprechenden
Materiengesetz verankert.
Weiters wird das zuständige Mitglied der Landesregierung
aufgefordert, alle gesetzlichen und sonstigen Maßnahmen zur Verhinderung von
Kleinvogelanprall an Glasfronten zu treffen, insbesondere die Empfehlungen der
Wiener Umweltanwaltschaft - im Einflussbereich der Stadt Wien -, alle neu
errichteten großflächigen Verglasungen (U-Bahn-Bauten, Lärmschutzwände,
öffentliche Gebäude et cetera) beziehungsweise bestehende Verglasungen
nachträglich mit den geeigneten Klebefolien zu versehen, zu
berücksichtigen."
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung
dieses Antrags. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Noch einmal, um das zu verdeutlichen: Es gibt eine
dieser Glasflächen beim Kinderfreibad Hofferplatz, wo es immer wieder dazu
kommt, dass diese Kleinvögel dagegen prallen. Ich glaube, gerade auch im
Interesse der Kinder, die dann hinter dieser Glasfläche spielen, ist es
vielleicht nicht so sinnvoll, dass in regelmäßigen Zeitabständen Kleinvögel und
auch größere Vögel gegen diese Glasfläche detonieren, und es ist auch nicht
schön anzusehen, wenn diese Tiere dann leidend am Boden liegen und sich niemand
darum kümmert - außer den Ratten.
Zum zweiten Thema: Der Naturschutz wird auch im
Bericht der Umweltanwaltschaft erwähnt, und ich möchte auf ein Thema kommen,
das in der letzten Zeit ein bisschen aus den Augen beziehungsweise aus der
öffentlichen Debatte verschwunden ist, nämlich die Gentechnik. Es hat 1997 ein
Volksbegehren gegeben und die Nichtbehandlung dieses Volksbegehren im Parlament
hat sich jetzt zum fünften Mal gejährt. Die Forderungen, die in diesem
Volksbegehren erhoben wurden, sind eigentlich nach wie vor nicht wirklich umgesetzt,
und ich glaube, dass Wien hier einen Schritt machen sollte - so wie das
Burgenland am 18. April -, um eindeutig zu bekennen, was die Stadt Wien in
Bezug auf Gentechnik zu sagen hat.
In Österreich und auch in anderen EU-Ländern ist das
In-Verkehr-Bringen und die Verwendung von gentechnisch veränderten Pflanzen
nach wie vor gesetzlich verboten, aber wer weiß, wie lange dem noch so ist. Es
ist anzunehmen, dass der Zulassungsstopp für die Verwendung von so genannten
Gentech-Pflanzen von der EU vielleicht auch aufgehoben wird, vielleicht sogar
in unmittelbar nächster Zeit.
Der Anbau von gentechnisch verändertem Saatgut kann
in Österreich noch nicht stattfinden, aber es zeigt sich, dass durch
Verunreinigungen des herkömmlichen Saatguts eine Kontaminierung mit Spuren von
gentechnisch veränderten Organismen auf Grund der Praxis in der
Pflanzenzüchtung, im Transport, im Anbau, in der Ernte und auch in der
Verarbeitung nicht zu 100 Prozent ausgeschlossen werden kann. Ich denke,
wir sollten daher ein Zeichen setzen, dass Wien schon auf gentechnikfreie
Nahrung und auch Saatgut drängt und auch Initiativen setzt und nicht hinten
nachhinkt. Denn auch in Vorarlberg gibt es schon Bestrebungen, dass sich hier
etwas ändert. Die haben das auch im Naturschutzgesetz verankert.
Wir haben einen Antrag vorbereitet, dessen Begründung
sehr ausführlich ist. Ich möchte sie daher auch nicht vorlesen, denn ich denke
mir, Sie alle können das selber nachlesen und mir dann hoffentlich zustimmen.
Ich möchte deswegen nur den Antrag einbringen:
"Der Landtag wolle beschließen:
1. Die Wiener Landesregierung unternimmt alle notwendigen
Schritte, um Wien als landwirtschaftlich gentechnikfreie Zone zu erhalten. Dies
wird in entsprechenden Landesgesetzen verankert. Gentechnikfreie Zone heißt, dass
keine gentechnisch veränderten Pflanzen angebaut oder freigesetzt werden.
2. Die Stadt Wien verpflichtet sich, im Rahmen ihrer
rechtlichen und organisatorischen Möglichkeiten, keine gentechnisch veränderten
Organismen auf gemeindeeigenen Gütern und Flächen anzubauen oder freizusetzen.
3. Die Stadt Wien verpflichtet sich weiter, durch
ihre Organe alle geeigneten Maßnahmen wie Gespräche und Bildungsarbeit zu
ergreifen, um die Landwirte und Grundbesitzer auf ihrem Gebiet zu überzeugen,
keine gentechnisch veränderten Organismen auf deren Flächen anzubauen oder
freizusetzen.
4. Die Stadt Wien fordert die verantwortlichen Politiker
nachdrücklich auf, dafür Sorge zu tragen, dass in ganz Österreich auch in
Zukunft keine gentechnisch veränderten Organismen angebaut oder freigesetzt werden
dürfen.
5. Die Stadt Wien fordert die verantwortlichen Politiker
auf Landes- und Bundesebene nachdrücklich auf, dafür Sorge zu tragen, dass die
Interessen jener Landwirte in Österreich, die gentechnikfrei produzieren wollen,
in Hinkunft rechtlich geschützt und gewahrt werden, und dass alle geeigneten
Maßnahmen ergriffen werden, um die Kontamination ihrer Flächen und Ernten durch
gentechnisch veränderte Organismen vollständig zu vermeiden.
6. Zur Verdeutlichung der Willenserklärung unterzeichnet die
Stadt Wien die gleich lautende Resolution
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