Landtag,
8. Sitzung vom 25.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 48
'Keine Gentechnik auf unseren Feldern' von Global
2000."
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung
dieses Antrags. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich denke mir, dass Wien, wenn 1,2 Millionen Menschen,
die 1997 das Volksbegehren für ein gentechnikfreies Österreich unterschrieben
haben, damit klar zum Ausdruck gebracht haben, dass Gentechnik nach wie vor
Risiken birgt und nicht das ist, was die ÖsterreicherInnen und auch die WienerInnen
wollen, hier ein Zeichen setzen sollte und vor allem nicht hinter dem
Burgenland zurückstehen sollte, das - wie ich eingangs erwähnt habe -
beschlossen hat, dass das Burgenland eine gentechnikfreie Zone wird. Wir würden
uns freuen, wenn auch Wien sich dieses Etikett "gentechnikfreie Zone"
wirklich verdienen würde. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster ist Herr Abg Klucsarits zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Rudolf Klucsarits (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Frau Kollegin! Sie haben in Ihrem Antrag bezüglich
Gentechnik grundsätzlich Recht. Ich brauche nicht zu betonen, dass die
Gentechnik in Österreich Gott sei Dank gesetzlich verboten ist. Aber ein paar
Sachen bezüglich Ihres Antrags hätten wir gerne noch diskutiert. Daher tut es
mir sehr, sehr Leid, dass Sie sofortige Abstimmung verlangen. Vielleicht können
Sie Ihren Antrag noch umändern auf eine Zuweisung in den Ausschuss. Es wären
einige Sachen, die wir diesbezüglich gerne noch diskutieren würden. Wir würden
sehr gerne mitgehen mit diesem Antrag. Vielleicht können Sie sich überwinden
und sagen, dass er dem zuständigen Ausschuss zugewiesen werden soll, wo wir dann
noch einiges diskutieren könnten. (Beifall
bei der ÖVP.)
Heute geht es hier primär um den Bericht der Umweltanwaltschaft.
Grundsätzlich könnte man diesen Bericht zur Kenntnis nehmen und vielleicht ein
paar Bemerkungen hinzufügen. Das wäre eigentlich der normale Ablauf so einer
Debatte. Aber leider - durch die Führung des Umweltressorts bedingt - muss ich
doch einige Kritikpunkte anbringen.
Meine Damen und Herren! Wir haben vor einiger Zeit in
einer der Debatten zum Bericht der Umweltanwaltschaft kritisiert, dass es uns
scheint, als gäbe es zwischen der Umweltanwaltschaft und dem Ressort keine
inhaltlichen Koordinationen. Wir haben daher das politische Gefühl gehabt, die
Arbeit erfolgt nebeneinander. Diesen Kritikpunkt ziehen wir wieder zurück, denn
es hat sich bewiesen, die Umweltpolitik ist nur mehr in der Umweltanwaltschaft
zugegen, denn Sie, Frau Stadträtin, haben sich von einer aktiven Umweltpolitik
bereits verabschiedet. Es kann nicht Sinn einer aktiven Umweltpolitik sein,
täglich - ich gebe zu, mit einem sehr schönen Bild - in der
"Kronen-Zeitung", im "Kurier" zu sein, hier Steuergelder
hineinzustecken, aber in der Umweltpolitik selbst geschieht nichts. (Beifall bei der ÖVP.)
Hier mein Dank an Sie, Frau Dr Büchl-Krammerstätter. (Frau Dr Büchl-Krammerstätter steht hinter
den Bankreihen und erwidert den Dank mit einem Kopfnicken und einem Lächeln.)
Sie haben es verstanden, unabhängig Umweltpolitik zu machen, Sie haben es
verstanden, heikle Themen aufzugreifen und diese auch beim Namen zu nennen.
Danke schön dafür. Es tut mir wirklich Leid, dass Sie jetzt in einer anderen
Funktion tätig sind, obwohl auch diese Funktion sehr, sehr wichtig ist. Mein
Ersuchen an Sie: Behalten Sie auch in dieser Funktion diese Unabhängigkeit,
diese Durchschlagskraft bei. Danke schön! (Beifall
bei der ÖVP.)
Wir werden uns die neue Umweltanwältin beziehungsweise
den neuen Umweltanwalt natürlich sehr kritisch anschauen. Wir würden gerne,
Frau Stadträtin, mit der neuen Umweltanwältin, mit dem neuen Umweltanwalt mitgehen,
aber es wird Ihre Entscheidung sein, und ich hoffe sehr, dass wir da gemeinsam
einen Weg gehen können, denn die Wiener Umwelt hat sich wirklich nur den besten
Umweltanwalt verdient. (Zwischenrufe bei
der SPÖ.) Anwalt oder Anwältin - ich bin da natürlich geschlechtsneutral.
Eines möchte ich hier auch noch anmerken: Frau
Stadträtin, Sie haben beim SUP bereits als Beamtin sehr führend mitgearbeitet.
Sie haben genau beim Abfallwirtschaftsplan festgestellt: Wien braucht eine
zusätzliche Müllverbrennungsanlage, und Sie haben ganz klar hervorgearbeitet:
Der Flötzersteig muss geschlossen werden. Was haben Sie gemacht? - Sie haben
sich herausgelehnt und haben ganz groß gesagt: In Wien kommt eine dritte Müllverbrennungsanlage
und der Flötzersteig wird geschlossen. Sie haben es verabsäumt, von Anfang an
dezidiert einen Standort, den die Fachleute bereits festgelegt haben, auch
bekannt zu geben.
Was ist dann passiert? - Alle mächtigen Bezirksvorsteher
haben - Florianiprinzip - gesagt: Bei mir nicht! Überall anders. Was ist herausgekommen
aus diesem Scherbenhaufen? - Heute müssen Sie, weil Sie diesem mächtigen
Bezirksvorsteher entgegenkommen müssen - der hat sich ja auch weit
hinausgelehnt, der hat gesagt, nur über meine Leiche kommt die
Müllverbrennungsanlage in meinen Bezirk -, ihm gegenüber Kompromisse machen.
Der Kompromiss schaut so aus, dass eine abgespeckte Anlage entstehen soll, aber
der Flötzersteig bleibt bestehen. Das kann nicht der Weisheit letzter Schluss
sein. (Beifall bei der ÖVP.)
Der Flötzersteig hat eine Technologie aus dem Jahre
1963, und ich glaube, da brauche ich überhaupt nicht zu erwähnen, wie sehr sich
gerade in der Umwelttechnik seit 1963 alles geändert hat, wie sehr gerade
dieser Standort heute nicht mehr möglich wäre bei unserer Westlage, wo der Wind
immer wieder vom Westen kommt, wo er alles über das ganze Stadtgebiet trägt.
Das wäre heute nicht mehr möglich.
Daher: Ziehen wir doch die Konsequenz! Bauen wir eine
Müllverbrennungsanlage, die dem jetzigen Standard entspricht. Bauen wir eine
Müllverbrennungsanlage, die auch auf Zukunft hält. Denn eines sage ich Ihnen:
Wenn Sie dieses Projekt durchführen, so müssen Sie spätestens - spätestens! -
in zehn Jahren eine zusätzliche Müllverbrennungsanlage bauen, weil die Kapazität
nicht
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