Landtag,
13. Sitzung vom 07.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 57
erhöht hat. Das ist auch ein gewaltiger Brocken. Ich sage
natürlich, dass man selbstverständlich helfen muss, dort, wo Hilfe notwendig
ist, es kann aber sicherlich auch nicht sein, dass der gesamte Betrag immer
mehr in die Wohnbeihilfe hineingeht und immer mehr ausgedehnt wird, sondern es
sollte so sein, dass wirklich nur dort geholfen wird, wo es notwendig ist.
Ich frage Sie daher: Werden Sie auch vor allem in den
Bereich der Ökologie – ich meine damit vor allem den Klimaschutz – verstärkt
Wohnbauförderungsmittel hineinfließen lassen. Ganz konkret frage ich – das ist
etwas, was wir immer verlangen –, ob es eine Ökoförderung geben soll. Diese
wäre auch sehr, sehr notwendig. Wann wird diese Ökoförderung im Land Wien
Gesetz werden?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf StR Werner Faymann:
Herr Kollege, Ökoförderung ist ja eine Überschrift, und wir haben so viele
ökologische Förderungen – sei es für Verringerung beim Heizungsbedarf, in dem
ganzen Bereich der thermischen Sanierungen et cetera – und weiten auch in
diesen Bereichen immer aus. Das heißt, es gibt verstärkte ökologische
Förderungen in unserer Stadt in nahezu allen Bereichen bis hin zum Neubau. Wie
Sie wissen, gibt es eine Reihe von Modellen, von den Niedrigenergiehäusern bis
hin zu Projekten, die gar keine Heizkörper mehr brauchen, et cetera.
Das ist aber nicht der wirkliche Punkt, warum die
Wohnbeihilfen angestiegen sind. Das hat zwei Ursachen. Die eine Ursache ist,
dass wir sie ausgeweitet haben auf Menschen im privaten Althaus, aber die
zweite Ursache – und das werden Sie ja auch genau wissen – ist die, dass es
mehr Menschen gibt als je zuvor, die entweder keine Arbeit haben oder deren
Einkommen, das sie mit ihrer Arbeit erzielen, nicht mehr ausreicht, um die
Miete zu bezahlen, um das Leben zu bestreiten. Und das ist eher der Besorgnis
erregende Teil.
Wobei man darauf verweisen muss, dass im
Jahre 1994, wenn man das jetzt zurückrechnet, mit
16 000 Wohnbauhilfenbeziehern oder im Jahre 2000 mit
20 000 Wohnbeihilfenbeziehern im Vergleich zu heute mit 36 422
Wohnbeihilfenbeziehern natürlich gleichzeitig die Investitionspolitik des Bundes
nachgelassen hat, ja zum Teil zum Verschwinden gebracht wurde. Und wer nicht in
die Wirtschaft investiert, wer die Chancen des Staates nicht wahrnimmt, um auch
anzukurbeln – neben der Schaffung von Rahmenbedingungen, neben
Konsolidierungsprogrammen –, wer diese Investitionen so brutal zurückfährt, wie
es in den letzten Jahren passiert ist, der braucht sich nicht zu wundern, dass
es dann viele Menschen gibt, die geringere Einkommen haben, die man in der
Arbeitslosenstatistik ja gar nicht bemerkt. Denn Menschen, die
Änderungskündigungen erfahren oder nach kurzfristiger Arbeitslosigkeit durch
Annahme eines anderen Job wesentlich weniger Einkommen haben, die fallen ja bei
den Arbeitslosenziffern gar nicht auf. Und diese Summe der Faktoren fehlender
Investitionen in der Bundespolitik hat sicher dazu geführt, dass es mehr
Menschen gibt, die sich ihre Miete nicht leisten können.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke. – Die vierte Zusatzfrage: Herr
Abgeordneter Josef Wagner.
Abg Josef Wagner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Stadtrat!
Sie haben einen Ausflug in die Arbeitsmarktpolitik
gemacht und damit klargemacht, dass Wien hier besonders schlecht dran ist, weil
Wien offensichtlich, nicht wie die anderen Bundesländer, ausreichende
Beschäftigung bieten kann. Das ist aber nur ein Teilaspekt, dass Wien in der
Beschäftigungspolitik an letzter Stelle liegt und daher die größte
Arbeitslosigkeit hat.
Mit eine Ursache, warum mehr Wohnbeihilfenbezieher
vorhanden sind, ist sicherlich auch die Politik, die in Wien gemacht wird im Bereich
Wiener Wohnen, wo es darum geht, Betriebskosten entsprechend abzusenken, wo es
um zu hohe Verwaltungsgebühren geht, die zum Teil eingehoben werden. Daher ist
hier schon Wien in erster Linie verantwortlich für ein gerechtes Wohnbeihilfen-
und Mietbeihilfensystem.
Welche Maßnahmen werden Sie daher in Zukunft setzen,
um hier besonders einkommensschwachen Personen und Familien einen besseren und
leichteren Zugang zu Wohnbeihilfen zu gewähren?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr Stadtrat!
Amtsf StR Werner Faymann: Herr
Abgeordneter!
Sie wissen so gut wie ich, dass die Verwaltungskosten
im Gemeindebau nicht der Grund sind, dass Menschen in Not geraten, und Sie
wissen, dass die niedrigsten und die geregeltsten Mieten in der Neuvermietung
im gemeindeeigenen Wohnbau sind. Ich verstehe, dass man, wenn man noch eine
Frage stellen kann, irgendetwas fragen muss, aber ich bitte Sie, uns hier nicht
zu unterschätzen. Wir können zwischen den Mieten im Gemeindebau und jenen im
privaten Althaus unterscheiden, und wir kennen auch die Verwaltungskosten und
deren Bestandteile, und wir wissen auf der anderen Seite um den Ernst des
Themas von fehlender Beschäftigungspolitik.
Ich sage das deshalb, weil wir in der Stadt die
Budgetmittel – und das zeigt ja die Wohnbauförderung sehr deutlich – im selben
Ausmaß nützen, wie das noch vor fünf Jahren oder vor sechs Jahren der Fall war,
um Kindergärten zu bauen, um im Bereich des Wohnbaus Neues zu errichten, um die
Stadterneuerung massiv ausgeweitet zu haben. Das heißt, hier ist ja kein
Vorwurf zu erheben, sondern im Gegenteil, hier ist ja der Beleg, zu zeigen,
dass wir Investitionen in der Stadt tätigen. Die Investitionen, die weggefallen
sind im Bereich der Infrastruktur, des Straßenbaus, der Bundesgebäude und
vieles mehr, sind eindeutig Investitionen, die in diesem Hause deshalb nicht
beschlossen werden können, auch wenn wir das wollten, weil wir dafür die
Kompetenz und die Zuständigkeit nicht haben. Das wissen Sie.
Der Wegfall dieser Investitionen hat in einer
Schlüsselindustrie der Bauwirtschaft verheerende Folgen ausgelöst. Es sind
jene, die früher in der Industrie im Tiefbau tätig waren, verstärkt in den
Wohnbau gegangen. Der Wohnbau mit einem Verdrängungswettbewerb hat viele
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